Silver Screen zeigt "Der 2. Anschlag"
Neuer Filmclub
Mit erschreckender Kontinuität wiederholen sich seit Jahrzehnten rassistisch motivierte Angriffe, gewaltsame Übergriffe bis zu Mordanschlägen und Drohungen gegen Menschen mit migrantischem Hintergrund, die in Deutschland leben und arbeiten.
Der neue Filmclub »Silver Screen« präsentiert Donnerstag, 24. September den Dokumentarfilm "Der 2. Anschlag"mit einem Gespräch der Club-Teilnehmer mit Regisseurin Mala Reinhardt. Im Film schildern Betroffene dieser Gewalt die traumatischen Erlebnisse, die sie und ihre Familien – auch durch die mangelhafte Aufarbeitung in den Jahren danach – durchleben mussten.
Erzählen als Akt der Selbstermächtigung
Das Erzählen und Erinnern nach langem Schweigen wird zu einem Akt der Selbstermächtigung und des politischen Handelns. Unter den Protagonisten ist Ibrahim Arslan, der den rassistischen Brandanschlag von Mölln als Siebenjähriger nur knapp überlebte. Für seine Schwester, Cousine und Großmutter kam jede Hilfe zu spät. Heute kämpft Ibrahim Arslan – so wie viele andere, die sich mittlerweile vernetzt haben – aktiv um die Deutungshoheit über seine eigene Geschichte. Nach dem Anschlag war seine Familie weiteren Anfeindungen durch Öffentlichkeit, Behörden und Medien ausgesetzt. Dieser zweite Anschlag, so Arslan, war schlimmer als die Brandsätze, denn er wäre vermeidbar gewesen. Da er in die Planungen der jährlichen Trauerfeier der Stadt Mölln nicht eingebunden wurde, organisierte er eine eigene. So inspirierte er andere, wie Osman Taşköprü, dessen Bruder Süleyman in Hamburg vom NSU umgebracht wurde. Jahrelang ermittelte die Polizei gegen Osman und seine Familie. Auf dem NSU-Tribunal in Köln begegnet er weiteren Betroffenen und Menschen, die ihn unterstützen.
Filmclub Silver Screen
Der neue Filmclub Silver Screen trifft sich seit Anfang des Jahres regelmäßig im Keuning-Haus, um gemeinsam Filme zu schauen und darüber zu diskutieren. Idee und Ziel ist, die Generation 60+ aktiv in die Gestaltung von Kinoprogrammen einzubeziehen. Eingestiegen sind Menschen, die Lust haben auf künstlerisch anspruchsvolle Spiel- und Dokumentarfilme jenseits des Mainstreams.
In einer öffentlichen Vorführung zeigt der Club jetzt am 24. September um 18 Uhr im Keuning-Haus bei freiem Eintritt seinen ersten Favoritenfilm: "Der zweite Anschlag". Der Filmclub sieht angesichts der jüngsten Ereignisse die immense Bedeutung und Aktualität von Reinhardts Film und wird ihn in der Nordstadt präsentieren, wo 2006 Mehmet Kubaşık vom NSU ermordet wurde. Im Anschluss an den Film diskutiert der Club mit Regisseurin Mala Reinhardt. „Bei Der zweite Anschlag war es mir wichtig, den Protagonisten die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Perspektiven darzustellen. Viel zu oft schon wurden die Geschichten von Betroffenen an die Peripherie gedrängt, es wurde über sie erzählt statt mit ihnen zu reden“, sagt sie.
Hintergrund
»Silver Screen Filmclub« ist ein Projekt des Scope Institute (www.scope-institute.org) im Rahmen von »Reality Bites«, in Kooperation mit dem Dietrich-Keuning-Haus und dem Kino sweetSixteen.
»Reality Bites« wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, dem Filmbüro NW und dem Fonds Soziokultur.
Autor:M Hengesbach aus Dortmund-City |
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