Forum zur Armut: Nord trifft Süd
Im Bürgerforum „Nord trifft Süd – Dortmund querbeet“ berichteten drei Einrichtungen und ein Service-Club eindrucksvoll von ihrem „Engagement gegen Armut“.
Die rund 50 Teilnehmer erfuhren dabei, wie beharrlich sich seit Jahrzehnten die Armut in der Stadt hält, aber auch an welcher Stelle die Mitwirkung Ehrenamtlicher und Spender besonders willkommen ist und wie jeder einzelne sich einbringen kann.
Wie kann und wie wird der Armut in Dortmund begegnet? Dieser Frage gingen die Podiumsgäste unter Moderation des Journalisten und Nordstadtbloggers Alexander Völkel abwechselnd nach.
Den Auftakt machten Bernd Büscher und Johst-Bernd Henseler von der Kana Gemeinschaft, die seit 1991 in der Nordstadt eine Suppenküche betreibt. Bernd Büscher schilderte eindrücklich die Notwendigkeit der Einrichtung - sowohl damals vor 25 Jahren, als sie ins Leben gerufen wurde, wie auch heute.
Täglich versorgt sie mittlerweile zwischen 200 und 300 Personen mit einer warmen Mahlzeit – und zwar ohne Blick auf Ausweis, Status oder Herkunft. Dabei stützt sich die Suppenküche auf eine große Zahl von Ehrenamtlichen. Zwischen 70 und 80 Helfer braucht es, um die Einrichtung am Laufen zu halten, bei einer Zahl von jährlich 66 000 Gästen. Bei Kana zählt man unterschiedlichste Mensch, Unternehmen und Institutionen zu ihren finanziellen Unterstützern.
„Das sind zum Beispiel Leute, die für uns fünf Euro jeden Monat beiseitelegen“, und natürlich gäbe es auch größere Spender. Auf staatliche Förderung verzichtete man jedoch von Anfang an komplett. „Wir wollen ja auch politisch für die Armen einstehen und auch mal unbequem sein können“, so Büscher. Ob es denn überhaupt Unterstützung von der Kommune oder anderen Stellen gibt, wie ein Teilnehmer fragte, könne er daher auch nicht beantworten.
Für die Einrichtung Gast-Haus, einer Anlaufstelle für Obdachlose an der Rheinischen Straße, sprachen Werner Lauterborn und Pfarrer Daniel Schwarzmann, der Wohnungslosenseelsorger der Stadt. 85 000 Mahlzeiten, insbesondere Frühstücke, verteilte die Einrichtung im vergangenen Jahr an Bedürftige und vor allem Obdachlose.
An dieses Angebot sind mittlerweile auch eine ärztliche Versorgung und andere Dienste angeschlossen. Zwei Glücksfälle in Form von Erbschaften von wohlhabenden Bürgern haben das Gast-Haus zudem zuletzt in die glückliche Lage versetzt, eine eigene Immobilie zu kaufen und gestalten zu können.
Daniel Schwarzmann verwies auf die Bedeutung, sowohl die materiellen Bedürfnissen der Gäste zu erkennen, aber ebenso die seelischen. Gerade im Norden träfe man auf die unterschiedlichsten Menschen und Notlagen. Den Standort der Einrichtung lobte eine Stimme aus dem Publikum, denn die einsetzende Aufwertung der Rheinischen Straße rücke das Gast-Haus und seine Gäste wieder in die Mitte der Gesellschaft. Tanja Walter und Bastian Pütter von bodo e.V. erklärten das Konzept hinter der Straßenzeitung und der beiden anderen Standbeine Transport- und Umzugshilfe sowie den Buchladen.
Bodo ist eine von weltweit über hundert Straßenzeitungen. Das Finanzierungskonzept von bodo unterscheide sich von vielen anderen karitativen Einrichtungen vor allem dadurch, dass man auch wirtschaftlich denke und mit seinen Produkten erfolgreich „am Markt und am Kunden“ sein wolle. Die Spenden und Zuwendungen dienten dazu, die bestehende Lücke zu füllen: „Wir wollen, dass die Zeitung nicht nur aus Nächstenliebe gekauft, sondern dass sie auch gerne gelesen wird“, so Pütter. Die aktuelle Ausgabe wartet daher auch mit einem besonderen Highlight auf: Papst Franziskus hatte den Straßenzeitungen exklusiv ein Interview gegeben.
Zuletzt betrat Ubbo de Boer das Podium, um über die Arbeit des Rotary Clubs Hörde zu informieren. Das Engagement der Rotarier steche dadurch hervor, da es sich um Menschen handle, die aus der Überzeugung, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen, tätig würden und so viele verschiedene Projekte unterstützen.
Die kontroverse Frage aus dem Publikum, was Armut überhaupt sei und wie man diese definieren könne, musste an diesem Abend jedoch unbeantwortet bleiben. Die Vertreterinnen und Vertreter der Einrichtungen betonten jedoch, dass sie selbst für ihre Arbeit keine benötigten. Deren Erfahrung: Es koste doch immer Überwindung, Hilfe anzunehmen. „Bei uns ist jeder willkommen!“
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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