Knapp gerettet: Das goldene Wunder von St. Petri

Am Montagabend geht's in der Petri-Kirche um die Rückkehr des Goldenen Wunders. | Foto: Schmitz
  • Am Montagabend geht's in der Petri-Kirche um die Rückkehr des Goldenen Wunders.
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Wer sich in Westfalen auf die Suche nach einem sakralen Kunstschatz aus dem späten Mittelalter macht, der wird in Dortmund fündig. Die St. Petri-Kirche am Westenhellweg präsentiert ihren Besuchern das ‚Goldene Wunder‘, einen prachtvollen Antwerpener Flügelaltar.

1521 in Auftrag gegeben wurde er vier Jahre später in die Kirche des Dortmunder Franziskanerklosters geliefert. Nach dessen Auflösung zu Beginn des 19. Jahrhunderts fand der Altar, der im Kirchenjahr Wandlungen zwischen den Ansichten mit Malereien und der Seite mit Schnitzereien erfährt, seinen neuen Platz in der Stadtkirche St. Petri.

Vor Bomben in Sicherheit gebracht

Doch beinahe wäre das außergewöhnliche Kunstwerk den Bombenangriffen auf Dortmund im Mai 1943 zum Opfer gefallen, die auch die St. Petri-Kirche zu großen Teilen zerstörten. Aber es gelang, den fünf Tonnen schweren Altar aus Eichenholz rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Erst am 17. Juli 1967 – vor 50 Jahren – kehrte das Goldene Wunder in die St. Petri-Kirche zurück.

Ehrenamtliche haben sich der Geschichte verschrieben

Das Jubiläum der Rückkehr ist für eine kleine Gruppe ehrenamtlich Engagierter, die sich der Geschichte von St. Petri und ihrem kostbaren Altar verschrieben haben, Anlass für eine Vortragsreihe über das Kunstwerk, seinen bewegten Werdegang und vor allem die Menschen, die das Goldene Wunder vor der Zerstörung bewahrt und der Nachwelt erhalten haben.

Kostbarer Kunstschatz

Mechthild Schwarzenberger ist eine der Ehrenamtlichen, die sich zur Gruppe ‚Goldenes Wunder zusammengefunden haben. „Immer wieder hören wir bei Kirchenführungen Fragen dazu“, sagt sie. Viele davon seien beantwortet. Der Altar sei rechtzeitig vor den erwarteten Angriffen nach Möllenbeck bei Rinteln an der Weser geschafft worden, wo er den zweiten Weltkrieg überstanden habe, weiß die geschichtsbegeisterte Frau. Immer aber habe sie die Frage umgetrieben, wann genau die Auslagerung erfolgt sei, auf wessen Veranlassung und auf welche Weise sei es schließlich gelungen, das kostbare Kunstwerk fortzuschaffen?

Nach Aufzeichnungen geforscht

Gemeinsam mit ihren Mitstreiter/inne/n Britta Steinhüser, Annette Wilmsmann und Klaus Meyring hat sich Mechthild Schwarzenberger aufgemacht, in Archiven, alten Aufzeichnungen und Briefen nach Details zu suchen. Und die Vier sind fündig geworden. Ein Ergebnis der Recherchen ist die Gewissheit, dass das Goldene Wunder tatsächlich nur ganz knapp der Zerstörung durch die Bombenangriffe entgangen ist. Die Auslagerung gelang erst im Zeitraum zwischen Ende März und Anfang Mai 1943. Am 5. Mai flogen die Alliierten den ersten großen Angriff auf Dortmund, kurz darauf, am 23. Mai fiel die St. Petri-Kirche einer weiteren Bombardierung zum Opfer und wurde bis auf die Grundmauern zerstört.
Wie der Gruppe aus der St. Petri-Kirche liegt auch Prof. Dr. Barbara Welzel das Schicksal des Antwerpener Flügelaltars am Herzen. Die Kunsthistorikerin von der TU Dortmund erforscht und veröffentlicht seit langem Fakten und Erkenntnisse über die Bedeutung des Goldenen Wunders.

Die St. Petri-Laienforcher

Mit ihr und Vertretern ihres kunsthistorischen Seminars sind die vier Laienforscher, wie sich Mechthild Schwarzenberger und ihre Gruppe aus St. Petri nennen, im intensiven Austausch. Gemeinsam will man jetzt auch eine Veranstaltungsreihe starten, die neue Forschungsergebnisse der Gruppe und Fachbeiträge der Dortmunder Kunsthistoriker/innen miteinander verbinden wird.

Vortrag: "Knapp gerettet"

Den Anfang macht ein Abend am 17. Juli, dem 50. Jahrestag der Rückkehr des Goldenen Wunders. Er trägt den Titel ‚Knapp gerettet‘ und gibt Einblicke in die Zusammenhänge und das Vorgehen derjenigen, die im Jahr 1943 die Rettung des Dortmunder Kunstschatzes initiiert und vollbracht haben.
„Bei der Auswertung des Archiv-Materials wurde klar, dass die Stoff-Fülle für einen Abend zu viel wäre mit all den spannenden Details und weiterführenden Fakten, die wir gefunden hatten“, sagt Mechthild Schwarzenberger. Und so ist der nächste Abend der Reihe zum Goldenen Wunder schon terminiert. Am 30. November lautet der Titel: ‚Endlich zurück – die Zeit nach 1945‘. Denn der Altar, der heute in all seiner Pracht in St. Petri zu bewundern ist, hatte noch allerhand Irrungen und Wirrungen zu überstehen, bis er sich wieder dem Betrachter in der Dortmunder Stadtkirche zeigen konnte.
Beginn der Veranstaltungen, die nicht nur für Kirchen- und Kunsthistoriker interessant sein werden, ist jeweils 19.30 Uhr. Ort ist die St. Petri-Kirche selbst, der Eintritt ist frei.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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