Gärtner der Stadt Dortmund erklären: Schön und bunt sind nur gemähte Wiesen
Ohne Mahd blüht es nicht
Klatschmohn, Margariten und Hornklee blühen überall in der Stadt, am Westentor, am Königswall und an der Lissabonner Allee. Auf vielen Wiesenflächen, Mittel- und Randstreifen von Straßen, zeigt sich die neue Grünflächenstrategie des Grünflächenamtes. Schaut man genauer hin, sind die Flächen rund Wildblumen voller Leben.
Verschiedenste Insekten nutzen diesen neuen Lebensraum um sich von den Blüten zu ernähren. Auch im Zentrum der Großstadt ist so eine hohe Insektendiversität zu erreichen und das ist der Hintergrund der neuen Strategie der Gärtner.
Ein- bis dreimal mähen
Sie betonen: Eine Wiese ist nur bunt und artenreich zu erhalten, wenn man die Flächen regelmäßig mäht. Wiesen waren immer schon von Menschen geschaffene naturnahe Lebensräume, die nur durch Eingriffe erhalten bleiben. Vor allem die Häufigkeit und der Zeitpunkt der Mahd und die Geräte beeinflussen die Zusammensetzung einer Wiese.
Am artenreichsten bleiben Wiesen durch eine ein- bis dreimalige Mahd im Jahr. Werden Sie seltener gemäht, geht die Vielfalt ebenso verloren, wie durch Düngung oder eine höhere Schnitthäufigkeit. Wiesen mit 40-50 Arten an Wildblumen werden dann in wenigen Jahren auf 10-20 Arten reduziert.
Artenvielfalt fördern
Die den Blühpflanzen im Wuchs überlegenen Gräser samen bei einer zu späten Mahd aus und verdrängen so nach und nach die Blühpflanzen. Mit einem frühzeitigen Schnitt- Ende Mai bis Ende Juni (inkl. Abfuhr des Mahdgutes)- nimmt das Grünflächenamt den Gräsern viel von ihrem Wuchs, und durch ausreichend Licht in den Flächen können sich auch konkurrenzschwache Blühpflanzen in der Wiese etablieren. Da zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Blühpflanzen ihre Samenbildung abgeschlossen haben, muss man ihnen vor dem zweiten Schnitt zur Bildung des neuen Blütenstands bis Ende September Zeit geben.
Vernetzung der Grünflächen
Die Samen dieser späten Blüte reichen dann aus, um die Artenvielfalt in der Wiese zu erhalten, da es sich um ausdauernde Gräser – und Staudengesellschaften handelt, die sich nicht jedes Jahr aus Samen entwickeln müssen.
Um zu verhindern, dass den Insekten zu schnell die gesamte Lebens- und Fortpflanzungsgrundlage entzogen wird, arbeitet das Grünflächenamt an einer Vernetzung verschiedener Wiesentypen durch das gesamte Stadtgebiet. Das geschnittene Mahdgut verbleibt möglichst ein paar Tage auf den Flächen, damit sich Insekten in benachbarte Lebensräume zurückziehen können. Die nächste noch nicht gemähte, oder bereits in der Zweitblühte stehende Fläche sollte für Fluginsekten erreichbar sein.
Ökologische Aufwertung
Neben Wiesen in Park und Grünanlagen sollen in Zukunft auch das ÖWG-Grün (Bankette, Verkehrsinseln, Baumscheiben) und die vielen Regenrückhaltebecken im Stadtgebiet in das Netzwerk einbezogen werden. Der Fachbereich Stadtentwässerung betreut im Rahmen seiner Anlagen riesige Grünflächen. Hier werden in Zukunft möglichst auch die Maßstäbe angelegt, die im Grünflächenamt praktiziert werden. Im Gegensatz zu den Garten und Parkanlagen handelt es sich hierbei um technische Bauwerke, die durch zu starken Pflanzenaufwuchs in bestimmten Bereichen (z.B. Ein- und Abläufe) nicht beeinträchtigt werden dürfen.
Eine ökologische Aufwertung der Rückhaltebecken durch abgestimmte Mahdintervalle und das stehenlassen von Röhrichten in den feuchten Sohlen, wird weitere Rückzugsgebiete für Amphibien, Insekten und selten Vogelarten schaffen(Teichrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Rohrammer) schaffen.
Umdenken erfolgt
Dazu Ulrich Finger, Amtsleiter des Grünflächenamtes: „Das Grünflächenamt der Stadt Dortmund steht für Kommunikation und Zusammenarbeit mit den BürgerInnen und der örtlichen Politik. Es ist wichtig aus fachlicher Sicht, die vorgenannten Vorgehensweisen zu erklären. Vor wenigen Jahren wurde das Grünflächenamt kritisiert, wenn Rasen- und Wiesenflächen nicht gemäht wurden. Heute, und das ist das bemerkenswerte Umdenken, erfährt das Grünflächenamt Kritik, wenn blühende Wiesen abgemäht werden. Und über diese Kritik freuen wir uns, denn sie ist der Beweis dafür, dass ein ökologisches Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung weiter wächst.“
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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