Tiefbauamt Dortmund startete Bauarbeiten am Radschnellweg Ruhr
Bau des RS1 beginnt im Kreuzviertel

Der Einmündugsbereich in die Lindemannstraße auf der Möllerbrücke. | Foto: Stadt Dortmund
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  • Der Einmündugsbereich in die Lindemannstraße auf der Möllerbrücke.
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Radschnellwege sind qualitativ hochwertige, direkt geführte und leistungsstarke Verbindungen zwischen Landkreisen, Kommunen oder Stadtteilen. Sie führen ohne viele Umwege und Kurven von Punkt A zu Punkt B.

Ohne große Unterbrechungen durch Kreuzungen, so schnell, bequem und sicher es eben geht und natürlich auf einem Untergrund, der es erlaubt, flott voranzukommen. So bieten sie sich an zum Arbeitspendeln, zur feierabendlichen Fahrt zu Bekannten in der nächsten Stadt, zur Einkaufsfahrt ins Nachbarviertel – und natürlich für den Tourismus.

Klimafreundliche Mobiltät

Der Radschnellweg Ruhr (RS1) ist das Rückgrat für das regionale Radverkehrsnetz im Ruhrgebiet und damit zentraler Baustein für eine zukunftsorientierte und klimafreundliche Mobilitätsstrategie. Gerade mit der geplanten Alltagsnutzung in der Metropolregion Ruhr mit einer Gesamtlänge von ca. 100km von West nach Ost entsteht eine attraktive Alternative zum motorisierten Verkehr und damit eine Entlastung der vielbefahrenden Verkehrsachsen A40/B1 sowie der Schienenstrecke Duisburg-Hamm.

 24 Kilometer

„24 Kilometer dieses zukunftsweisenden Infrastrukturprojektes werden durch Dortmunder Stadtgebiet führen. Besonders im verdichteten und urbanen Umfeld der Metropole Ruhr erfordert die Führung der Trasse die Kreativität der Planenden“, erklärt Tiefbauamtsleiterin Sylvia Uehlendahl. Die Transformation alter Bahntrassen in komfortable kreuzungsfreie Radverkehrsverbindungen und die Entwicklung von Brückenbauwerken zur steigungsarmen Überwindung von Tälern und Flüssen gehören genauso in den Baukasten der Planung, wie die Realisierung von Fahrradstraßen. Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß zum RS1-Baustart: „Die Statistik zeigt, dass immer mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, die E-Mobilität ist nicht nur eine Angelegenheit für Autos. Mit dem Fahrrad auf schnellen Wegen durch das Ruhrgebiet. So wird aus den einzelnen Städten hoffentlich eine gut organisierte Ruhrstadt. Der RS1 repräsentiert dies als wichtiges Symbol. Der Baubeginn ist heute.“

Radler haben Vorrang

Eine solche Führung des Radschnellwegs als Fahrradstraße im dicht bebauten, urbanen Raum entsteht im Kreuzviertel zur Anbindung des Dortmunder Zentrums. Auf Fahrradstraßen haben Radfahrende Vorrang und dürfen nebeneinander fahren. Im Kreuzviertel wird die neue Fahrradstraße, über die der RS1 geführt wird, für den Kraftverkehr freigegeben, der sich hier als „Gast“ besonders rücksichtsvoll verhalten muss. Die Rechts-vor-Links-Regelung wird aufgehoben, der RS1 erhält Vorrang.

Neue Fahrbahn

Der erste Bauabschnitt des Radschnellwegs Ruhr beginnt am Einmündungsbereich der Arneckestraße, geht über die Sonnenstraße zum Sonnenplatz und von dort bis zum Ende der Große Heimstraße an der Wittekindstraße. Die Fahrbahndecke wird im gesamten Verlauf vollständig erneuert.

Fahrbahn wird breiter

Im Abschnitt der Sonnenstraße von Möllerbrücke bis Arneckestraße wird die Fahrbahn von derzeit 4,20 m auf 5,00 Meter durch Versetzen des südlichen Bordsteines verbreitert, um die notwendige Fahrspurbreite für den Begegnungsfall Kfz / zwei nebeneinanderfahrende Radfahrende zu erhalten. Die Parkstände vor den Häusern entfallen in diesem Abschnitt. Der verbleibende Gehweg wird dadurch wieder breiter und in diesem Zuge den Bedürfnissen der Barrierefreiheit baulich angepasst. „Dadurch wird neben der Fahrradfreundlichkeit auch dem Fußverkehr als gleichberechtigte Verkehrsart mehr Platz eingeräumt“, bemerkt Sylvia Uehlendahl.

Neue Linienführung

Im Einmündungsbereich Sonnenplatz wird die vorhandene Oberflächenbefestigung (wie u. a. Betonpflaster/Asphalt) einschließlich ihrer Einfassungen (Bord u. Rinnen) aufgenommen und durch eine neue Fahrbahndecke aus Asphalt und neuen Einfriedungselementen (Rundborden/Rinnen) ersetzt, um die neue Linienführung der Großen Heimstraße als vorfahrtsberechtigte Straße optisch zu verdeutlichen.

