Schulterschluss für mehr ökologische Nachhaltigkeit rund um Dortmunder Signal Iduna Park und Westfalenhallen
Aktion für mehr Natur in der Stadt
Grüne Flächen in Stadionnähe und rund um das Veranstaltungs- und Messezentrum gibt es bereits viele, aber sie sind bislang nicht so vielfältig und artenreich wie sie sein könnten. Dies soll sich nun deutlich wandeln.
Das neu formierte Grünflächenamt der Stadt Dortmund hat sich ohnehin zum Ziel gesetzt, die städtischen Grünflächen so naturnah wie nur möglich zu gestalten. Wo es machbar ist, sollen Wildblumenwiesen verschiedenster Couleur neue Lebensräume vor allem für heimische Insekten bieten – mit einem reichhaltigen Angebot an Nahrung und naturnahen vielfältigen Lebenschancen.
Gegen das Insektensterben
„Dortmund fördert die Biodiversität bereits an vielen Stellen im Stadtgebiet, um dem Insektensterben etwas entgegenzusetzen. Das Thema ist ein Zukunftsthema – in Dortmund, in ganz Deutschland und weltweit“, sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau. In NRW sind mehr als 25.000 Insektenarten heimisch. Sie sind wichtig, damit der Stoffkreislauf nicht ins Stocken gerät. „Die silberne Auszeichnung für Dortmund bei dem bundesweiten Wettbewerb ‚Stadtgrün naturnah‘ 2019 kommt nicht von ungefähr. Das zeigt, dass wir mit unserer Linie richtig liegen. Wir machen das nicht, um Preise abzuräumen, sondern weil wir den Schutz der Insekten wirklich ernst meinen. In den letzten Jahren wurden stadtweit mehr als 200 Hektar intensiv gemähte Rasenfläche in Wild- Wiesenflächen umgewandelt. Und da werden noch viele Hektar dazu kommen – so wie heute an dieser Stelle“, betont der Oberbürgermeister.
Zusammenarbeit erweitert
Die Stadt– insbesondere das Grünflächen- und das Umweltamt – arbeitet bereits auch mit vielen Unternehmen und Vereinen zusammen. Ab sofort kommen als Partner hinzu: Borussia Dortmund, die Signal Iduna und die Kreis-Imkerschaft.
Zunächst hatte das Grünflächenamt lediglich städtische Rasenflächen in besagtem Umfeld um Signal Iduna Park und Westfalenhallen in den Blick genommen – insbesondere an der Maurice-Vast-Straße, in der Grünanlage Rosenterrassen sowie in den Randbereichen der Großparkplätze.
Gesamtkonzept entwickelt
Doch dann stellte sich im Rahmen der Projektplanung heraus, dass es auch bei Borussia Dortmund und bei Signal Iduna Pläne und ein großes Bewusstsein für mehr ökologische Nachhaltigkeit gab. So entstand ein abgestimmtes Gesamtkonzept. Das Projektgebiet umfasst nun eine Fläche, die im Norden durch die B 1 begrenzt ist, im Süden durch die Kleingartenanlagen und die Bolmke – östlich verläuft die Grenze am Westfalenpark und westlich in etwa an der Wittekindstraße.
BVB bringt sich ein
Bei Borussia Dortmund wird vor allem die Möglichkeit gesehen, Kinder an die Thematik heranzuführen. Die BVB-Stiftung „leuchte auf“, bisher vor allem im gesellschaftlichen Bereich aktiv, möchte ihr Engagement im Bildungsbereich zukünftig auch um ökologische Bildungsprojekte erweitern. Das Projekt soll von Anfang an gemeinsam mit den BVB KidsClub-Mitgliedern aus Dortmund und Umgebung begleitet werden. Die Imker sollen unterstützt werden beim Bau und
der Einrichtung von beispielsweise Bienenhotels oder bei Aktionen zur ökologischen Bildung. Bundesweit hat der KidsClub 22.000 Mitglieder zwischen 0 und 14 Jahren. Alle Aktionen werden redaktionell begleitet und auf den KidsClub-Kanälen veröffentlicht.
Auch Maskottchen EMMA wird als bekannteste Biene Deutschlands ihre Reichweite in den sozialen Kanälen (Facebook: 270.000 Follower / Instagram 70.000 Follower) nutzen, um überregional auf den Bienenschutz und die Lebenswelt der Bienen aufmerksam zu machen.
