Der Fuchs in der Großstadt
Dass Füchse sich in der Außenbezirken der Städte aufhalten, ist ja nichts Besonderes. Aber ein Fuchs im Stadtgarten, mitten in der City?
Ebenso wie im Westfalenpark oder im Fredenbaumpark fühlen sich die Füchse offenbar auch in der Innenstadt wohl. Es soll schon ein Fuchs im Stadtgarten, also mitten in der City, gesichtet worden sein.
Durchaus denkbar und sogar wahrscheinlich sei es, dass sich Füchse in Grünanlagen in der Innenstadt aufhalten, erklärt Forstdirektor Erwin Fischer, Leiter der Forstabteilung und der Jagd- und Fischereibehörde in Dortmund.
Genaue Zahlen gibt es nicht, doch mehrere Tausend Füchse gebe es sicher im Stadtgebiet, schätzt er. „Auch in der Innenstadt. Dortmund ist stark durchgrünt, es gibt viele Kleingartenanlagen und Friedhöfe.“ Allein der Hauptfriedhof ist etwa einhundert Hektar groß, das ist ein Riesenrefugium für den Fuchs.“
Mit optimalen Bedingungen: Viele Freiflächen, Mäuse, Ratten und Kaninchen als Nahrung und viel Ruhe in der Nacht, in der der Fuchs ungestört umherstreifen kann.
Ähnliche gute Voraussetzungen für den Fuchs bieten auch Kleingärten und Parkanlagen. In ungenutzten Gewerbegebieten finden die Füchse oft sogar noch ungenutzte Gänge oder Kabelschächte vor, die sie als Bauten nutzen: Eine bezugsfertige Mietwohnung sozusagen.
Thomas Lolling, bei der Stadt zuständig für Parkanalagen, Sport- und Freizeitbetriebe, ist über das Auftauchen von Meister Reinecke zum Beispiel im Westfalenpark nicht unbedingt unglücklich: „ Sie halten die Kaninchenpopulation klein“ - was wiederum den Blumen und Pflanzen im Park zu Gute kommt. Sicher ist: Es gibt Füchse im Westfalenpark, unklar ist, wie viele. „Wir hatten schon Beschwerden von Anwohnern der Ostseite des Parks, dass Füchse in die Gärten eingedrungen seien, die auch relativ zutraulich waren“, erzählt Thomas Lolling.
Keine Angst vorm Fuchs!
„Sehr zutrauliche Füchse sind oft zahme Tiere, die irgendwo ausgebüxt sind“, erklärt Winfried Hardes vom Regionalforstamt Ruhrgebiet des Landesbetriebs Wald und Holz. Natürlich solle man vorsichtig sein, denn der Fuchs ist und bleibt ein Wildtier, doch Angst, zum Beispiel vor einer Ansteckung mit der gefährlichen Tollwut, muss man nicht haben. „Die Füchse sind gegen die Krankheit geimpft, und zwar durch ausgelegte Köder.“ Auch Erwin Fischer gibt Entwarnung: „In Dortmund hatten wir seit 60 Jahren keinen Fall von Wild-Tollwut.“
Etwas anders sieht es mit der Übertragung des Fuchsbandwurms aus: Sind die Füchse in Gärten unterwegs und setzen dort Kot ab, dann können die Finnen der Bandwürmer mit dem Wind weiterverbreitet werden. Deshalb, so rät Forstdirektor Erwin Fischer, sollte alles Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten vor dem Verzehr gut abgewaschen werden. Früchte wie Brombeeren, die man am Wegrand pflücket, sollten nur ab etwa Greifhöhe verzehrt oder ebenfalls gut gewaschen werden.“Findet man Fuchskot im Garten, dann sollte man den einfach untergraben.“