Parkverbote gegen Engstellen

Auf der Großen Heimstraße wird eine Parkverbotszone angeordnet, um das Parken am Fahrbahnrand und an den Baumscheiben zu unterbinden. Dieses Parkverhalten, das schon heute widerrechtlich geschieht, erzeugt gefährliche Engstellen für den Radverkehr und blockiert im Notfall Rettungswege. Die baulich angelegten Parkstände bleiben erhalten. Darüber hinaus wird die Grünfläche in Höhe der Stübbenstraße umgestaltet. Die zusätzlichen Parkplatzflächen können zur Entlastung, der angespannten Parksituation beitragen. Da die Verkehrsteilnehmenden auf dem RS1 Vorfahrt haben, wird die vorhandene Signalanlage Große Heimstraße/Neuer Graben entfernt.

Entwässerung der Fahrbahn

Ab dem Einmündungsbereich Kreuzstraße werden auch die noch fehlenden Teilabschnitte der schon vorhandenen Oberflächenentwässerung in Form von Rinnenbahnen bis zum Einmündungsbereich Neuer Graben ergänzt. Die schon vorhandene Oberflächenentwässerung wird mit zusätzlichen Sinkkästen weiter verbessert.

Markierungen auf Asphalt

Die Fahrbahnrandmarkierungen des Radschnellweges werden wie auf der gesamten Strecke von Hamm bis Duisburg in Grün vorgenommen. Spezielle Radschnellweg-Piktogramme auf der Asphaltdecke werden allen Verkehrsteilnehmenden verdeutlichen, dass sie auf dem RS1 unterwegs sind.

Erreichbarkeit für Anlieger

Im ersten Teilabschnitt wird die Arneckestraße in Fahrrichtung Norden zur Sackgasse. Während der Bauarbeiten werden Stellplätze in den einzelnen Teilabschnitten temporär wegfallen. Die fußläufige Erreichbarkeit der Hauseingänge bleibt stets gewährleistet. Der Zugang für Feuerwehr und Einsatzkräfte ist sichergestellt. Der Radfahrende sowie der motorisierte Verkehr werden mit Umleitungen an der Baustelle vorbeigeführt.

Die Stadt Dortmund hat die AnwohnerInnen im ersten Teilabschnitt per Hauswurfsendung vorab informiert. Wenn die Bauarbeiten Richtung Süden vorrücken werden die anliegenden BürgerInnen ebenfalls frühzeitig kontaktiert. Weitere Informationen zum Bauablauf werden auf der Projektwebsite www.dortmund.de/rs1 veröffentlicht.

RS1 virtuell erfahrbar

Ähnlich wie bei dem Fahrradprojekt „Radwall“ können Interessierte jetzt schon virtuell auf das Fahrrad steigen und den RS1 zwischen Schnettkerbrücke und Stadthaus erfahren: https://www.youtube.com/watch?v=DwdUFanHxxY

 Die Abschnitte vor und hinter dem ersten Bauabschnitt sollen dabei einen Ausblick geben, wie die weitere Planung aussehen könnte und werden online bereits heiß diskutiert.

Förderung durch NRW

Die Realisierung des ersten Bauabschnitts wird im Rahmen der Sonderförderung des Radschnellwegs Ruhr über die Bezirksregierung Arnsberg mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Die Zuschusshöhe beträgt 85 % der zuwendungsfähigen Kosten. Die Kosten belaufen sich auf 755.300 €.

Hürden bei der Planung

Die Umsetzung des Radschnellwegs Ruhr in Dortmund ist das bisher größte Radverkehrsprojekt der Stadt und der Metropole Ruhr. Knapp ein Viertel der Gesamtstrecke des RS1 entfällt auf Dortmunder Stadtgebiet. Nicht nur dies ist eine besondere Herausforderung, sondern auch die Ausgangslage, dass keine alten Bahntrassen für die Wegeführung zur Verfügung stehen. „Die spannende Aufgabe besteht darin, die Trasse in den verdichteten urbanen Raum einzubinden“, erklärt Stefan Thabe als Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes.

Unterschiedliche Träger

Diese Herausforderung ist mit komplexen Abstimmungsprozessen verbunden. Radschnellwege werden in NRW als „Landesstraßen“ kategorisiert, was den Vorteil hat, dass die Finanzierung überwiegend beim Land liegt. Die Systematik ist damit bei Radschnellwegen die gleiche wie bei Landesstraßen: Es gibt freie Strecken und Ortsdurchfahrten. Aufgrund der Streckencharakteristik ergeben sich in Dortmund daraus 10 Baulastträgerwechsel: 5 Abschnitte liegen in der Zuständigkeit des Landes, 5 bei der Stadt Dortmund (in Kilometern: 18 km liegen beim Land, 6 km bei der Stadt Dortmund). Planung und Abstimmung sind dadurch sehr aufwändig. In vielen Teilabschnitten sind Bahnflächen berührt.

