Theatertage: Klein aber fein
Die Petra Meurer Theatertage sind ein kleines aber feines neues Theaterfestival in Dortmund. Im alten Depot in der Dortmunder Nordstadt vereinen sich Literatur und Bühnenkunst, analoge und digitale Welten schließen sich zusammen, Multimedia Experimente lassen die Synapsen knacksen, während sich Musik mit Textkunst mischt und alles wieder glatt bügelt. Getreu dem Motto „Das ist jetzt kein Projekt mehr, Baby, das ist Eskalation!“.
Mit dabei sind Andy Strauß, Jörg Albrecht & Gerhild Steinbuch (friendship is …), Janina Sachau & Kerstin Krug (Jackie – Eine Stimme aus dem Jenseits), Leik Eick und das Habanera Duo. Das Theaterfestival, welches an die 2010 plötzlich verstorbene Literaturdozentin und Theatermacherin Petra Meurer erinnern soll, findet am 01. und 02. Februar im Theater im Depot in Dortmund statt.
Mit einem kleinen aber feinen Mini Theaterfestival wollen wir Anfang 2013 einerseits Rückschau halten auf zwei sehr schöne Jahre des Petra-Meurer-Preises und gleichzeitig Lust machen und einen Ausblick geben auf innovatives, junges und freies Theater aus Dortmund und Umgebung. Es präsentieren sich teilweise schon bekannte Künstlerinnen und Künstler sowie Newcomer aus der Szene und gestalten zwei völlig unterschiedliche, abwechslungsreiche Abende. Junges Theater trifft auf Videoperformance, und Literatur und vermischt sich mit Musik.
Am Freitag 1. Februar macht Andy Strauß mit „Ist doch egal, das Stück ist von Andy Strauß“ den Anfang. Der bekannte Poetry Slammer, Buchautor und Performance Künstler sprengt mit seinem Multimedia Stück sämtliche Genregrenzen und Synapsenknoten. Zwischen dem Einhorn Sandy und der Batterie Werther bahnt sich ein Rosenkrieg an. Gerade, als sie sich um das Sorgerecht um ihr Flugzeug streiten, droht die Sache zu eskalieren. Können die Kollage Ruprecht und eine Banane mit einer Antenne im Kopf die verhedderte Sache enttüddeln oder ist der Friede der beiden auf gänzlich verlorenem Aste?
„friendship is … Eine Besichtigungstour durch Ponyville“ ist eine Lecture Performance von den beiden erfolgreichen Autoren Jörg Albrecht & Gerhild Steinbuch. In Ponyville, der Heimat der kleinen Ponies aus der Cartoonserie My Little Pony – Friendship is Magic, zeigen sie, welche Utopien noch auf uns warten. Oder sind sie schon in greifbarer Nähe? Oder längst da? Was bedeutet es, wenn ein geflügeltes Cartoonpony die großen linken Symbole des 19. und 20. Jahrhunderts ersetzt? Ist es inzwischen weniger wichtig, sich selbst emphatisch oder ironisch zu positionieren, geht es mehr und mehr um das gemeinsame Auseinandernehmen und Überzeichnen? Oder ist es schlicht so, wie einige der bronies – wie sich die männlichen Fans der rosa und hellblauen Fohlen nennen – es selbst formulieren: Dass es halt einfach nur ein besseres Hobby ist als der Terrorismus?
Das Programm am Samstag (2. Februar)
Janina Sachau & Kerstin Krug – „Jackie – eine Stimme aus dem Jenseits“
Janina Sachau, mittlerweile ein festes Ensemble-Mitglied im Düsseldorfer Schauspielhaus, inszeniert zusammen mit ihrer Regisseurin Kerstin Krug ein wildes one-woman Stück. „Da bin niemals mehr nur ich.“ Da sind auch noch all die anderen neben Jackie O., Jackie Kennedy, Jaqueline Lee Bouvier, die nie aufhören, sie anzusehen: Der blutende Mann, der erschossen auf ihren Schoß fällt, Marilyn, deren blonder Haarbuschel selbst aus dem Sarg noch harauszischt und entfliehen will, ihre toten Kinder, die Presse mit ihren Kameras, die Männer vom Secret Service, die Drogen, der Tod. Deswegen versteckt sie sich hinter ihren Kleidern, „diesen Haufen und Haufen von Stoff“. So kann sie niemand mehr berühren, ihr bleibt ein Rest an Privatheit.
Doch was bleibt von einem selbst, wenn das Versteckspiel kein Spiel mehr ist, sondern zum Lebensinhalt wird, wenn man sich selbst nur noch anschaut, weil die anderen es ja auch alle tun? „Kein Wunder, dass ein Schuss das beendet hat.“
„Leik Eick“ sind ürsprünglich sechs Musiker aus Moldavien, Belarus und Deutschland und kreieren seit dem Jahr 2001 mit ihren musikalischen Interpretationen deutscher Dichtkunst eine Show zwischen Burleske und Pop, dadaistischer Performance und chaotischem Chansonabend. Sie gewannen gemeinsam den Bochumer Kleinkunstpreis 2008 und sind Preisträger des «Treffen junger Musikszene» der Berliner Festspiele 2005. Ovids «Metamorphosen» haben sie am Schauspielhaus Bochum für die Spielzeit 2009/2010 in Fassung gebracht,vertont und als Performance über ein Jahr lang vor ausverkauftem Haus gespielt.
Für das Petra-Meurer-Festival kommen nun nach einem Sabbatjahr die Bandmitglieder Miriam Witteborg und Ilya Genkin als „1/3 Leik Eick“ auf die Bühne zurück und zeigen ihre alten Lieblingslieder in einem neuen, zarten und akustischen Gewand.
Habanera Duo – Soundfusionen
Das „Habanera-Duo“ besteht seit 2008 aus Mounir Mahmalat - Violoncello und Philipp Quiring - Klavier. Die beiden Musiker begegneten sich auf einem Folk-Konzert. Schnell ging es nicht mehr um das „ob“, sondern vielmehr darum, „was“ gespielt wird. Das „Habanera-Duo“ charakterisiert sich durch sein außergewöhnliches Repertoire. Neben Flamenco, Tango und vielen weiteren Facetten der latein-amerikanischen Tanzmusik kann Jazz und Blues ebenso Einzug in die Konzerte der Jungs erhalten wie ein österreichischer Ländler oder seltene Stücke der Romantik. Uraufgeführt werden dabei eigene Arrangements ebenso wie Stücke zeitgenössischer Komponisten. In ihren Konzerten schaffen es die Beiden durch eine sehr unkonventionelle Art des Auftretens immer wieder neu zu überraschen und die Zuhörer mitten ins (Zeit-)Geschehen zu holen. Nicht selten erklingt hierbei auch mal eine Nasenflöte oder ein 5-String-Banjo. Sie brechen mit den üblichen Zwängen festgefahrener Konzerttraditionen und fühlen sich in Jazz-Clubs genauso zu Hause wie auf klassischen Konzertbühnen.
Vorstellungen:
FR 01.02.2013 um 19.30 Uhr
SA 02.02.2012 um 19.30 Uhr
Eintritt: VVK & AK 5 €, Kombiticket 8 €
Ort: Theater im Depot, Immermannstr. 29
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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