"Die Welt verändern - für einen Abend"

V.l.: Dietmar und Steffen Korthals vor der großen Rieger-Orgel in der Pauluskirche | Foto: Martina Hengesbach
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God is a DJ“ - das behauptete die britische Gruppe Faithless im Jahr 1998 – und wenn das stimmt, dann dürfte der oberste DJ am 11. Oktober einen guten Abend haben.

Denn in der Pauluskirche in der Nordstadt gibt es an diesem Abend ein Event, das es so vorher noch nie gegeben hat. "Orgel plus DJ" heißt das Konzert, das die beiden Brüder Dietmar und Steffen Korthals spielen, es ist das Abschlusskonzert des OrgelVision-Festivals, ebenfalls eine Premiere.

Dietmar Korthals spielt auf der Orgel, während sein Bruder Steffen, der dem Dortmunder Clubpublikum vielleicht besser als DJ Dash bekannt ist, dazu Platten auflegt. "Wir haben viel recherchiert zu dem Thema, aber wir haben nichts ähnliches gefunden, nirgends", erklärt Steffen Korthals.
Eine Weltpremiere also, und auch eine Premiere für die beiden Brüder. Beide haben sie eine musikalische Erziehung genossen, doch während Steffen sich bald Drum & Bass und anderen Musikstilen widmete, lag bei Dietmar der Schwerpunkt bei Komposition und Orgelspiel, außerdem studierte er Musikwissenschaften in Bochum.

Zusammen Musik zu machen, das erschien schwierig bei dieser unterschiedlichen Ausrichtung, trotzdem gab es Nahtstellen: Dietmar Korthals geht auch bei seiner Organistentätigkeit für die Pauluskirche gerne unbekannte Wege, und spielte zum Beispiel in einem Gottesdienst Stücke der Gruppe "Queen" auf der Orgel. Damit sorgte er für eine volle Kirche. Auch seine Bearbeitung von Chorälen unter dem Titel "Die populäre Orgel" ist sowohl als Notenmaterial als auch in Konzerten erfolgreich.

Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit der beiden Brüder ("Warum ist das nicht schon vorher passiert?") war aber, dass Dietmar seinem Bruder einige Kompositionen widmete: " Das hat mich sehr bewegt" erklärt Steffen Korthals. "Es hat seine Wertschätzung für meine Musik gezeigt, ich wusste, dass Dietmar das, was ich mache, nicht ganz so schlecht findet." Auf der anderen Seite sagt Dietmar Korthals: "Steffen tickt so wie ich, er hat nur ein ganz anderes Terrain. Der musikalische Flow ist da."

Seit rund einem Jahr "schwebte es im Raum, mal was gemeinsam zu machen", jetzt ist es soweit. Bei allen Unterschieden in der Musikrichtung haben die Brüder doch viele Gemeinsamkeiten. Beide haben durch ihre Erziehung eine christlichen Hintergrund, und obwohl es kritische Positionen zur Kirche gibt, ist da doch ein gemeinsames Moment, das Steffen Korthals so beschreibt: "Beim Auflegen ist ein Abend für mich gelungen, wenn die Leute einen ganz bestimmten Augenblick mitnehmen, ich möchte emotional etwas lostreten." - eine Erfahrung, für die Dietmar Korthals auch als Organist in einer Kirche sorgen kann.

Was erwartet das Publikum nun bei einem Abend, der von der Kirchenorgel und einem DJ an den Plattenspielern gestaltet wird? Steffen Korthals muss sich als DJ auf diesen Arbend anders und zeitintensiver vorbreiten. "Ich suche meine Platte durch und gucke, was könnte inhaltlich passen? Wichtig ist auch eine christlich-humanistische Message, die Platten müssen Spielraum lassen und nicht zuviel Melodie haben.

Nicht alles passt auf Anhieb zusammen, bei manchen Platten muss der DJ so modifizieren, dass es musikalisch passt. Organist Dietmar hat eine andere Aufgabe: Er improvisiert an der Orgel. Nur ein paar Zettelchen mit Stichpunkten zu Tonarten und wichtigen Melodietönen hat er an seiner Orgel, das wars. Darüber hinaus muss er an seiner Orgel viel arbeiten, ausprobieren, welche Klänge funktionieren und. So kann er durch die Register die Klangfarben wechseln und fließend Klänge verändern "fast wie bei einem Syntheziser".
Daneben muss viel geprobt und getestet werden, gemeinsam, aber auch einzeln. Wichtig ist beiden Musikern: "Es wird kein atonales Klangerlebnis." Und der gemeinsame Abend könnte kein singuläres Ereignis bleiben: ""Wenn Leute darauf Bock haben, dass wir zusammen spielen, dann machen wir das." Erste Anfragen dazu gab es schon im Vorfeld.

Einen kleinen Vorgeschmack auf den Abend kann man hier erleben:


Weitere Infos:

Dietmar Korthals (* 1971) erhielt als Siebenjähriger seinen ersten Klavierunterricht. In diesem Alter entstanden bereits erste Kompositionen. 1987 wurde er Preisträger beim Landeswettbewerb "Jugend komponiert". Es folgte eine Kompositionsausbildung bei H.J.M.A. Derdack und ein Studium der Musikwissenschaften in Bochum und Essen. Neben seiner freiberuflichen
Tätigkeit als Klavierlehrer und Musiker ist er als Organist der Dortmunder Pauluskirche - einer etablierten Kulturkirche - tätig.

Sein musikalisches Interesse gilt unter Anderem der innovativen Auseinandersetzung mit der Pfeifenorgel. Das Entdecken neuer klanglicher Möglichkeiten und der Darstellung unterschiedlichster Stile sieht er dabei als Beitrag zur Vielfalt der Orgelmusik an. Sein im Jahr 2009 gegründetes Projekt "die populäre orgel" ist bislang sein erfolgreichstes: eine CD und ein Notenbuch für versierte Organisten sind bei der Edition Punctum Saliens erschienen.

Dash aka Steffen Korthals zählt zu den Größen der Drum-Bass-Szene. So wird er seit Jahren regelmäßig als DJ vom renommierten Juicy-Beats-Festival gebucht. Die Liste der Clubs, in denen er als Resident DJ gearbeitet hat, liest sich wie das Who is Who der Alternativszene: vom Club Trinidad (laut Zeitschrift Spex einer der besten Clubs seiner Zeit) über das Dortmunder Domicil und der Suite023, dem Essener Club Baikonur bis hin zum Goethebunker Essen, um nur einige zu nennen. Auf größeren Events legt er u.A. zusammen mit Klaus Fiehe (EinsLive) auf. Mit seiner Autorenradiosendung "Vinyl Asyl" pusht er derzeit den Underground-Warehouse-Geist des Ruhrgebiets. Europaweite Bookings runden seine Vita ab.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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