Alleinerziehend und arm

Die Arbeitsgemeinschaft Interessenvertretung Alleinerziehende (AGIA) konstatiert anlässlich der Veröffentlichung des 4. Armuts- und Reichtumsberichtes manifeste Armutsstrukturen bei Alleinerziehenden und fordert konsequente und nachhaltigeMaßnahmen der Bundesregierung.

Die Arbeitsgemeinschaft begrüßt, dass der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht endlich die besondere Lage von Alleinerziehenden
umfassender in den Blick nimmt. Dies sei ein qualitativer Fortschritt in der
Armutsberichtserstattung. Allerdings führe auch dieser Bericht die seit Jahren zu beobachtende Tendenz fort, Armut immer stärker als ein
individuelles Problem darzustellen.

Die strukturellen Bedingungen, die Armut begründen und soziale Ungleichheiten befördern, werden auch im aktuellen Armutsbericht marginalisiert, kritisierte der Interessenverband.
Die Schlussfolgerungen des Berichtes aus den Lebenslagen von Alleinerziehenden hält die AGIA für nicht ausreichend. Alleinerziehende sind mit deutlichem Abstand die größte von Armut betroffene gesellschaftliche Gruppe. Dies ist ein erschreckender Befund, bedeutet er doch, dass sich Armut von Alleinerziehenden, zumeist Frauen mit minderjährigen Kindern, manifestiert. Der Bericht belegt aber weiter, dass mehr als ein Drittel der alleinerziehenden SGB II-Bezieherinnen erwerbstätig ist.

Ein Fünftel benötigt trotz Vollzeitbeschäftigung als sogenannte Aufstockerinnen zusätzlich finanzielle Unterstützung, um das Existenzminimum zu sichern. Dies verdeutlicht, dass es besonders Alleinerziehenden trotz aller persönlichen Anstrengungen häufig nicht möglich ist, selbstbestimmt und menschenwürdig für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.

„Für Alleinerziehende ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiterhin sehr viel schwieriger zu erreichen, weil fehlende Betreuungsplätze und unflexible Betreuungszeiten schon ein Elternpaar oft vor nahezu unüberwindliche Probleme stellen“, kritisierte die katholische Interessenvertretung.

„Die Lebensform der Eltern allein darf nicht zum Damoklesschwert über die Zukunft ihrer Kinder werden. Es darf nicht sein, dass Alleinerziehende trotz hohen Engagements auf dem Arbeitsmarkt und in der Kindererziehung am Rande des Existenzminimums verbleiben und ihre Kinder nicht die gleichen sozialen Teilhabechancen haben, wie Kinder aus Haushalten mit zwei Elternteilen“, verdeutlicht die AGIA weiter.

Zur Vermeidung von Armutsrisiken fordert die AGIA in erster Linie den konsequenten Ausbau einer qualitativen und wohnortnahen Kinderbetreuung mit flexiblen Öffnungszeiten, mehr Teilzeitausbildung und Maßnahmen zum Wiedereinstieg in den Beruf, die Verlängerung des Unterhaltsvorschusses und die Weiterentwicklung des Kindergeldes in Richtung einer existenziellen Grundsicherung für Kinder.“

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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