Kommentar: Unbesungene Helden - Streetart-Künstler in Dortmund
Während in anderen Städten Streetart als Wirtschaftsfaktor, politisches Sprachrohr mit immenser Reichweite und Material für die Hippness-Kur von Museen gesehen wird, scheint sich in Dortmund niemand für Kunst im öffentlichen Raum zu interessieren - zumindest nicht für jene, die nicht schwarz-gelb oder öffentlich gefördert ist.
Anders ist es kaum zu erklären, dass Dortmunder Künstler, wie die Streetart-Legende Mark Gmehling, international ausstellen und dort für ihre urbane Kunst abgefeiert werden, in der Heimat nur durch Aktivisten, wie die 44309 Street/Art Gallery, unterstützt werden.
Ähnlich wie bei der benachbarten Ausdrucksform Graffiti (Dortmund galt als eine Weltstadt in den Sprühdosen-Zirkeln und Ausstellungshäusern; auch das dürfte an vielen vorbei gegangen sein), geht es den Zeichen, Skulpturen, Bildern und Installationen bei der Streetart sowieso meist nur zweitrangig um ihre kommerzielle Verwertbarkeit - Anerkennung darf es aber schon sein.
Die Wirksamkeit, und das gilt nicht nur für Dortmunder Streetart, scheint sich derweil mehr im virtuellen Raum der sozialen Medien zu entfalten und ihre meist sozial-kritischen Nachricht explosionsartig zu verbreiten.
Um so mehr paradox, dass sich eine weltoffene City die Kunst von der eigenen Straße wegnehmen lässt, respektive dieser überhaupt wenig Aufmerksamkeit schenkt. In Sachen Jugendkultur zeigt sich die Stadt und dem entsprechenden Publikumsinteresse mit ihren Festivals im Dietrich-Keuning-Haus engagiert und in einer Vorreiterrolle. Auch um das Theaterfestival Favoriten, die tollen Kulturprojekte in der Nordstadt und den HMKV im Dortmunder U beneiden uns andere Städte und Kenner der urbanen Künste. Doch bei der Streetart sieht es anders aus.
Manche Beziehungen sind halt Plastik, wie es in einer der wenigen Streetart-Ausstellungen (Mark Gmehling und Wolfgang Krell im RWE Tower) hieß. Manchmal gilt das auch für die Beziehung zwischen einer Stadt und ihrer Kunst.
Autor:Steffen Korthals aus Kamen |
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