Flüchtlingsforum berät über Integration in den Arbeitsmarkt
Über die Möglichkeiten, Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, diskutierte jetzt das Dortmunder Flüchtlingsforum, das sich in diesem Jahr zum vierten Mail im Dietrich-Keuning-Haus traf.
Gemeinsam mit der Stadt, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter hatte der Dortmunder Arbeitskreis Kimble unter dem Motto "Flüchtlinge kommen an!"zu der Veranstaltung eingeladen, und das Forum des Keuning-Hauses war gut besucht.
Schon die Einführungen von Frank Neukirchen-Füsers, Chef des Jobcenters, und von Pascale Ledune von der Dortmunder Wirtschaftsförderung machten die Richtung deutlich: „ Es ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung“, erklärte Neukirchen-Füsers.
Denn rund 75 Prozent der Flüchtlinge sind jünger als 35 Jahre. Rund 80 Prozent kommen aus Syrien, 80 Prozent sind junge Männer. Sie sind motiviert und bildungshungrig, möchten sich hier ein neues Leben aufbauen. „Wir sollten nicht den Zögerern und Zauderern das Handeln überlassen, keine falschen Kompromisse eingehen. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber“, so Neukirchen-Füsers.
„Nach dem Willkommen stehen die Mühen des Alltags“, stellte Pascal Ledune, der stellvertretende Geschäftsführer Wirtschaftsförderung fest. „Doch Dortmund ist für die kommenden Aufgaben gut aufgestellt“, ist er sicher.
Im Vordergrund der Integration in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft müssen erst einmal Sprach- und Intergrationskurse stehen. Erste Maßnahmen gibt es bereits: In zwölf Wochen werden die Eingliederung in den Arbeitsmarkt durch Praktika und Kompetenzermittlung flankiert von Sprachkursen und Bewerbungstraining.
Im August soll dann der KompAS folgen: In sieben bis acht Monaten lernen die Flüchtlinge vormittags deutsch, nachmittags werden betriebliche Praktika angeboteen. Auch die Handwerkskammer hat schon frühzeitig ein Pilotprojekt angeboten, das Flüchtlingen eine Ausbildung im Handwerk ermöglicht. Mittlerweile wurde das Projekt erweitert.
Auch der Integration Point, der im Oktober letzten Jahres von der ARGE und dem Jobcenter in der Steinstraße eröffnet wurde, hilft als erste Anlaufstelle den Flüchtlingen. Mit zunächst 16 Mitarbeitern ging es an den Start, um Flüchtlinge bei der Arbeitsvermittlung und anderen Fragen zu unterstützen, aktuell wurde der Mitarbeiterstamm schon auf 33 Personen aufgestockt. 477 Klienten wurden bisher dort betreut. Der Integration Point in Dortmund ist der dritte seiner Art in ganz NRW.
Einige der vorwiegend jungen Männer haben es aber schon in eine Ausbildung geschafft: Sie berichteten von ihren Erfahrungen. Ausbilder Joachim Goldenstein erinnert sich: „Paul hat uns seine Geschichte erzählt, die uns sehr mitgenommen hat.“ Paul kam als Unbegleiteter Minderjähriger Flüchtling aus Mali nach Dortmund. Sein Ausbilder: „Ich habe zwei leibliche Kinder, Paul ist nun mein drittes Kind.“
Die Teilnehmer des Flüchtlingsforums diskutierten in sechs Arbeitsgruppen verschiedene Themenansätze. So ging es um verschiedene Angebotsstrukturen, die es besser zu vernetzen gilt. Eine weitere Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit psycho-sozialen Angeboten für Flüchtlinge, die durch teilweise stark traumatisierende Erlebnisse unter einer enormen Belastung stehen.
Flüchtlinge in Betrieben war das Thema einer weiteren Gruppe. Das Interesse der Dortmunder Arbeitgeber an einer Einstellung und der Integration von Flüchtlingen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist ungebrochen groß. Dies erfahren die Mitarbeiter im Integration Point täglich. Ebenso stoßen die Kammern auf reges Interesse ihrer angeschlossenen Arbeitgeber. In der Arbeitsgruppe wurden die Erwartungen abgeglichen und angepasst und Erfahrungen ausgetauscht.
Ein weiteres Thema: Der Bedarf an Deutschkursen für Flüchtlinge. Zahlreiche Programme wurden neu entwickelt, bestehende Förderprogramme modifiziert. Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurden die aktuellen Programme vorgestellt. Mit der besonders wichtigen Frage des Ehrenamtes beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe. Sie will die Vernetzung der verschiedenen Angebote vorantreiben.
Infos zu Flüchtlingen in Dortmund:
Die meisten Menschen kommen aus Syrien, gefolgt vom Irak, Iran und Afghanistan
Rund 10000 Flüchtlinge leben in Dortmund
davon sind 900 Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge
6592 Flüchtlinge beziehen Leistungen nach dem Asylgesetz
1169 bekommen Leistungen nach dem SGB II
Rund 3600 Menschen leben in Übergangseinrichtungen
Etwa genauso viele haben eine eigene Wohnung
Im Jahre 2015 kamen teilweise 1000 Menschen pro Tag in die Erstaufnahmeeinrichtung nach Hacheney
Durch die Schließung der Balkanroute haben sich die Zahlen reduziert
Im März 2016 kamen 3700 Flüchtlinge nach Dortmund
Im April waren es 3200 Menschen
Quelle: Ulrich Piechota, Leiter Sozialamt, und Frank Binder, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt Dortmunder
Zitat: „Ich bin stolz wie Bolle auf die Willkommenskultur in Dortmund“,
Pascal Ledune, stellvertretender Geschäftsführer Wirtschaftsförderung
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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