Vorfreude auf Premieren: Weltberühmte Werke zur Wiedereröffnung des Schauspiels
Eine Künstlerkomödie, Tschechows Kirschgarten, Biedermann und die Brandstifter und Fahrenheit 451 bringt das Dortmunder Theater zur Wiedereröffnung seines Schauspielhauses in der nächsten Saison auf die Bühne.
Stadtmitte. Zunächst ist da die tragische Groteske von Max Frisch über den Fabrikanten Biedermann, der in einer Welt voller Brandherde nichts falsch machen will. Natürlich hat er ein ungutes Gefühl dabei, zwei dubiose Unbekannte auf seinem Dachboden schlafen zu lassen. Die dann auch noch Benzinfässer mitbringen. Aber vielleicht kann man ja sein eigenes Hab und Gut am besten schützen, indem man Brandstiftern mit Gastfreundschaft begegnet? Irgendwann später, anderer Ort. Auch im Leben von Ray Bradburys Feuerwehrmann Guy Montag wüten immer wieder Feuer. Sie werden gezielt entzündet – durch Montag und seine Kollegen! Ihr Auftrag: Bücher verbrennen. Sie sollen das Wissen aus der Welt tilgen, und damit alles Nachdenken und Zweifel. Doch dann lernt Montag Clarisse kennen - und beginnt, Bücher zu retten...
Klassiker im neuen Gewand
Zwei bekannte Klassiker im neuen Gewand inszeniert Gordon Kämmerer am 16. Dezember als Eröffnungsdoppel zum Beginn der Spielzeit. Zwei Stücke, die aberwitzig, lustvoll und scharf in die Nahaufnahme gehen: Brandstiftung, Resignation, Widerstand.
Und im Studio dürfen sich Theaterfreunde auf ein europäisches Abendmahl von Werner Schwab freuen: "Übergewicht, unwichtig: Unform". Dabei entführt der österreichische Kultautor am 17. Dezember sein Publikum in einer abgehängten Kneipenlandschaft in ein schwarzhumoriges, groteskes Universum. Treffsicher seziert er dabei eine monströse Gemeinschaft – reaktionäre Spießer und linke Weltverbesserer im Kampf gegen das Fremde von außen.
Außerdem präsentiert das Theater am 29. Dezember im kleinen Studio hautnah "Der Kirschgarten" von Anton Tschechow als große Ensemblestück: Nach fünf Jahrenkehrt die Gutsbesitzerin Ljubow Ranewskaja nach Russland zurück: Die Heimat ruft. Hier, inmitten des idyllischen Kirschgartens, wo das Gut der Familie steht, hofft sie auf Frieden und Ruhe. Doch nach Jahren der Abwesenheit hat sich die Welt auch hier gewandelt.
Und am 30. Dezember folgt "Der Theatermacher", eine Künstlerkomödie von Thomas Bernhard. Er hat mit dieser Komödie, 1985 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, allen Kunsttyrannen und Theaterbesessenen ein Denkmal gesetzt. Regie führt Intendant Kay Voges.
Ein Internat, das alle enthält
Der Shootingstar des Gegenwartstheaters Ersan Mondtag inszeniert am 9. Februar zum ersten Mal am Schauspiel Dortmund. Er bringtmit der Uraufführung "Das Internat" seine berüchtigte, bildstarke und hoch musikalische Theaterhandschrift mit. Ob es ein Internat geben kann, das alle anderen Internate enthält, erleben Zuschauer im Schauspielhaus.
Mit "Orlando" nach Virginia Woolf wird am 11. Februar im Studio die Geschichte eines Mannes erzählt, der zur Frau wird, mehr als 350 Jahre lebt und dabei kaum altert. 1586: Der junge und bildschöne englische Adlige Orlando flüchtet nach einer enttäuschten Liebschaft als Dichter in die Einsamkeit. Mit 30 wird er Botschafter in Konstantinopel, er fällt in einen tiefen Schlaf, aus dem er erst nach Tagen erwacht – als Frau! Die Regisseurin Laura N. Junghanns nimmt den Roman und die Namensgleichheit mit der US-amerikanischen Stadt zum Anlass, um einen Theaterabend über Identitäten, Zuschreibungen und Kategorien wie Mehrheit und Minderheit zu entwickeln. Live mit auf der Bühne: Die Dortmunder Band aniYo kore.
"Memory Alpha oder Die Zeit der Augenzeugen" von Anne-Kathrin Schulz setzt Ed. Hauswirth am 6. April im Studio in Szene.
Und Haydns Schöpfung wird am 7. April ein spektakulärer Hybrid aus Musik- und Sprechtheater, gemeinsam mit Opernsolisten, Musikern und Schauspielern.
Gott schöpft Himmel, Erde, Tageszeiten, Pflanzen, Tiere und: den Menschen, als „Mann und König der Natur“. Spätestens seit Beginn des digitalen Zeitalters bekommt dieser Satz aus dem Haydn-Libretto eine neue, wortwörtliche Bedeutung. Denn der rasante technologische Fortschritt hat den Menschen zum König einer neuen „Natur“ aus Algorithmen werden lassen: Die Schöpfung eines „neuen Menschen“ rückt in greifbare Nähe. Bewegungen wie der Transhumanismus arbeiten daran, die Grenzen des menschlichen Körpers zu erweitern und dessen Funktionen zu optimieren.
Ebenfalls auf dem neuen Spielplan steht "Die Kassierer und Die Drei von der Punkstelle" als Punk-Operette nach Franz Schulz und Paul Frank am 26. Mai im Schauspielhaus.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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