Kritik am Frei.Wild-Konzert in der Westfalenhalle
Sie singen von der Liebe zur Heimat, Tradition und wahren Werten: „Frei.Wild“ heißt die erfolgreiche Südtiroler Band, die Allerheiligen (1.11.) ein Konzert in der großen Westfalenhalle gibt.
Und obwohl die Band in ihrem Song „Land der Vollidioten“ davon singt, dass sie keine Neonazis seien und Heimatliebe kein Staatsverrat sei, bezeichnete Sonntag in der Sendung bei Günther Jauch ein Journalist, der undercover in der rechten Szene recherchiert, die Südtiroler Band Frei.Wild als rechte Band. Für ihn sei es ein Unding, dass man Frei.Wild in einer städtischen Halle auftreten lasse.
„Für uns ist es ein ganz normales Rock-Konzert. Für das Gegenteil haben wir keinen Beleg“, erklärt Dr. Andreas Weber von den Westfalenhallen den Auftritt am Feiertag. Bis vor einer Woche sei der Auftritt der Band auch nie Thema gewesen. „Es liegen uns keine Warnungen vor, weder von der Polizei noch vom Verfassungsschutz“, sagt er.
Man habe mit den Kollegen aus Essen und Stuttgart gesprochen, auch dort sei von rechtsextremen Handlungen oder Texten bei Konzerten nichts bekannt.
Und zum umstrittenen Frei.Wild-Sänger Philipp Burger, der früher Mitglied in einer rechtsextremen Partei war, meint der Sprecher der Westfalenhallen: „Der Sänger bestreitet ja nicht seine rechtslastige Vergangenheit. Für das Konzert wurde die Devise ausgegeben: Keine politischen Kundgebungen, weder auf T-Shirts noch anders.“
Laut Wikipedia ist die Band in der rechtsextremen Szene sehr beliebt und bei Frei.Wild-Konzerten seien Fans mit rechtsextremen Handlungen aufgefallen. Hier will die Polizei in der Westfalenhalle ein Auge drauf haben.
Oberbürgermeister Sierau zu Frei.Wild
Oberbürgermeister Ullrich Sierau nimmt zum Auftritt der Gruppe Frei.Wild am 1. November in der Westfalenhalle 1 wie folgt Stellung: „Weder die Stadt Dortmund noch - nach meiner Kenntnis - der Aufsichtsrat der Westfalenhallen Dortmund GmbH waren im vorhinein über das Konzert von Frei.Wild informiert. Sollte die Gruppe bei ihrem Auftritt rechtsextremes Gedankengut äußern oder sollte ihr Auftritt zu einem Kristallisationspunkt für rechtsextreme Manifestationen werden, ist die Band in Dortmund nicht willkommen. Dann wird dies ihr letzter Auftritt in unserer Stadt sein - jedenfalls an einem Veranstaltungsort in städtischer Trägerschaft.“
Die Jusos zum Konzert
Wie folgt nehmen die JUSOS Stellung zum Auftritt von Freiwild:
Wir bedauern Band-Auswahl der Westfalenhalle. „Gerade Dortmunder Betriebe sollten ihre Bands kritischer betrachten“. Am ersten November spielt die Rock-Band „Frei.Wild“ in der Dortmunder Westfalenhalle. Der Frontmann hat eine eindeutige Nazi-Vergangenheit und auch seine Band steht in der Kritik, Rechts-Rock zu verbreiten. Für die Jugendorganisation der SPD sind die Songtexte der Band nicht zu vereinbaren mit einer aufgeklärten, demokratischen und toleranten Stadt Dortmund.
„Auch wenn der Band juristisch nichts vorzuwerfen ist, sollte bei den Liedtexten der Band schon eine Alarmglocke klingeln. Spätestens wenn man weiß, dass auch die rechte Szene die Erfolge der Band feiert.“, erklärt Anna Spaenhoff, stellvertretende Vorsitzende der Jusos.
Es ist bekannt, dass Personen, die diesem Spektrum gegenüber nicht abgeneigt sind, sich von Musik auch sehr unterschwellig mobilisieren lassen. Bei der Verwendung von den Begriffen „Volk“ und „Erbe“ oder dass die Traditionen der Heimat bewahrt werden sollen, sollte man genauer hinsehen. Doch dies alles zeigt nur wieder, dass die Sensibilisierung für das rechte Gedankengut noch nicht genügen vorangetrieben wurde.
