"Ich, Europa" ist mehr als elf Monologe, die zum Perspektivwechsel einladen
Dortmunder Theater schenkt Europa eine Bühne
Brüchige Biographien zwangen viele der elf Autoren nach Europa. Nicht freiwillig verließen sie ihre Heimat. Die Schriftsteller vom Balkan, über Afghanistan bis Algerien beschreiben, das ihnen fremde wie vertraue Europa. Und die poetischen bis dramatischen Sichtweisen auf Europa erleben Theaterbesucher in „Ich , Europa“ im Schauspielhaus in einer sich stets wandelnden Bühnenbox, gespielt von elf Darstellern.
Sie verkörpern Europa als schwankendes Zombie, alte Frau, die einen ausgeweideten Stier auf die Bühne zieht, als freudige Friedensbraut, der die Lage der Welt ins Herz sticht, aber auch als einsamer Wachsoldat und am Ende, als die Autorin, die die Einladung per Mail lieber verbrennt.
Regisseur Marcus Lobbes macht aus den elf Monologen im Dortmunder Schauspielhaus großes Theater. Pia Marias Mackerts Bühne und Videokunst von Mario Simon schaffen ein bildgewaltiges Panorama für den alles andere als handelsüblichen Theaterabend.
Liebes- und Leidensgeschichten der Autoren aus der arabischsprachigen Welt werfen Schlaglichter auf den Kontinent, der als Union den Friedensnobelpreis erhielt. Das großartige Ensemble verkörpert ihr Europa und seine Geschichte als überhebliche Handelsreisende, trampende Aktionskünstlerin, ängstliche Figur und Jubilar mit Klangschale.
Der Abend ist berührend, überraschend, politisch und nachdenklich. Und die lebendige Literaturszene der arabischen Welt will das Theater auch Geflüchteten in Dortmund zugänglich machen. Sie bekommen Freikarten, die Texte laufen auf Arabisch in Übertiteln.
Die Dortmunder Uraufführung ist ein gelungenes Experiment, das nachwirkt. „Ich Europa…“ so lautet auch der Anfang aller elf Szenen wird im Schauspielhaus aufgeführt am 25. November, um 18 Uhr, 12. Dezember um 19.30 Uhr und am 20. Dezember um 19.30 Uhr.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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