Ökologischen Fußabdruck verbessern
„Uns ist bewusst, dass auch wir einen ökologischen Einfluss haben und einer damit einhergehenden Verantwortung gerecht werden müssen. In unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist fest verankert, dass wir unseren ökologischen Fußabdruck verbessern wollen“, erläutert Carsten Cramer, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Stiftungsvorstand BVB-Stiftung „leuchte auf“. „Vieles kann man aber nur im Team schaffen, daher freuen wir uns, mit starken Kooperationspartnern wie der SIGNAL IDUNA, der Stadt Dortmund und der Dortmunder Kreis-Imkerschaft an diesem Projekt zusammenzuarbeiten.“
Naturnähe am Siugnal-Iduna-Komplex
Bei der Signal Iduna sind die Pläne zur Umgestaltung der Flächen rund um die Hauptverwaltung besonders konkret: Das Betriebsgelände zeichnet sich mit seinem alten Baumbestand schon jetzt dadurch aus, dass zahlreichen Tierarten wichtige Nahrungsquellen und Fortpflanzungsmöglichkeiten geboten werden. Mit dazu gehören bereits seit 2018 elf Bienenvölker, die auf dem Gelände angesiedelt wurden. Um die Artenvielfalt noch besser zu fördern, soll das Gelände mit heimischen
Pflanzen sowie gezielten Natur-Modulen zu einem naturnahen und ökologisch wertvollen Lebensraum ausgebaut werden. „Durch die naturnahe Gestaltung der Grünflächen auf unserem Betriebsgelände schaffen wir nicht nur wertvolle Lebensräume für heimische Tierarten, sondern gleichzeitig ein erlebnisreiches und angenehmes Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeitenden“, sagt Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender bei der Signal Iduna Gruppe.
Dafür wurde das Betriebsgelände in mehrere Flächenabschnitte eingeteilt, auf denen jeweils passende ökologische Maßnahmen für unterschiedliche Zielarten umgesetzt werden. Somit entsteht Lebensraum für zahlreiche Insekten, aber auch andere Gliederfüßer, Vögel und Kleinsäuger.
Schatten-Oase und Käfer-Keller
So werden beispielsweise in der „Schatten-Oase“ schattenverträgliche Pflanzen gesetzt, die von Nachtfaltern besonders gemocht werden. „Hummelhausen“ bietet Hummelarten, wie der Stein- oder Erdhummel, Nistmöglichkeiten durch Steinhaufen. Der „Käfer-Keller“ besteht aus Totholz
und ist sowohl Kinderstube als auch Jagdrevier zahlreicher Käferarten. Im „Igel-Idyll“ finden Igel zugleich Rückzugsort und Überwinterungsmöglichkeit. Die „Vogel-Fantasie“ bietet Frei- oder
Nischenbrütern Nistmöglichkeiten und ergänzt den Speiseplan zahlreicher Singvogelarten. Und der „Naschgarten“ hält für Mensch und Tier Leckereien wie Kräuter, Beeren und Früchte bereit.
Auf diese Weise wird es auch für die Mitarbeitenden noch attraktiver, ihre Pausen draußen im Umfeld der Hauptverwaltung zu verbringen. Dies tun sie heute schon das ganze Jahr über gerne.
Imker*innen beteiligen sich mit Grünem Klassenzimmer
Die Dortmunder Kreis- Imkerschaft, hier insbesondere der Imkerverein Dortmund-Kurl, hat sich ergänzend zu den anderen Projektpartnern mit eigenen Ideen eingebracht. Um das Thema Bienen und Wildbienen noch stärker in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu verankern, besteht der Wunsch, in der Grünanlage Maurice-Vast-Straße ein Bieneninformationszentrum zu entwickeln. Ein Klassenzimmer unter freiem Himmel, ein Bienenlehrpfad mit umfangreichen Informationen in Wort und Bild, auch zur Imkerei – diese Ideen und ähnliches mehr kann hier in Zusammenarbeit mit Borussia Dortmund entwickelt und mit Leben erfüllt werden.
Die Imker*innen haben in verschiedenen Projekten mit dem Grünflächen- und dem Umweltamt der Stadt Dortmund, mit engagierten Bürger*innen, Schulen und Kindergärten bereits unterschiedliche Blühflächen mit angelegt, gepflegt und in mehrjährige Blühwiesen transformiert. Im Vorfeld wurden jeweils Praxistests mit verschiedenen Saatenmischungen durchgeführt.
Der Verein bietet überdies allen Dortmundern zudem fachkundige Beratung an, denn jeder und jede kann einen Beitrag leisten – und sei es nur mit dem Balkonkasten. Dafür haben sich einige Imker zu Bienenweidenfachberater*innen ausbilden lassen. Auch Workshops zum Bau von
Wildbienen-Behausungen mit Holz und Ton sind beliebte Angebote.
Ausblick
Mit dem Start beginnen die vier Projektpartner mit der Realisierung der geplanten Einzelprojekte. Die meisten davon sollen bis zum Sommer 2021 realisiert werden. Im Rahmen eines „Bienen-Aktionstages“ werden die Ergebnisse später öffentlich präsentiert.
Alle sind sich darin einig, dass ein derartiges Gesamtprojekt natürlich „gut gepflegt“ werden muss. Es ist klar, dass hier ein dauerhaftes Projekt heranwächst, bei dem viele Menschen zusammenarbeiten. Ein starkes Signal dafür, dass sich viel Nachhaltigkeit realisieren und viel bewegen lässt, wenn sich Menschen und Institutionen mit gleichen Interessen und Zielsetzungen zusammenfinden.
Das Ergebnis wird letztlich nicht nur der Tier- und Pflanzenwelt zugutekommen – auch für Anwohnende und Besucher*innen werden die Veränderungen eine Bereicherung sein.
Autor:M Hengesbach aus Dortmund-City |
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