Schauburg stellt Apps für Blinde und Hörgeschädigte vor
Untertitel für Hörgeschädigte sind im deutschen Fernsehen seit über 30 Jahren dank Videotextes keine Besonderheit mehr. Auch bei DVDs gehören sie zum normalen Extraservice. Aber was ist mit dem aktuellen Kinoprogramm? Werden hier Blinde, Sehbehinderte und Hörgeschädigte ausgegrenzt?
Am vergangen Dienstag stellte die Schauburg auf der Brückstraße in Dortmund die beiden Apps Starks und Greta vor. Beide Apps sind kostenlos im jeweiligen Appstore für Android und Apple erhältlich. Die Bedienung der beiden Apps ist denkbar einfach. Nach dem Start und einer kurzen Anmeldung, bekommt man eine Übersicht angezeigt, für welche Filme dieser Service derzeit angeboten wird. Ebenso eine Vorschau, was bald dazukommen wird. Dann einfach auf den Download Button klicken und auf Abspielen. Schließlich muss man nur noch die Synchronisation starten.
Das neue Filmförderungsgesetz aus 2013 beinhaltet die Klausel, dass alle geförderten Filme auch barrierefrei sein müssen. Allein in Deutschland betrifft das jährlich zwischen 80 bis 100 Filme. Darum wollen und müssen Filmverleihe das Kino barrierefrei machen, am besten in Zukunft europaweit. Smartphones sind sowieso schon sehr hilfreiche Begleiter für alle Betroffenen. Nach der Pilotphase arbeiten die Apps jetzt nach demselben Prinzip wie Musikerkennungsprogramme wie Soundhound oder Shazam.
In Dortmund macht die Schauburg den Anfang, in der näheren Umgebung beteiligen sich das UCI in Bochum und ein Kino in Herne. Über was für eine Zielgruppe sprechen wir überhaupt? Allein in Deutschland gibt es 1,4 Millionen potentielle Kunden, in ganz Europa sogar 37 Millionen Sehbehinderte und weltweit 37 Millionen Blinde und 124 Millionen Sehbeeinträchtigte.
Die Audio Datei für einen 1,5 Stunden langen Film war bei der Demonstration knapp 118 MB groß, darum empfiehlt es sich diese bereits daheim über WLAN herunterzuladen. Bei der Benutzung der Greta App sollte man Kopfhörer benutzen, damit die anderen Besucher im Kino nicht durch die zusätzliche Audiospur gestört werden.
Beide Apps funktionierten beim Vorführfilm ausgezeichnet. Die Synchronisation gelang reibungslos. So kamen die Audiokommentare immer genau dann, wenn keiner der Schauspieler sprach. Die Untertitel erschienen immer einen kleinen Moment zeitversetzt, nachdem die Darsteller die Lippen bewegt hatten. Ein Missbrauch soll nicht möglich sein, da kein richtiger Mitschnitt vorhanden ist. Bis jetzt wird der Service nur für einige deutsche Produktionen angeboten, aber bei Erfolg werden hoffentlich weltweite und vor allem Hollywood Produktionen nachziehen. Besonders für Kinder ist die technische Neuerung interessant, damit sie keine soziale Ausgrenzung erfahren müssen.
In Zukunft sollen die Apps nicht nur für das Kino, sondern auch für Spielfilme im Fernsehen zu benutzen sein. Sogar eine spezielle Datenbrille soll dieses Jahr noch entwickelt werden. Die Apps sind ortsunabhängig, so dass auch eine Nutzung in Open-Air Kinos oder daheim am heimischen TV möglich ist. Gefördert wird das ganze Projekt unter anderem vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Autor:Markus van Klev aus Dortmund-City |
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