Beschäftigung im Handwerk stabil

Der Präsident der Handwerkskammer, Otto Kentzler, mit einem Rück- und Ausblick. | Foto: HWK
  • Der Präsident der Handwerkskammer, Otto Kentzler, mit einem Rück- und Ausblick.
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Gute und weniger gute Nachrichten kommen vom Präsidenten der Handwerkskammer, Otto Kentzler. Bei der Bewertung des vergangenen Jahres ist die Beschäftigungslage stabil, doch die erwarteten Umsatzzuwächse wurden nicht erreicht.
„Die Beschäftigungslage im Handwerk ist stabil geblieben. Das ist gut für die Gesamtwirtschaft im Ruhrgebiet“, bilanziert Otto Kentzler, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

In Immobilienpfelege wird investiert

Die für 2012 anfänglich erwarteten Umsatzzuwächse werden bis zum Jahresende leider nicht erreicht, sagt er. „Wir bauen aber darauf, dass sich die gute Auslastung der Handwerksbetriebe vom Grundsatz her im nächsten Jahr fortsetzt und so bis zu ein Prozent mehr Umsatz erzielt werden kann. Zumal derzeit stark in die Immobilienpflege investiert wird und die Leute ihr Geld offenbar gern in werthaltige Handwerksleistungen anlegen.“
Von politischer Seite fordert der Präsident passgenaue Unterstützung für Handwerk und Mittelstand. „An erster Stelle ist hier natürlich die Staatsschuldenkrise zu nennen. Doch auch bei der Steuer-, Sozial- und Energiepolitik gibt es wichtige Entscheidungen zu treffen, damit Deutschland der Stabilitätsanker in Europa bleibt.“ Dazu zählt er neben der konsequenten Haushaltskonsolidierung die Abschmelzung der „kalten Progression“, für die die Zeit angesichts der Rekordeinnahmen öffentlicher Kassen eigentlich jetzt gerade richtig sei. „Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, dass man sich im Vermittlungsausschuss des Bundesrats nicht auf die prozentuale Anpassung des gesamten Tarifverlaufs einigen konnte, die ja den Effekt der kalten Progression beschränken würde. Den Bürgern wird also das Geld weiterhin schleichend aus der Tasche gezogen. Von Steuergerechtigkeit kann keine Rede sein.“

Energiewende ist Herausforderung

Die Energiewende sei ebenso eine Herausforderung, der man sich von politischer Seite angemessen stellen müsse. Kentzler: „Was wir wirklich brauchen, sind Anreize für Investitionen. Doch stattdessen wurde der von vielen Wohneigentümern erhofften steuerlichen Förderung von energetischen Gebäudesanierungsmaßnahmen im Vermittlungsausschuss des Bundesrats eine Absage erteilt.“
Positive Impulse für die aktuelle Konjunktur würden durch solche Fehlentscheidungen bestimmt nicht gegeben, moniert der Dortmunder Unternehmer. Schon gar nicht, wenn man bedenke, dass kleine und mittlere Betriebe die auf 5,3 Cent erhöhte EEG-Umlage zur Förderung von Öko-Energien in vollem Umfang zu zahlen hätten, die Großindustrie aber Vergünstigungen in Anspruch nehmen könne. „Das ist das Gegenteil von gerechter Lastenverteilung. Da muss nachjustiert werden“, betont Kentzler. „Das ist die Politik Handwerk und Mittelstand schuldig, denn gerade diese Betriebe stehen für Wachstum und Beschäftigung.“ Das zeige sich etwa an den weiterhin stabilen Unternehmenszahlen im Dortmunder Kammerbezirk: 19.860 Mitgliedsbetriebe gebe es derzeit im östlichen Ruhrgebiet, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von insgesamt 131 Betrieben (0,66 Prozent) entspreche.

Dortmund hat die stärksten Zuwäche

Regional besehen habe es innerhalb des Dortmunder Kammerbezirks die stärksten Zuwächse gegeben. Gute Unternehmensbilanzen gebe es kurz vor Jahresende auch für Dortmund. 33 Betriebe sind neu hinzugekommen, das entspricht einer Steigerung um 0,81 Prozent auf 4.120 Betriebe.
Bezüglich der neu abgeschlossenen Lehrverträge im Kammerbezirk (insgesamt 4.149) stellt Kentzler fest, dass es im Vergleich zum Vorjahr minimale Rückläufe gebe: 37 Stellen weniger, ein Minus von 0,88 Prozent. Dies sei vor allem den Rückgängen bei den außerbetrieblichen Lehrverträgen geschuldet, die sich derzeit auf insgesamt 362 beliefen (-69 Verträge oder 16,01 Prozent). Die Zahl der neuen betrieblichen Ausbildungsverträge liegt dagegen bei 3.787, was einem erfreulichen Plus von 32 Verträgen bzw. 0,85 Prozent entspricht.

Offene Ausbildungsplätze

„Hinzu kommen sogar noch zahlreiche offene Ausbildungsplätze in unserer Lehrstellenbörse.“ Kentzler unterstreicht, dass die berufliche Ausbildung junger Menschen das wichtigste Element zur Fachkräftesicherung bleibe. „In unserer Imagekampagne heißt es treffend ,Weltverbesserer wird man eben nicht über Nacht. Man muss es drei Jahre lernen.’ – und entsprechend handeln wir.“
Dabei setze man Vieles daran, auch noch mehr junge Migranten für eine Lehre im Handwerk zu begeistern. „Wir gehören dahingehend sicherlich schon zu den aktivsten Kammern in Deutschland, doch jetzt gehen wir einen wichtigen Schritt weiter: In den kommenden Monaten wird ein Ausbildungsberater mit Migrationshintergrund bei uns anfangen. Ich bin mir sicher, dass wir dadurch neue Akzente bei der Nachwuchssicherung setzen werden.“

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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