Envio rudert zurück

Solche schrottreifen Transformatoren wurden bei der Firma Envio zerlegt.  Offenbar wurden Arbeitsschutzvorschriften bewußt umgangen. Jetzt hat der Prozess gegen den  Hauptangeklagten Dirk Neupert begonnen. | Foto: Archiv
  • Solche schrottreifen Transformatoren wurden bei der Firma Envio zerlegt. Offenbar wurden Arbeitsschutzvorschriften bewußt umgangen. Jetzt hat der Prozess gegen den Hauptangeklagten Dirk Neupert begonnen.
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Schon beim gestrigen Prozessauftakt in Sachen Envio gab es starken Tobak: Envio-Chef Dirk Neupert als vorverurteiltes Opfer einer Medienkampagne, die Opfer möglicherweise selbst Schuld an gesundheitlichen Schäden?
Nicht die PCB-Belastungen in der Firma seien Schuld an den Vergiftungen der Arbeiter, sondern deren ungesunder Lebensstil, hatt der Neupert-Verteidiger Ralf Neuhaus verlauten lassen.
Heute nun eine Erklärung der Firma Envio, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit: „ Wir möchten an dieser Stelle noch einmal verdeutlichen, dass unsererseits nicht behauptet wurde, dass die beobachteten PCB-Werte auf den persönlichen Lebensstil zurückzuführen sind, sondern - das ist die Auffassung des von der Staatsanwaltschaft beauftragten Gutachters Prof. Dr, Rettenmeier - beobachtete gesundheitliche Auffälligkeiten mit solchen Faktoren plausibel zu erklären sind.“
Zuhörer, die bei der Prozesseröffnung anwesend waren, staunten über die ruhige Reaktion auf der Nebenklägerseite. „Bei einer solchen Brüskierung hätte die Antwort auch ganz anders ausfallen können“, erklärt Wiebke Claussen, die Sprecherin der Bürgerinitiative zum PCB Skandal. Den kranken Arbeitern, die als Nebenkläger im Prozess auftreten, gebühre allerhöchster Respekt, so die Sprecherin der BI. “Einerseits sind wir froh, dass der Prozess jetzt endlich begonnen hat und nicht verschoben wurde, auf der anderen Seite müssen wir sehen, wie es jetzt weiter geht.“ Die Bürgerinitiative sieht Staatsanwaltschaft und Richter unter Druck, ihren Job ordentlich zu machen und im Verfahren saubere Grenzen zu ziehen.
„Jetzt beginnt das Kräfteringen.“ gespannt darf man auf den Anwalt der Nebenkläger, Christian Birkenstock sein, wenn er in den nächsten Verhandlungstagen zum Zuge kommt.
Für Wiebke Claussen waren die Aussagen des Neupert-Rechtsanwalts eine verquere Aussage: „Er stellt die Anklagepunkte auf den Kopf und Neupert geriert sich als Opfer, das ist menschlich fragwürdig.“
Immerhin, so Claussen, seien die Arbeiter, deren Gesundheit und teilweise auch die ihrer Familien durch die giftige Chemikalie PCB möglicherweise dauerhaft geschädigt worden ist, aus der Rolle von Objekten wieder zu Subjekten geworden.
Dass rund 360 Menschen mit PCB verseucht wurden und vielleicht ihr Leben lang daran zu tragen haben, ist schlimm genug. Welche Schäden das Gift in der Umgebung der Firma angerichtet hat, das ist noch immer unklar.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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