Dortmunds letztes Vorstadt-Kino 

Sie machen Kino-Programm in Aplerbeck: Robert Schütte (l.) und Morris Rödiger.
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Über 70 Kinos hat es einmal in Dortmund gegeben, rund 50 davon waren in den Vororten. Allein in Aplerbeck gab es drei Lichtspielhäuser. Sie sind Vergangenheit, aus ihnen wurden Supermärkte oder Spielhallen – aber nicht aus allen:

Eines hat überlebt, die Filmbühne in Aplerbeck, besser bekannt als Postkutsche. Fast ununterbrochen, nur mit einer einjährigen Pause von 1985 bis 86 wurden und werden hier Filme gezeigt.

Auf die Welt kam die Filmbühne nicht als Kino, sondern als Tanzsaal. Ein großer Saal, in dem damals oft gefeiert wurde, zu, Beispiel mit dem damaligen Dortmunder Tanzorchester, für das die Bühne des Tanzsaales gerade groß genug war.

Eröffnung 1954

Aber der Kino-Boom sorgte auch für Veränderungen in Aplerbeck. Der damalige Besitzer des Hotels, Restaurants und Tanzsaales, Bubi Mehring, entschied 1954, den Saal in ein Kino umzubauen. Die Bühne wurde angehoben und der ganze Saal angeschrägt. Die Installation von Leinwand und Sitzen folgte. Eröffnet wurde das Kino am 14. September 1954 mit dem Paula-Wessely Film: „Wenn Du noch eine Mutter hast.“

Dass es nach 64 Jahren noch immer existiert, verdankt es in erster Linie Robert Schütte. Seit 32 Jahren ist er der Chef der Filmbühne. Schon mit 14 Jahren war Schütte schwer filmbegeistert und ließ sich von gestandenen Filmvorführern zeigen, wie man die Technik bedient. Unterstützt wird Schütte nun von Morris Rödiger, ebenfalls seit seiner Jugend mit dem Virus Kino infiziert und als Assistent der Theaterleitung für das Haus in Dortmund zuständig.

Filmverrückt

Während seiner Zeit bei der Bundeswehr, stationiert in Flensburg, ging das weiter. Er fand einen Job als Filmvorführer in einem Flensburger Kino, zeigte neben seinem Wehrdienst Filme: „Das war oft ganz schön knapp mit der Zeit, manchmal bin ich schnell in Uniform zum Kino, damit ich noch rechtzeitig ankam.“

Eigentlich war Schütte nach der Schließung des Kinos in Aplerbeck nur an dem alten Filmprojektor interessiert. „Dann fragte mich Frau Mehring, die vorher das Kino betrieben hatte, ob ich das nicht übernehmen wollte.“ So kam Schütte zu seinem ersten Kino. Weitere folgten. Heute betreibt Schütte neben der Postkutsche noch das Parktheater in Lüdenscheid, ein Multiplex-Kino mit sieben Sälen.

Alte Fotos gesucht

Im Inneren der Filmbühne hat sich wenig verändert. Der Kinosaal wurde irgendwann einmal neu bestuhlt, die Raucherlogen verschwanden. Das Foyer gibt es noch. „Wenn wir irgendwann einmal passende Leuchter aus den 50ern finden, hängen wir sie im Saal auf, erklären Robert Schütte und Morris Rödiger. Der gebürtige Erfurter bringt frischen Wind und neue Ideen mit und hat sich ausgiebig mit der Geschichte des Hauses befasst.Schütte und Rödiger suchen deshalb noch alte Fotos, Filmaufnahmen oder Programme von früher.

Seniorenkino

So ist die Postkutsche mit Seiten auf Facebook und Instagram vertreten, und ab dem 26. September bietet das Kino nachmittags um 14 Uhr eine neue Serie an: Im Seniorenkino werden an einem festen Termin jeweils am letzten Mittwoch im Monat aktuelle Filme, aber auch Klassiker gezeigt. Für 6,50 Euro gibt es einen Film und zusätzlich Kaffee und Gebäck. „“Das soll eine Begegnungsort und Treffpunkt für Senioren hier in der Gegend werden, und wir haben auch noch ein Rahmenprogramm dafür auf die Beine gestellt“, erklärt Rödiger.

Der OCM-Verlag stellt vor dem Film noch in 15 Minuten ein aktuelles Buch vor, und es gibt obendrein eine Verlosung. Die Reihe startet am Mittwoch, 26. September um 14 Uhr mit dem Film über Papst Franziskus. Am 31. Okober steht das „Klassentreffen 1.0“ mit Til Schweiger auf dem Programm, und für den Dezember, hier steht der Termin wegen der Feiertage noch nicht ganz fest, ist „A Star is Born“ mit Lady Gaga geplant. „Das Seniorenkino wird auf Facebook schon rege diskutiert: „So etwas fehlt hier in Aplerbeck“, meint Rödiger.

Programm

Doch nicht nur für Senioren bietet das kleine und gemütliche Kino ein attraktives Programm, und das zu günstigen Preisen und ohne lange Wartezeiten an der Kasse. Durch die Digitalisierung bei der Technik kommen auch die kleineren Kinos schneller an aktuelle Filme. Ab dem 20. September laufen hier: „The Nun“ und "Das schönste Mädchen der Welt“. Weitere Infos gibt es unter www.filmbuehne-dortmund.de.

Ausstellung zum Thema:

Anfang des 20. Jahrhunderts boten die ersten Kinematographen dem begeisterten Dortmunder Publikum auf Jahrmärkten und im Brückviertel bewegte Bilder und entführten sie mit dem neuen Format in neue Welten. Die Ausstellung und Videoinstallation „OLYMPIA UNIVERSUM PALAST“ erinnert an die Dortmunder Kinogeschichte(n) und erzählt die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen wichtiger Protagonisten der heutigen Dortmunder Kinoszene. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 31. Januar 2019 im künftigen „Stadtlabor“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte im Eingangsbereich neben der Kasse.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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