Legende plauderte über die Westfalenhalle
Die Veranstalterlegende Fritz Rau ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Vor einem Jahr sprach der Stadt-Anzeiger mit ihm über die Westfalenhalle, Stars und das harte Veranstaltungsbusiness.
„Die Westfalenhalle, das war wie die Ersteigung des Nanga Parbat. Und wir dachten, wenn es die Stones nicht schaffen,diese riesige Halle zu füllen, dann schafft es keiner“, erinnerte sich Veranstalterlegende Fritz Rau (82) zurück an die 60-er. Zum 60. Geburtstag der „Mutter aller Hallen“ kam er nach Dortmund und plauderte aus dem Nähkästchen.
Denn sogar mit Duke Ellington und auch mit Jimi Hendrix und Frank Zappa erschien dem Veranstalter damals die Westfalenhalle riesengroß. Zu groß? Das änderte sich schlagartig mit den Stones. „If you make it here, you make it everywhere!“, meinte Rau schmunzelnd, wenn er zurückblickt.
Auf einen Peter Alexander, der in Dortmund schrecklich unter Lampenfieber litt. „Der ist dreimal an Lampenfieber gestorben, aber wenn er dann raussprang, dann ging die Post ab“, erinnerte sich der 82-Jährige an unvergessliche Konzerte unterm Hallenrund.
Udo Jürgens litt an Lampenfieber
Auch Udo Jürgens, der im Februar wieder live in Dortmund zu erleben ist, habe sich gefürchtet, vor den großen Rängen und deshalb auch unter Lampenfieber gelitten, „aber er ist immer wieder gerne hier!“
Übrigens ist die Westfalenhalle die Lieblingshalle von einem anderen Udo: Lindenberg. Er ließ hier die Innenaufnahmen für seinen Spielfilm drehen. Kein Wunder, denn laut Rau, ist die runde Halle „mit ihrer Holzbauatmosphäre für Künstler und Publikum wie ein Wohnzimmer, wo man sich sofort wohlfühlt.“
Am liebsten erinnerte sich der Konzertveranstalter an die Abende mit dem Mann zurück, der die Westfalenhalle so oft wie keiner füllte:
Kleiner Drache hat halle 15 mal ausverkauft
Peter Maffay hat die Traditionshalle mit Tabaluga gleich 15 mal ausverkauft. Im Herbst kehrt er zurück mit einer nagelneuen Tabaluga Show auf fünf Bühnen im Innenraum der Halle.
Nachdem die Stones und die Les Humphries Singers den großen Respekt vor der Mega-Halle genommen haben, folgten alle großen Stars von Micheal Jackson, über Madonna bis zu Liza Minelli. „Sie hatte hier am gleich Tag Tourpremiere, wie Sammy Davis jr in Hamburg“, erzählt Fritz Rau, „also ließ ich ihr in der Westfalenhalle backstag einen roten Teppich legen und führte sie darauf von der Garderobe auf die Bühne. „Sie hat sich sehr gefreut. Und sich bin gleich ins Auto nach hamburg gesprungen, um zum Schlussapplaus bei Sammy Davis jr zu sein und mit ihm dann eine lange Nacht in St. Pauli zu feiern.“
Die Stones und Coldplay begesterten ihn
Rau, dem hoffnungslosen Stones-Fan, den aber auch Coldplay begeistern, hat für sein Lebenswerk einen Echo bekommen, „aber der Erfolg hat mir auch sechs Bypässe und einen Schrittmacher eingebracht“, meint der Senior mit Dreitagebart, der sich an Whitney Houston als größte Diva erinnert.
Auch in Zeiten großer Konkurrenz sorgte er sich nicht um das Live-Konzert Business: „Die Fans wollen die Künstler live erleben, wie sie ihr bestes geben, schwitzen, ihre Brillanz.“
Das schönste war der Schlussapplaus
Klar, sei das Geschäft für die Westfalenhalle schwieriger geworden, „doch ich wünsche ihr zum Jubiläum, dass auch die jungen Neuen kommen und sie ihre Bedeutung behält. Und Rau schmunzelte: „Denn das Schönste, das schönste war der Moment backstage mit dem Schlussapplaus, und ich dachte hoppla, ein bisschen habe ich ja auch dazu beigetragen.“
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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