„Für Hotels gibt es schon eine Info-Broschüre. Die Präventionsarbeit darf nicht nur Schulen, Sportvereine und Hochschulen umfassen, sondern auch bei Hotels, Veranstaltungsorten und Betrieben einen Anklang finden und durch Fortbildungsangebote und Vorträge stetig zur Sensibilisierung beitragen“, so Spaenhoff weiter.
Das Konzert lässt sich nicht mehr absagen, doch aus Juso-Sicht sollten die Verantwortlichen der Westfalenhalle den großen Lobestext auf ihrer Homepage entfernen oder stark bearbeiten.
Dortmund nazifrei zum Auftritt
Das Bündnis "Dortmund Nazifrei!" fordert mehr Sensibilisierung für Liedtexte „Grau-Zonen-Bands sind nicht ohne Grund in dieser Zone“. Am Donnerstag, dem 01. November, tritt die Rock-Band „Freiwild“ in der Westfalenhalle Dortmund auf. Der Frontmann der Band war früher in rechten Führungskadern zu finden und seine Band steht unter dem Vorwurf, rechtes Gedankengut zu transportieren. Juristisch keine eindeutige Geschichte, doch die Liedtexte und die Zustimmung aus dem rechten Spektrum verraten mehr.
„Juristisch ist diese Band in der sogenannten Grau-Zone. Doch von einem Betrieb der Stadt Dortmund, die in der letzten Zeit viel gegen rechts getan haben, würden wir uns mehr Sensibilisierung bei der Auswahl der Bands wünschen“, so Dortmund Nazifrei.
Zwar sei keine eindeutige Zugehörigkeit zur Nazi-Szene zu erkennen, doch bei genauerer Betrachtung der Liedtexte, stolpert man über Begriffe wie „Volk“, „zu schützendes Erbe“ und das Bedauern, dass Kreuze in Schulen ab genommen werden müssen, auf Rücksicht auf die Andersgläubigen.
Für Dortmund Nazifrei ist klar, dass auch für Veranstaltungsorte vermehrt Fortbildung und Sensibilisierung in diesem, oft unterschwelligen, Bereich angeboten werden sollten.
„Die Westfalenhalle hätte zumindest nicht so hoch lobend auf ihrer Internetseite für das Konzert werben müssen und auch die Fans, welche ja möglicherweise nicht alle rechtsgesinnt sind, würden wir bitten, würden wir bitten, sich bei der guten Rock-Musik auch mal die Liedtexte anzuschauen um hinter den Worten die Botschaften zu erkennen und sich zu fragen, ob dies wirklich die Botschaft ist, die man selber transportieren möchte“, erklärt Dortmund Nazifrei.
SPD-Beirat entsetzt über Auftritt
Mit Entsetzen hat der Beirat der Dortmunder SPD Dienstagabend den Auftritt einer Band aus dem rechten Spektrum am 1. November in der Westfalenhalle zur Kenntnis genommen. Entschieden setzte sich das höchste Gremium der Dortmunder SPD dafür ein, solche Konzerte in Dortmund zu verhindern. "Die Geschichte und Erfahrungen mit rechten Tendenzen in Dortmund sollten auch der Westfalenhalle eine Warnung sein", reagiert der Unterbezirk der partei auf die Diskussion.
Auch wenn die auftretende Gruppe erkennbar versuche, formal nicht gegen Gesetze zu verstoßen, seien ihre im Internet zugänglichen Texte eindeutig. "Distanzierungen alleine helfen also nichts, auch die Texte müssen überdacht werden", so die SPD. Offensichtlich gehöre dies zum mehrfach in Dortmund deutlich gewordenen Versuch, rechtes Gedankengut auf legalem Weg an die Öffentlichkeit zu bringen. "Diesen Anfängen müssen Demokraten entschieden entgegentreten", heißt es in der Stellungnahme der Partei.
Selbst wenn laut Geschäftsführung der Westfalenhalle keine Verstöße gegen geltendes Recht erkennbar seien, könne man von den städtischen Töchtern eine erhöhte Sensibilität bei diesem Thema erwarten. Auch der Aufsichtsrat sollte im Vorfeld klar Position beziehen und wenigstens versuchen, diese Konzerte zu verhindern. Inakzeptabel sei aber eine Verharmlosung dieser Gruppe durch den Hinweis auf die Häufigkeit der Auftritte und fehlende rechtliche Handhabe.
Die Dortmunder SPD verlangt den klar erkennbaren Versuch der Westfalenhallen, für die Zukunft solche Konzerte zu verhindern und eine sofortige Entfernung der lobenden Werbung für diese Gruppe im Internetauftritt der Dortmunder Westfalenhallen.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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