Zeitintensive Planung

Der notwendige und zeitintensive Personaleinsatz ist ein weiterer nicht unerheblicher Grund der die Prozesse verlängert. Für den RS1 konnte ab August 2020 im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt eine neue Stelle zur Projektkoordination besetzt werden. Im Tiefbauamt gibt es bislang keine zusätzlichen Stellen für den RS1. Die Arbeiten müssen z.Zt. mit dem vorhandenen Personal erledigt werden. Die Entwurfsplanung der freien Strecken sollen zwar durch externe Ingenieurbüros bearbeitet werden, aber Ausschreibung, Betreuung und verwaltungsinterne Abstimmung sowie Umsetzung binden erhebliche Ressourcen. Daher sind sowohl für das Planungs- als auch das Tiefbauamt neue Stellen vorgesehen, die sich ausschließlich mit dem RS1 befassen sollen.

Weitere Schritte in Dortmund

„Um möglichst viele Abschnitte parallel planerisch und baulich zusammenhängend umzusetzen, haben die Stadt Dortmund der Landesbetrieb Straßenbau NRW eine Planungsvereinbarung geschlossen. Damit wird die Stadt alle Teilstücke des RS1 auf Dortmunder Stadtgebiet zusammenhängend planen“, erläutert Stefan Thabe die weitere Vorgehensweise. Die Planungen für alle Bauabschnitte in der Baulast der Stadt sollen noch 2021 begonnen werden. Erste Vorabstimmungen der direkt an diesen Bauabschnitt angrenzenden Bereiche finden derzeit statt. Die Bauabschnitte in der Baulast des Landes, welche die streckenmäßig längsten Teilstücke darstellen, sollen von externen Ingenieurbüros bearbeitet werden. Die Vorbereitungen zur Vergabe sind ebenfalls in Arbeit, sodass auch hier 2021 erste Aufträge vergeben werden sollen. Aufgrund der Streckenlängen von mehreren Kilometern, der Betroffenheit der Grundstücksverhältnisse, der notwendigen Variantenuntersuchungen und der Komplexität der Aufgaben mit einer Vielzahl von geplanten Ingenieurbauwerken (z.B. Unterführungen und Brücken), ist heute noch nicht abzusehen, wann die Ergebnisse aller Ingenieuraufträge vorliegen und mit den Fördergebern abgestimmt sind.

Auch die zum gesamten Planungs- und Genehmigungsprozess zugehörigen Untersuchungen zu den Belangen des Umwelt- und Naturschutzes werden noch 2021 an externe Gutachterbüros vergeben. Durch die parallele Arbeit an den Teilstücken in der Baulast der Stadt und in der Baulast des Landes soll jedoch eine zeitnahe Realisierung weiterer Bauabschnitte ermöglicht werden.

Ziel: Umsetzung bis 2030

Ziel ist es, eine Befahrbarkeit des RS1 durch das Dortmunder Stadtgebiet bis 2030 umzusetzen. Da insbesondere bei den Unterführungen und Brücken mit einem enormen Zeitaufwand für Planung und Bau zu rechnen ist, muss stellenweise auch mit provisorischen Lösungen geplant werden. Die Realisierung einer ca. 24 km langen Strecke in der Qualität einer Landesstraße durch dicht bebauten, urbanen Raum sei aufgrund aller Notwendigkeiten und Bedingungen ein Dekadenprojekt.

Radfahrende stoßen mit Zitronensaft an

Die Fahrradgruppe Aufbruch Fahrrad Dortmund begrüßt den Baubeginn für den Radschnellweg Ruhr in Dortmund. „Wir freuen uns sehr, dass nach so vielen Verzögerungen nun endlich doch ein kurzes Stückchen Radschnellweg gebaut wird“, sagt Peter Fricke von Aufbruch Fahrrad Dortmund.

Ursprünglich frühere Fertigstellung

Ganz ungetrübt sei die Freude allerdings nicht. Noch im November 2019 habe die Verwaltung öffentlich zugesagt, den Weg bis 2024 fertigzustellen, und der zuständige Ratsausschuss habe im Dezember 2019 sogar einstimmig den Beschluss gefasst, den Schnellweg bis 2024 bis zur Stadtgrenze Wickede zu bauen. Nach der Wahl soll das alles plötzlich nicht mehr gelten: Die Stadt will sich sieben zusätzliche Jahre Zeit lassen und den Schnellweg nun erst im Jahr 2031 fertigstellen.
„Darum lassen wir Sekt und Champagner stehen und stoßen mit Zitronensaft auf den Baubeginn an“, so Fricke.

"Personal fokussiert einsetzen"

Außer Zitronensaft gab es Forderungen an die Stadt: Die Verwaltung soll benennen, wie viel zusätzliches Personal für die Fertigstellung bis 2024 erforderlich ist, und die Politik soll die Einrichtung dieser Stellen zügig beschließen. Solange der Personalbestand unzureichend ist, sollen möglichst viele Aufträge extern vergeben werden. Aber auch der Einsatz der vorhandenen MitarbeiterInnen soll besser fokussiert werden, findet Fricke: „Es ist schwer nachvollziehbar, dass sich einerseits bedeutende Projekte wegen des Personalmangels immer weiter verzögern, während andererseits Zeit für fragwürdige Fahrrad-Apps oder Plakat-Aktionen ohne erkennbaren Nutzen vorhanden ist.“

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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