Empörung über Reduzierung der Ausbildungsplätze - Oberbürgermeister Sierau und die Realität
"Unsere Haltung hat sich nicht geändert. Unsere Fraktion wird die Reduzierung der städtischen Ausbildungsplätze auf keinen Fall mittragen." sagt Dr. Petra Tautorat, personalpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN.
Der Ausschuss für Personal und Organisation soll am kommenden Donnerstag (22. Januar) grünes Licht geben für eine recht heikle Sparmaßnahme: Es geht um die deutliche Reduzierung der Ausbildungsplätze bei der Stadt Dortmund.
Im Sommer 2015 sollen nur noch 69 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag in der Kernverwaltung der Stadt Dortmund erhalten – ein Minus von 32 Personen im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen. Das wäre ein Rückgang bei den Ausbildungsplätzen von rund 46 Prozent! Allein bei den angehenden Gärtnern soll die Zahl der Auszubildenden von 8 auf 2 reduziert werden. Am schlimmsten betroffen ist der ursprüngliche Bereich der Verwaltung. Statt bisher 20 sollen nur noch 3 neue Verwaltungsangestellte ausgebildet werden.
Zusätzlich soll die Kombi-Ausbildung in gewerblich-technischen Berufen (geplant: 15 Stellen) komplett entfallen.
Lediglich bei den 30 Azubi-Stellen im Jobcenter sowie bei den 54 Azubi-Stellen bei der Städtischen Feuerwehr wird der Rotstift nicht angesetzt. "Kein Wunder", so Dr. Petra Tautorat. "Die Stadt Dortmund ist schließlich gesetzlich verpflichtet, eine bestimmte Ausbildungsquote für ihre eigene Feuerwehr zu gewährleisten. Und das Jobcenter beteiligt sich an den Kosten der Ausbildung."
Sparmaßnahmen sind Hohn
Die gesamte Sparmaßnahme sei ein Hohn, kritisiert Dr. Christian Tödt, sachkundiger Bürger im Ausschuss für Personal und Organisation. Verdi habe ausgerechnet, dass die Einstellung von jährlich 400 Auszubildenden notwendig sei, um die Handlungsfähigkeit des ohnehin überdurchschnittlich belasteten Personals wenigstens einigermaßen gewährleisten zu können", sagt Tödt. Stattdessen werde schon seit Jahren unter Bedarf ausgebildet.
Und genau da stelle sich die Frage nach einem Personalentwicklungskonzept, sagt Fraktionssprecher Utz Kowalewski. Schließlich würden viele erfahrene Kräfte nach und nach aus dem Dienst ausscheiden. Schon heute seien fast 40 Prozent der städtischen Mitarbeiter über 50 Jahre alt. "Wer soll künftig die Arbeit erledigen?"
Zwar habe die Kämmerei ausgerechnet, dass durch die Reduzierung der Ausbildungsplätze ab 2018 rund 1,2 Mio. Euro jährlich an Personalkosten eingespart werden könnten. Aber das sei doch eine Milchmädchenrechnung, kritisiert Utz Kowalewski. Wegen der fehlenden Fachkräfte müsste Arbeit schon jetzt oft an Fremdfirmen vergeben werden. "Das wird meist teurer; und oft ist auch die Qualität schlechter."
Ullrich Sierau und die Realität
Interessanterweise habe selbst Oberbürgermeister Ullrich Sierau im Jahr 2011 – damals noch in der Funktion des Personaldezernenten – gesagt: "Die Gewinnung von jungen Nachwuchskräften ist zwingend erforderlich, um das heute vorhandene Wissen weiterzugeben und die Leistungsfähigkeit der Kommunalverwaltung langfristig zu erhalten.“ (Drucksache Nr. 04160-11). Dieses Zitat findet sich in der aktuellen Vorlage für den Ausschuss für Personal und Organisation wieder: "Die Gewinnung von jungen Nachwuchskräften ist erforderlich, um das heute vorhandene Wissen weiterzugeben und auf diese Weise die Leistungsfähigkeit der Kommunalverwaltung langfristig zu erhalten."
Doch die Realität sehe ganz anders aus, kritisiert Utz Kowalewski. Schon seit Jahren liege Dortmund mit seiner Ausbildungsquote deutlich niedriger als vergleichbare Städte (Quelle: Stadt Köln). Auch intern könne sich die Stadt nicht mit Ruhm bekleckern. Sogar das Städtische Klinikum und die städtischen Seniorenheime lägen bei der Ausbildungsquote im zweistelligen Bereich.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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