Grotesk: Gott des Gemetzels
Alles hätte so schön sein können: Ein junges Stück, dass nicht nur auf der Bühne sondern auch im Kino Erfolge feiert, ein Stück, dass klug und treffsicher mit herausragendem Humor den kultivierten Menschen als Berserker entlarvt.
Doch wer sich in Marcus Lobbes Inszenierung von Yasima Rezas „Gott des Gemetzels“ auf die furiose Komödie freut, wurde enttäuscht.
Umrahmt von riesigen Plüschtieren vorm Klopapiervorhang stolpern zwei Männer in Pumps und Minirock über riesige weiße Stufen, ihre Gattinnen stehen steif auf Plateaustiefeln in Hosenröcken zwischen antiken Säulen.
Alle vier wollen nach einer Schlägerei ihrer Söhne, wie Erwachsene es tun, die Sache (zwei ausgeschlagene Schneidezähne) aus der Welt schaffen. Doch der Geist der Versöhnung kommt abhanden. Überzeichnet, überdreht agieren die Paare, es wird gebrochen, gefallen, und geschlagen. Aus Kultivierten werden Choleriker. Die Frauen verstricken sich anklagend in Klopapier, die Gatten fesseln sich mit Klebeband. Doch leider kommt nicht nur der Konsens abhanden, auch die Stärken des Stückes gehen in der absurden Überzeichnung unter.
Dialoge voll erbarmungsloser Treffsicherheit und diabolischem Humor gehen im Boxen, Fallen und Kriechen unter. Das Premierenpublikum spendet den Schauspierlern gerne Applaus, quittiert die Inszenierung von Marcus Lobbe jedoch mit Buh-Rufen.
Da wendet sich der Theaterfan lieber der nächsten Premiere „Eskalation ordinär“ von Werner Schwab inszeniert von Martin Nimz am Freitag, 20. Januar im Studio zu.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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