Erster Spatenstich fürs Fußballmuseum
Der Ball rollt nach Dortmund. Zwar haben sie den 1. Spatenstich ein bißchen "gefaked", wie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach schmunzelnd zugibt, während er mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Ullrich Sierau kräftig Sand auf der Baustelle fürs zukünftige Fußballmuseum Richtung zig laufender Kameras wirft. "Wir befinden uns hier eher auf dem Vorplatz", erklärt der DFB-Chef auf dem eingezäunten Areal am Königswall, wo für 36 Mio. Euro in zwei Jahren der Wallfahrtort des deutschen Fußballs entstehen soll.
Die Gästeliste liest sich an diesem Morgen wie das "Who is who" des Fußballs. Die Dortmunder oben auf der Katharinentreppe recken die Hälse, um einen Blick auf Uwe Seeler, Otto Rehhagel, Die Kremer-Zwillinge, Olaf Thon, Siggi Held, Klaus Fischer und viele mehr zu werfen.
Dortmund landet Haupttreffer
Den Haupttreffer hatte Dortmund eigentlich schon gelandet, als sich der DFB in geheimer Abstimmung unter 14 Bewerberstädten und dann noch gegen den westlichen Konkurrenten für die Stadt des BVB entschied. „Und das war noch vor den beiden Meisterschaften“, erinnert Niersbach.
Während Rainer Calmund den Spatenstich verpasste umringten die Journalisten Uwe Seeler, den Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft. „Seit 2010 konzipieren wir das Fußballmuseum, ab heute wird gebaut“, kündigt Niersbach an und erntet dafür lauten Applaus. Das zukünftige Mekka für Fußballfans sei ein schönes Bespiel für die gelunge Partnerschaft zwischen DFB, Land und Stadt. Immerhin schießt der Fußballbund 17,5 Mio. Euro aus der WM und das Land noch einmal 18,5 Mio. in das Projekt. Die Stadt steuert das Filetgrundstück am Wall hinzu.
„Entscheidend ist aufm Platz und das ist heute hier“, greift Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zum roten Mikro. Ja, es sei äußerst sinnvoll dem Fußball hier in seiner Herzkammer ein Museum zu errichten, denn der Fußball sei ein wesentlicher Faktor der Region. „Ich freue mich, dass Dortmund den Zuschlag bekommen hat“, betont Kraft, „ denn hier sind wir in der Herzschlagkammer des Fußballs.“ Fußball sei Teil unseres Lebens, Teil unserer Geschichte. „Football is coming home!“
Und genau wie der Oberbürgermeister und der DFB-Präsident hat sie überhaupt keine Sorge, dass das hier kein neuer Wallfahrtsort wird.“
Und all die Legenden des Fußballs, die an diesem Morgen später gegenüber im Harenberg City Center, dort wo das Modell des Museums steht, fachsimpeln, sollen dazu beitragen, dass sich das 36 Mio. Projekt füllt. Auf 6000 qm werden Bananenflanken und Fallrückzieher, Siege, Niederlagen und auch Uwe Seelers Hinterkopftor erlebbar.
Wir sind Fußball!
„Wir sind Fußball“ so das Motto des zukünftigen Fußballtempels, der die Helden nicht ausstellen will, sondern sie einlädt. Und auch Oberbürgermeister Sierau heißt sie willkommen: „Hier ist der Fußball sowas von Zuhause“. Das DFB-Museum werde eingebettet in eine ganze Kultur- und Museumsmeile. Und das direkt vorm Hauptbahnhof, der dann auch endlich angepackt werden. Doch das Museum, ein Impulsgeber auch für junge Leute, werde mit 24 Monaten Bauzeit im Herbst 2014 wohl eher fertig als der Bahnhof. „Tourismus, Gaststätten- und Hotelgewerbe, Einzelhandel, alle werden profitieren davon“, ist Ullrich Sierau sicher, das sei bereits per Studie festgestellt.
Den Anstoß für das ambitionierte Projekt gab die WM 2006 von der auch Filmemacher Sönke Wortmann begeistert berichtet. Und eigentlich werde das Museum auch keines, eher ein Wallfahrtsort, eine packende Erlebniswelt für die ganze Nation. Multimedial wird Fußball erlebbar, auf einem auf dem Kopf gestellten Platz, wo der Besucher auf dem Spielfeld steht und die Spieler von der Tribüne zuschauen, aber auch an vielen interaktiven Stationen. So werde der Mythos des Spiels voller Begeisterung und Leidenschaft lebendig gemacht, per Film, Shows und Interaktion.
Gänsehaut huscht über den Rücken
Gestaltet hat das Konzept für das Dortmunder Museum2.0 die Berliner Agentur Traid. Das erste deutsche Haus des Fußballs findet ein Zuhause in einem futuristischen Entwurf, der mit einer verglasten Ebene zur Bibliothek die Besucher ins Gebäude zieht. „Vor Lauter Vorfreude huscht einem schon eine Gänsehaut über den Rücken“, meint der DFB-Präsident, der vielleicht nicht nur eine Eintrittskarte sondern auch noch Franz Beckenbauers Goldmedaille als Exponat einbringen will.
„Wir haben darum gerungen, das das Projekt im Rahmen bleibt und keine Überraschungen birgt“, betont Oberbürgermeister Sierau. Von innen nach außen bauen wird Architekt Gerhard Feldmeyer in den nächsten Monaten eine „schwebende Schatzkiste“ unter der die Stadt wie ein Teppich hindurchgeht. „Fußball ist für viele das Leben, der ganze Stolz für den sie persönlich sehr viele Opfer bringen“, stellt Ullrich Sierau fest, daher will er im Mekka der Fans auch die gesellschaftliche Dimension des Fußballs erleben und sich darüber austauschen. „Der Wunsch vieler Fans in der Halbzeitpause mal in der Kabine dabei zu sein“, meint Niersbach, „im Allerheiligsten - diese Faszination gibt es in dieser Art auf der ganzen Welt nicht. Das hat gefehlt.“
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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