"Tod im Stahlwerk": Anne-Kathrin Koppetschs Pastorin Martha Gerlach ermittelt
Ein betrunkener Lokführer überfährt 1969 Freddy, den Sohn eines Betriebsrates - Auftakt des Krimis „Tod im Stahlwerk“ der Dortmunder Autorin Anne-Kathrin Koppetsch.
In ihrem mittlerweile dritten Regionalkrimi um die junge Pastorin Martha Gerlach gerät diese in die Auswirkungen des Streikes bei Hoesch im Jahr 1969. Der Lokführer und der Betriebsrat waren gute Freunde, sind aber seit langem verfeindet. Martha Gerlach muss aber noch an anderer Front kämpfen: Ihre Ehre und auch ihr Beruf stehen auf dem Spiel, da ihr ein unsittliches Verhältnis zu Freddy nachgesagt wird. Tatsächlich fühlte sie sich zu dem Flöte spielenden Jungen hingezogen. Aber auch ein zweiter Mord verlangt nach ihrer Aufmerksamkeit.
Anne-Kathrin Koppetsch gelingt es, den Zeitkolorit einzufangen. Ob ihre Heldin an einer Bluna-Limonade nippt oder Jugendliche auf einer Fete „Komm, gib mir deine Hand“ hören (ihren Song „I Want To Hold Your Hand“ haben die Beatles auch auf deutsch eingespielt), stets beweist die Autorin, dass sie sich über die Zeit informiert hat. Man glaubt fast, den damals so allgegenwärtigen Kohlenstaub einzuatmen.
Auch das Kirchenumfeld und die zu der Zeit existierenden Vorurteile einer berufstätigen Frau gegenüber (vor allem als Pfarrerin) stellt die Autorin überzeugend dar. Ahnung hat sie schon von Berufs wegen: Lange Jahre war die Pfarrerin Koppetsch für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Dortmund-Mitte-Nordost zuständig. Seit August 2012 ist sie nun in der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde aktiv.
Die Handlung bewegt sich stets logisch voran, ist aber nicht etwa vorhersehbar. Der Leser rätselt lange, wer den nun der Mörder sein könnte. Und auch das Schicksal der jungen Pastorin lässt beim Lesen nicht los.
Ihren Ursprung haben die Krimis um Martha Gerlach in der Realität. Nicht nur in der Tatsache, dass der Roman in Dortmund spielt und die Schauplätze sauber recherchiert sind. Auf die Idee zu der Reihe kam Anne-Kathrin Koppetsch durch Gespräche mit Renate Krull, die 1965 als erste Pastorin in eine Dortmunder Gemeinde gewählt worden war. Aus ihren Erzählungen beschloss sie eine Geschichte zu machen. Die Romanreihe spielt auch in ihrer ehemaligen Gemeinde in der westlichen Innenstadt.
Mit „Tod im Stahlwerk“ (der Arbeitstitel lautete übrigens „Septemberstreik“) hat Anne-Kathrin Koppetsch ihre Trilogie um Martha Gerlach abgeschlossen. „Ich bin mit dem Buch am Ende der 1960er-Jahre angelangt. Es ist schön, die Projekte zu wechseln“, verriet die Autorin im Vorfeld. Eine Fortsetzung ist aber nicht kategorisch ausgeschlossen.
Der Roman „Tod im Stahlwerk“ von Anne-Kathrin Koppetsch hat 190 Seiten und kostet 9,90 Euro.
Infos über Anne-Kathrin Koppetsch und die Reihe finden Sie auch hier.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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