Hoffnungslos analog

Meine Lieblingskarten aus Dortmund: Die schönsten Seiten der Stadt vom Stadion bis zum Westfalenpark - schön bunt. | Foto: Michalak
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  • Meine Lieblingskarten aus Dortmund: Die schönsten Seiten der Stadt vom Stadion bis zum Westfalenpark - schön bunt.
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Ich gebe es gerne zu: Ich bin etwas aus der Zeit gefallen. Mein Telefon stammt aus dem Jahr 1951, und es kann keine Nummern speichern, auch Tasten hat es nicht, nur eine Wählscheibe.
Mein Auto hat keine Airbag und keine Elektronik, mein Terminkalender ist aus Papier. Ich habe auch eine Uhr - zum Aufziehen.
Kein Wunder, dass mir ein Hobby zugefallen ist, dass ziemlich altmodisch ist und eigentlich keinen Sinn hat, so wie Briefmarken sammeln: Ich bin ein Postcrosser. Was ist das denn?

Postcrosser schreiben Postkarten, in alle Welt, und das auch noch an Menschen, die sie gar nicht kennen.

Wie funktioniert das?

Nicht ohne Internet, das ist klar. Nachdem ich beruflich so ziemlich 95 Prozent meiner Arbeitszeit am PC und im Netz verbringe, will ich in meiner Freizeit was Analoges tun. Als ich in der Zeitung einen Artikel über einen Postcrosser las, war ich angejunkt: Postkarten haben mich schon immer fasziniert.
Meine Kindheitssammlung umfasste nicht nur Karten der üblichen Urlaubsziele wie Bayern, Holland oder vom Jugendherbergsaufenthalt in Verden an der Aller, sondern auch ein paar wirklich exotische Karten von den damals noch exotischeren Fernreisen meiner Tante in den Orient und nach St. Petersburg (damals noch Leningrad)und Moskau. Wenn ich heute in den Urlaub fahre, mache ich keine Fotos - ich kaufe Ansichtskarten.

Aber zurück zu den Postkarten

Um mitzucrossen, muss man sich auf www.postcrossing.com registrieren und ein Profil anlegen. Welche Karten interessieren mich, was sollen die anderen schicken? ich persönlich bevorzuge Ansichten des Landes oder der Stadt, andere legen Wert auf Comics oder Künstlerkarten, mit oder ohne Umschlag, mit Blumen, Gemüse oder Vampiren, die Geschmäcker sind da sehr verschieden.
Dann fordert man eine Adresse an, an die man eine Karte schickt. Und dann heißt es: warten! Auf die gute alte Schneckenpost, im wahrsten Sinne des Wortes - eine Karte bis nach Sibirien kann schon mal 45 Tage unterwegs sein.
Deutlich schneller ist die Verbundung in andere östliche Länder wie Estland, offenbar auch eine Systemfrage.

Ist die Karte angekommen, wird sie vom Empfänger im Internet registriert, dann geht eine Karte für mich auf die Reise. Ich habe schon Karten aus Kanada und Taiwan bekommen, aus Singapur, aber auch aus Bonn. Als die Borussen in die Ukraine fuhren, war auch eine meiner Karten unterwegs ins Donetzk-Becken - nur länger.
Oft sind schon die Briefmarken sehenswert, meistens gibt es etwas zu Lernen, zum Beispiel, dass es in Singapur einen Hindutempel gibt und einen heiligen Berg in Taiwan.

Praktischer Erdkunde-Unterricht

Für meine Tochter ist das Postcrossen praktischer Erdkundeunterricht, denn sie schaut gleich nach, wo das Land ist, aus dem die Karte kommt.
Natürlich bin ich immer auch ein kleiner Botschafter meines Landes oder meiner Stadt, je nach dem. Einige Karten aus Russland und aus dem Baltikum waren auf Deutsch geschrieben, oder zumindest teilweise. Da fragt ein Amerikaner mit deutschen Wurzeln, wo es in Deutschland denn am schönsten ist - für mich natürlich ganz klar: im Ruhrgebiet. Deshalb schicke ich auch am liebsten Karten von Dortmund, von denen es einige ganz hübsche Exemplare gibt.

Wer mitmachen will, sollte Englisch können, die Webseite ist auf Englisch, und natürlich ist Englisch die Hauptsprache beim Schreiben. Es kann aber nicht schaden, wenn man ein paar Sprachen mehr kann. Ein kleiner Nebeneffekt: Beim Schreiben kann man seine eingerosteten Sprachkenntnisse wieder ein bisschen aufbürsten.

Die Registriegung koster nichts

Kostenlose Registrierung auf www.postcrossing.com. Die Seite ist englischsprachig. Weitere Infos gibt es auf der Wikipedia-Seite: http://de.wikipedia.org/wiki/Postcrossing

Porto: Postcrossen ist ein einigermaßen günstiges Hobby: Das Porto in Nicht-EU-Länder beträgt in der Regel 75 Cent, dazu kommt noch die Postkarte.

Jetzt musss ich aber Schluss machen, ich muss noch ein paar Karten schreiben.....

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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