Aber warum sind die Füchse so zahlreich im Stadtgebiet unterwegs? „Füchse sind Kulturfolger“, erklärt Winfried Hardes. „Sie suchen die Nähe des Menschen, denn sie finden dort einen reichlich gedeckten Tisch.“ Wobei die sprichwörtliche Gans nicht zum Beuteschema zählt: „Eine Gans ist viel zu groß für einen Fuchs, höchstens ein krankes oder eingesperrtes Tier kann er fangen, deshalb soll er sich ja auch in dem bekannten Kinderlied lieber an die Maus halten“, weiß Erwin Fischer. „Ein Huhn kann der Fuchs schon eher greifen.“
Kulturfolger Fuchs
Wie wohl sich die Füchse in der Stadt fühlen, zeigt die Entwicklung der Abschusszahlen. Füchse dürfen bejagt werden, sie werden geschossen oder mit Fallen gefangen. Eine Quote gibt es für die Raubtiere nicht. Wurden vor 20 Jahren noch rund 50 Füchse im Jahr in Dortmund von Jägern erlegt, so sind es heute schon fast 500 Tiere. „Möglicherweise kommen wir hier an einen Endpunkt, das ist aber nicht vorherzusagen“, erklärt Erwin Fischer. Bestimmt wird die Population der Füchse aber durch die Poulation der Beutetiere - wenig Mäuse, wenig Füchse und umgekehrt.
Gejagt wird natürlich nur in den Außenbezirken der Stadt, so dass der schlauere Fuchs vielleicht die jägerfreie Innenstadt vorzieht. Möglich sind Treibjagden, die nächtliche Jagd im Ansitz oder aber das Anlegen eines „Luderplatzes“ bzw. einer „Mäuseburg“. Hier werden Köderplätze für Mäuse angelegt, der Jäger muss auf das Erscheinen des Fuchses dann nur noch warten. Allerdings haben auch die Füchse eine Schonzeit: Nur von etwa September bis Anfang Januar dürfen sie gejagt werden, denn im Januar, wenn es richtig kalt wird, beginnt die Ranz, die Paarungszeit, in der auch das Bellen der Tiere zu hören ist“, so Erwin Fischer.
Den Füchsen auf der Spur war auch Hermann Hirsch, allerdings nicht um sie zu schießen, sondern um sie vor seine Kamera zu bekommen. Das ist ihm in seinem Wohnort Barop gelungen. „Das war nicht so einfach, man braucht viel Gefühl, welche Stelle in Frage kommen könnte“, erzählt der 19-jährige Tierfotograf.
Rund zweieinhalb Monate Vorbereitungszeit hat er gebraucht, ist viele Felder und Feldwege abgegangen. „Füchse bauen verschiedene Arten von Bauten, die teilweise Anbindung an Wiesen oder Felder haben müssen.“
„An den Bau einer Fähe mit ihren Jungen muss man sich sehr vorsichtig und allmählich annähern, denn sonst flüchtet das Muttertier mit den Jungen und errichtet einen Notbau.“ Vor die Kamera hat Hirsch Jungfüchse bekommen: „Die sind deutlich einfacher zu sehen, weil sie tagaktiv sind.“
Sollte man einem erwachsenen Fuchs begegnen, „dann soll man Freude daran haben, es sei denn, das Tier zeigt ein abnormes Verhalten“, rät Erwin Fischer. „Der Fuchs das letzte größere Raubtier bei uns und gehört einfach hierher.“
Dabei wird man die extrem scheuen und nachtaktiven Tiere, über deren Lebensweise noch gar nicht so viel bekannt ist, so leicht nicht zu Gesicht bekommen: „Ob sie als Einzelgänger oder in Familienverbänden leben, weiß man nocht nicht so genau“, erklärt Winfried Hardes.
Mittlerweile erobert sich aber auch ein anderes Wildtier das Gelände der Stadt: „Waschbären sind schon in der Gegend an der Schanze und auf dem Schnee gesehen worden, auch in der Schwerter Heide und im Aplerbecker Wald soll es schon welche geben“, so Hardes - aber das ist einen andere Geschichte.
Autor:Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City |
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