"Night of Lights" als flammender Appell der Dortmunder Veranstalter in Existenznot
Leuchtender Hilferuf
"Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht!", riefen nachts bundesweit 8365 Firmen um Hilfe. Denn innerhalb kürzester Zeit fühlen sich tausende Unternehmer durch die Auflagen im Zuge der Corona-Krise an den Abgrund gedrängt. Sie schlossen sich zusammen und beleuchteten in der "Night of Lights" bundesweit 9136 Gebäude rot, knapp 30 davon in Dortmund.
Von der Partyband über den Club Oma Doris bis zur Messe Westfalenhallen, sie alle zählen zu einem riesigen Wirtschaftszweig, dem der Schutz vor dem Virus praktisch über Nacht die Arbeitsgrundlage entzogen hat. Eine Pleitewelle enormen Ausmaßes drohe, mit gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die kulturelle Vielfalt.
Viele gefährdete Orte
Zu den gefährdeten rot illuminierten Orten zählten: das U, Opern- und Konzerthaus, Deep Metal, Junkyard, Silent Sinners, Depot, Warsteiner Music Hall, Kaisern, Strobels, Hochofen, Weinkeller, Großmarktschänke, Herr Bennewitz, St. Bonnifatius, aber auch Fire Flames Company, Marcus Magnus Entertainment, Supaevent, Strategiex, Party Rent, Stage Kinetik Bühnenproduktion und Sound Media Group.
Angesichts Veranstaltungsverboten, Einnahmeausfällen und Besucherrückgängen sandten sie einen flammenden Appell an die Politik, zu helfen, ihr Überleben zu sichern. Da in Clubs nicht gefeiert werden darf, hat ein Veranstalter bei der Stadt nach einer Freifläche gefragt.
Zwei Musterveranstaltungen als Test
Angesichts der Existenzsorgen will Wirtschaftsförderer Thomas Westphal der Branche helfen: "Wir sind in der Diskussion mit Anbietern von Unterhaltung und Eventformaten und machen zwei Musterveranstaltungen drinnen und draußen als Praxistest." Auch nach geeigneten Flächen für Outdooraktivitäten werde Ausschau gehalten, für Disko- und Festvalbetreiber. "Wir bleiben aber in der Verantwortung keine weiteren Hotspots zu machen", verweist Westphal auf Schutz- und Abstandsmaßnhemen bei den Testverantsaltungen diese Woche in der Westfalenhalle und im Fredenbaumpark.
RuhrHOCHdeutsch geschätzt
"Bei RuhrHOCHdeutsch zeigen die Erfahrung, dass das, was wir machen, geschätzt wird, auch von auswärtigen Künstlern", berichtet Oberbürgermeister Ullrich Sierau von den ersten Abenden des Festivals in der großen Schalthalle. "Es sind auf Abstand die beste Formate, die entstehen", sagt er zum Umzug, der den Abstand für Besucher ermöglicht. "Und wir haben mit dem temporären Freizeitpark das Glück, dass sich die Schausteller da engagieren, und das wird von vielen sehr positiv gesehen", begrüßt er das Engagement der Unternehmer, die an den Westfalenhallen einen temporären Vergnügungspark aufgebaut haben. Zu der vom Land angekündigten Öffnung von Jahrmärkten erklärt Dezernent Norbert Dahmen: "Da müssen wir erst abwarten, was jetzt kommt", sicher ist er, dass es sich ebenfalls, um ein abgeschlossenes Terrain handeln wird, wo Besucher nachkontrolliert werden können. "Lockerungen, die kommen werden, werden dieses Grundprinzip immer beinhalten", stellt er klar.
"Ohne sie wird's still"
"Ohne sie wird’s still", appellieren die Grünen an die Stadtspitze, die Club- und Konzertkultur zu unterstützen und den Betreibern schnell Hilfe zukommen zu lassen. Gleichzeitig sehen sie das Land in der Pflicht, Freiberufler und Solo-Selbstständige, wie Künstler zu unterstützen.
In einem Gespräch mit der Grünen Fraktion hatten Vertreter der Interessensgemeinschaft der Dortmunder Club- & Konzertkultur die von der Pandemie besondere Betroffenheit ihrer Veranstaltungsbranche beschreiben: Vor Ende August wird es keine Öffnung für Clubs und Konzerthallen geben. Die Verwaltung soll deshalb dringend prüfen, welche Außenflächen schnellstmöglich zur Verfügung gestellt werden können. Ein runder Tisch soll darüber hinaus bei der Erstellung von Konzepten zur Wiedereröffnung helfen.
Schnelle Hilfe für die Szene
„Wichtig ist, dass es jetzt schnelle Hilfe für die Szene gibt. Weitere Monate halten die wenigsten der selbstständig arbeitenden Veranstalter den kompletten Einnahmenausfall durch“, betont Ulrich Langhorst, Fraktionssprecher der Grünen im Rat. „Das wäre nicht nur für die Betroffenen ein berufliches und persönliches Drama, es würde auch einen herben Verlust für die Attraktivität und Lebensqualität unserer Stadt bedeuten. Das muss verhindert werden.“
Die temporäre Nutzung großer Freiflächen, wie das ehemalige HSP-Gelände, müsste dabei durch die Stadt mit den Flächeneigentümern verhandelt werden. Zudem könnten die Kulturunternehmer bei der weiteren Vernetzung unterstützt werden. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, dem Kulturbüro und dem Ordnungsamt soll dabei eine Exitstrategie aus der Corona-Sperre wie ein Hygienekonzept erarbeitet werden.
Wie kann Start wieder gelingen?
„Es geht sowohl um die Sicherung der Existenz aktuell als auch um die Frage, wie überhaupt ein Start in den Normalbetrieb wieder gelingen kann. Beides kann nicht erst im Oktober, wenn der Rat wieder tagt, geklärt werden. Deshalb haben wir den OB gebeten, jetzt tätig zu werden“, so Ulrich Langhorst.
Wenn der Betrieb wieder läuft, müsse über weitere Unterstützung nachgedacht werden. Dazu zähle sowohl die Reduzierung der Vergnügungssteuer als auch die Aufhebung der Sperrstunde.
Insbesondere das Land sei in der Pflicht. „Die Bundesregierung hat sich wiederholt und endgültig dagegen entschieden, Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen in der Coronakrise ausreichend zu helfen. Daher ist das Land nun in der Verantwortung, die dringend notwendige Hilfe zu leisten, um Existenzen und Arbeitsplätze zu sichern“, stellt Ulrich Langhorst abschließend klar.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.