Wenn die arbeitende Bevölkerung die Stadt verlässt
Dortmund verliert Steuerzahler bzw. den Mittelstand und unternimmt nichts dagegen; mit Volldampf Richtung Ghetto?

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Mein erster Beitrag zu dem unerträglichen Lärm in der Dortmunder Innenstadt hat eine gute Reichweite erzielt, damit hatte ich nicht gerechnet, denn das war mein erster Beitrag hier. Man muss erst richtig sauer, enttäuscht und nahe dem Mordgelüsten sein, um sich Luft zu machen. Wobei das nicht stimmt, ich kämpfe seit Jahren um Ruhe für mich und meine Nachbarn; leider erfolglos.

Mit dem Erfolg des ersten Beitrages, habe ich mir überlegt, dass ich Euch teilhaben lasse; an meiner Wut, an meiner Enttäuschung, an meinem puren Hass auf die Veranstaltungen auf der Terrasse vom U. 

Heute um 17:36 Uhr habe  ich die erste Messung/Video von der heutigen Veranstaltung erstellt; die eigentlich um 19:30 Uhr beginnen sollte, mit dem Ergebnis max. dB von 60,6 und min. 48,2 und im Durchschnitt 53.2 dB.
Auf der Facebook Seite vom "Sommer am U" steht wortwörtlich:
"Heute Abend gibt´s brachiale Heavyness und tiefe Emotionen!
Schreiende Gitarren und wuchtige Bässe treffen auf epische Drums und treibende Rhythmen. Ohne Coversongs und fern von standard Songstrukturen, explodieren ANIYO KORE auf der Bühne zu einem innovativen Fuzz Monster irgendwo zwischen Desert-Blues und Post-Punk."

Schreiende Gitarren und wuchtige Bässe; die den Anwohner hier wieder einen ruhigen und gemütlichen Feierabend zum Relaxen und Kraft tanken rauben. Aber glauben Sie bitte nicht, dass das alles war. Um genau 06:06 Uhr heute Morgen wurde der Riesen Kran vor unserer Tür in Bewegung gesetzt und nach und nach kamen die neuen Nachbarn, die heute in die neuen 3 Hochhäusern; die man uns vor die Nase gesetzt hat; einziehen. Der ein oder andere stand schon etwas ungläubig auf dem Balkon und schaute, woher denn dieser ohrenbetäubende Musiklärm kommt. Ja, ich gebe es zu, ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das sind keine Sozialwohnungen und dort sind die Mieten sicherlich etwas teurer, also werden dort vermutlich auch Menschen wohnen, die arbeiten und evtl. morgens früh aufstehen müssen. Es bleibt spannend, wie das hier weiter geht.

Heute möchte ich ein Beispiel geben, von einer Frau, die in der Nachbarschaft gewohnt hat, von Beruf Anästhesistin ist und heulend vor mir stand. Heulend vor Wut, vor Müdigkeit und vor Angst. Angst davor, dass auf der Arbeit Fehler unterlaufen, die gravierende Folgen für Patienten haben könnten, wenn bei der Narkose was schiefläuft. Wenn vor lauter Müdigkeit, Schlafproblemen und ständigem innerlichen Stress die Konzentration bei der Arbeit einfach nicht mehr geliefert werden kann. Was wäre, wenn ein solcher Fall eintritt? Wer würde die Verantwortung übernehmen? Würde sowas überhaupt ans Tageslicht kommen? Verliert die Frau ihre Arbeitsstelle, obwohl sie nichts dafür kann? Die Dame möchte nicht benannt werden, was ich sehr gut verstehen kann. Mittlerweile ist sie weggezogen, arbeitet aber noch in Dortmund; und ist auf der Suche nach einer Stelle am jetzigen Wohnort. 

Das ist nur ein Beispiel von vielen, wie sie hier vorkommen. Soeben habe ich eine Nachricht bekommen, von einem ehemaligen Bewohner Dortmunds, der eine ähnliche Geschichte hat, wie meine; ebenfalls berufstätig und seit einem Monat raus aus Dortmund; obwohl er sehr traurig darüber ist, denn natürlich baut man sich hier ein Leben auf, mit Freunden, mit Kollegen und mit einer guten Nachbarschaft; all das lässt man zurück. Aber auch er (oder Sie, das ging aus der Nachricht nicht hervor) hat keine andere Chance mehr gesehen, als Dortmund zu verlassen. Und so schrumpft die Mittelschicht; die Steuerzahler; weil die Verantwortlichen in Dortmund es nicht ermöglichen, dass man zur Ruhe kommen kann. Kann oder will man uns nicht schützen? Ist es gar genau so gewollt? Warum kann die Polizei Gesetze und Rechtsstaatlichkeit nicht durchsetzen; oder will sie das gar nicht? Wenn die Polizei an 7 Tagen die Woche eine bemalte Mauer bewachen kann, aber nicht die Bürger vor Lärmbelästigungen schützen kann; dann darf man sich wirklich Gedanken machen, ob diese Stadt die richtige für einen selber ist. 

Ich bin gelernte Informatikerin und werde überall eine Anstellung finden. Sollte ich wieder gesund werden möchte ich in einer gesunden, sauberen und anständigen Stadt leben, in der ich mich sicher und geborgen fühlen kann. In der man Kraft tanken kann und nicht gezwungen wie in Soddom & Gomorra leben muss. Seit einigen Jahren erinnert mich Dortmund ganz extrem an Duisburg Marxloh; auch dort würde ich nicht leben wollen. 

Dennoch bin ich gespannt; was ich auch aus der Ferne beobachten kann; wie es mit Dortmund weiter geht. Wenn weiter die berufstätige Mittelschicht abwandert, kann man sich bildlich vorstellen, wie es hier weiter geht. Aber eins ist sicher, ich möchte das nicht live erleben! Schauen Sie sich die Kommentare unter den Polizeiberichten bei Facebook an; Mord und Totschlag; Raser- und Poserszene; Drogen und Kleinkriminelle; überall; es geht nicht nur um die Innenstadt. Dortmund sägt an dem Ast, auf dem es sitzt. Ich sehne den Tag herbei, an dem ich meine Sachen packen kann.

Aktuell liegt die Beschallung jetzt zwischen 52,9 und 62,3 dB auf meinem Balkon (siehe Bild im Anhang). Unsere Wohnungen sind nicht zu gebrauchen!

Autor:

Silvia Schneider aus Dortmund-City

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