Dortmund weiht Mahnmal für NSU-Opfer ein

Sieben Jahre nach dem Mord  an dem Dortmunder Opfer wurde jetzt eine Gedenkstätte eingeweiht. | Foto: Schmitz
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Während vor der Auslandsgesellschaft am Samstag Dortmunder mit Gästen den Opfer des NSU-Terrors gedachten, marschierten Rechte durch die Innenstadt.

Zum Andenken an die zehn Opfer des rechtsextremen ‚Nationalsozialistischen Untergrunds’ (NSU) in sieben deutschen Städten weihte die Stadt Dortmund vor der Auslandsinstitut nahe dem ehemaligen SS-Gefängnis ‚Steinwache’ an der Steinstraße einen Ort der Erinnerung mit einem Mahnmal ein.
Im Beisein der Familie und zahlreichen Gästen, darunter NRW-Integrationsminister Guntram Schneider, die türkische Generalkonsulin Sule Özkaya, die Bundesbeauftragte Barbara John und die Zwickauer Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß, erinnerte Oberbürgermeister Ullrich Sierau an Mehmet Kubasik, der am 4. April 2006 in seinem Kiosk in der Dortmunder Nordstadt ermordet worden war:

„Mehmet Kubaşık war einer von uns"

"Die Gedenkstätte erinnert an ihn und die anderen neun Opfer, an die entsetzlichen Verbrechen des NSU und das unmenschliche nationalsozialistische Gedankengut, das dahinter steckt. Sie wird schließlich auch Mahnung sein: Nie wieder darf so etwas geschehen.“
Sierau ging auch auf die Verantwortung des Staates ein: „Aus unserer Geschichte wissen wir, wohin es führt, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrem Glauben, ihren politischen Überzeugung, ihrer Behinderung oder ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt, verfolgt und getötet werden. Und eben weil wir das wissen, haben wir uns geschworen:

„Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus!“

Dieses Versprechen, das dieser Staat seinen Bürgerinnen und Bürgern und dem Rest der Welt gegeben hat, ist eine der Grundfesten unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung. Und dieses Versprechen hat dieser Staat und haben die Behörden, die ihn und seine Menschen schützen sollen, in den Jahren des NSU-Terrors nicht gehalten. Es gibt immer noch viel aufzuklären und ich hoffe, dass die Wahrheit vollständig ans Licht kommt.“

Gamze Kubasik sprach Schlusswort

Nach Redebeiträgen von Schneider und Özkaya, Wortbeiträgen der Botschafterinnen und Botschafter der Erinnerung und dem Schlusswort von Gamze Kubasik, der Tochter des Ermordeten, legten die Ehrengäste weiße Rosen am Mahnmal nieder.
In Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn waren zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen durch Terrorkommandos des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermordet worden. Neun der Opfer waren Menschen, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat gefunden hatten, ein Opfer war Polizistin.
Nachdem der rechtsextreme Hintergrund dieser entsetzlichen Verbrechen, der viel zu lange im Dunkeln gelegen hatte, offenbar geworden war, vereinbarten der Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg sowie die Oberbürgermeister der anderen betroffenen Städte, mit Gedenkstätten gemeinsam an die Opfer zu erinnern und gleichzeitig zum gesellschaftlichen Widerstand gegen jede Form von rechtsextremer Gewalt aufzurufen. Dafür wurden eine einheitliche Botschaft und Eckpunkte der textlichen Gestaltung festgelegt. Durch die namentliche Nennung aller zehn Opfer in jeder Stadt sollten die Morde vor allem als Serientaten mit ausländerfeindlichem Charakter gekennzeichnet werden.
Der Ort der Erinnerung in Dortmund besteht aus einem zehn Meter langen und zwanzig Zentimeter breiten Basaltstahl, der sich dem Geländeprofil folgend in der Höhe von 50 auf 25 Zentimeter verjüngt. Er trägt auf der Oberseite den zwischen den beteiligten Städten abgestimmten Text:

"Wir sind bestürzt und beschämt"

„Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurde, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!“
Den Übergang zu einer zwei Meter hohen, 120 cm breiten und 20 cm starken Gedenkstele bildet ein 1,20 Meter langes, bodenbündig eingebautes Lichtband. Die Stele trägt auf der einen Seite die Namen der Opfer, ihre Wohnorte und die Daten ihrer Ermordung:

Wir trauern um

Enver Şimşek, 11. September 2000, Nürnberg
Abdurrahim Özüdoğru, 12. Juni 2001, Nürnberg
Süleyman Taşköprü, 27. Juni 2001, Hamburg
Habil Kılıç, 29. August 2001, München
Mehmet Turgut, 25. Februar 2004, Rostock
İsmail Yaşar, 5. Juni 2005, Nürnberg
Theodoros Boulgarides, 15. Juni 2005, München
Mehmet Kubaşık, 04. April 2006, Dortmund
Halit Yozgat, 06. April 2006, Kassel
Michèle Kiesewetter, 25. April 2007, Heilbronn.“

Auf der anderen Seite findet sich die Inschrift „Gedenkstätte für die Opfer terroristischer Gewalt“ sowie das Errichtungsdatum.
Bei der gestalterischen Erarbeitung der Gedenkstätte wurde vielfältiger externer und interner Sachverstand hinzugezogen. So wirkten unter anderem TU-Professorin Christa Reicher und Bildhauerin Dorothee Bielfeld, beide Mitglieder des Dortmunder Gestaltungsbeirates, Ludger Wilde und Norbert Kelzenberg vom Stadtplanungs- und Bauordnungsamt sowie Dr. Rosemarie Pahlke vom Kulturbüro der Stadt Dortmund mit. Die Familie Kubaşık war mit dem Ergebnis der Planung ebenso einverstanden wie die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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