Tiny Houses
Rollende Heime für alle Fälle
Peter Lustig hat es vorgemacht: Der Aussteiger aus der Kinderserie Löwenzahn wohnte in einem umgebauten Bauwagen. Auch sein Nachfolger Fritz Fuchs tut es. Mittlerweile sind die mobilen Heime als Tiny Houses aus den USA in Europa schwer angesagt. Sie sollen nicht nur die Wohnungsnot bekämpfen, sondern auch das Leben ihrer Bewohner vereinfachen und entschleunigen. Aber funktioniert das auch? Das Forum StadtBauKultur hat sich in Dortmund im Februar mit der Idee beschäftigt und will ein Netzwerk für Tiny Houses aufbauen.
Thorsten Jäschke beschäftigt sich von Berufs wegen mit Bauwagen und Tiny Houses. Seine Firma „Schöne Bauwagen“ möbelt alte Bauwagen auf, baut aber auch ganz neue nach den Wünschen der Kunden. Angefangen hat alles ganz privat: Vor fünf Jahren war der Camper seinen normalen weißen Caravan leid und machte sich auf die Suche nach etwas anderem: Ein alter Bauwagen sollte es sein, den er nach seinen Wünschen umgebaut wollte. Er fand einen, baute ihn um – und verkaufte ihn mit Gewinn weiter. So ging es eine ganze Zeitlang weiter. Jäschke kaufte an, baute um und verkaufte wieder. „Ich hatte immer so zwei auf Lager.“
Die Nachfrage stieg stetig, Jäschke baute aus, mietete sich einen Platz und vergrößerte das Geschäft. Ein zweiter Platz kam dazu, heute hat die Firma vier Mitarbeiter, die die Wagen umbauen. „Rund 20 bis 25 Wagen habe ich an den beiden Plätzen auf Lager.“ Das Hauptgeschäft machen momentan Bauwagen als Gartenhäuschen aus. „Das hat einige Vorteile, denn den Bauwagen kann ich nicht nur verschieben, wenn er nicht mehr gefällt oder gebraucht wird, kann man ihn auch gut weiterverkaufen.“ Bisweilen kauft Jäschke auch halbfertige Hobbyprojekte an: „Wenn die Frau des Hauses nach zwei Jahren sagt, ich kann diese grüne Plane im Garten nicht mehr sehen, dann komme ich und hole den ab.“
Die alten Bauwagen bekommt Jäschke auf Auktionen, oder sie werden ihm angeboten. Doch die schönen alten Holzbauwagen werden langsam selten. Vielleicht werden die Gypsy-Wagen aus Irland oder Großbritannien eine neue Variante, doch da will Jäschke wegen des Brexits erstmal abwarten. Als Tiny Home kann man seine Bauwagen natürlich auch nutzen, wenn man einen geeigneten Standplatz findet: „Ein bisschen Infrastruktur muss schon vorhanden sein, Strom, Wasser und so weiter, Das findet man am ehesten auf einem Campingplatz. Aber auf den meisten darf man ja nicht auf Dauer wohnen“, benennt Jäschke die Problematik. Er selbst hat auch schon in Dortmund nach einem größeren Platz für solche Tiny Houses gesucht. Bisher hat er keinen gefunden.
Seine Bauwagen hat Jäschke schon nach Österreich, in die Schweiz, nach Italien und Mallorca geliefert. Er baut Wagen mit und ohne Straßenzulassung, stellt sie richtig auf und schließt an, was anzuschließen ist. Für die Stadt Solingen baut er derzeit einen Marketingwagen, mit dem der Bürgermeister demnächst die Stadt bereisen will. Es gibt Food Trucks, die er für verschiedene Getränkehersteller gebaut hat, und Schreibwagen für Schriftsteller.
Mittlerweile hat Jäschke Lieferzeiten von rund drei Monaten, denn nicht nur die Bauwagen werden seltener, sondern auch gute Mitarbeiter sind schwer zu finden. Neben den ganzen Schäfer- und Gartenwagen repariert und renoviert er auch ganz profan Bauwagen für Architekten oder Baufirmen. In diesem Jahr plant Thorsten Jäschke die erste Urlaubsreise mit einem Tiny House. „Die sind natürlich nicht so windschnittig wie ein Wohnwagen, und auch viel schwerer. Vielleicht fahre ich bis zur Nordsee.“ Länger als vier Meter darf der Bauwagen aber nicht sein, sonst bekommt er keine Straßenzulassung mehr. Übrigens, einen eigenen Bauwagen, mit dem ja alles anfing, hat er noch immer nicht...
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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