Von Max Beckmann bis Nan Goldin: Dortmunder MO eröffnet Ausstellung „60 Jahre Freunde des Museums Ostwall“
60 Jahre Freunde des Museums Ostwall

Seit 60 Jahren begleitet der Verein „Freunde des Museums Ostwall“ das MO. Seiner Unterstützung hat das Museum spektakuläre Ankäufe zu verdanken: Ein Gemälde Max Beckmanns zählt ebenso dazu wie eine Skulptur von Hans Arp oder knapp 500 Objekte und Dokumente aus der Fluxus-Sammlung von Wolfgang Feelisch. Eine Auswahl der Ankäufe inklusive drei neu erworbene Arbeiten der US-amerikanischen Künstlerin Nan Goldin zeigt noch bis zum 30. August die Ausstellung „60 Jahre Freunde des Museums Ostwall“ im Schaufenster des MO im Dortmunder U, auf Ebene 5. Sie und eine dazugehörige Publikation geben einen Einblick in das Wirken des Vereins.

Der Verein „Freunde des Museums am Ostwall“ ging 2001 aus der Stiftergesellschaft zur Förderung des Museums am Ostwall in Dortmund hervor. Die Stiftergesellschaft hatte sich 1960 gegründet, angeregt durch den Vorstand der Freunde Neuer Kunst.
In den folgenden Jahrzehnten ermöglichten die Mitglieder gezielte Ankäufe. So gelang es ihnen 2015, ein Gemälde von Heinrich Nauen zurückzukaufen, das 1937 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt worden war und später auf dem Kunstmarkt wieder auftauchte.

Erforschung der informellen Kunst

Seit den 1990er Jahren trieben die Freunde die Erforschung der informellen Kunst voran – finanziell, ideell, aber auch durch ihre wissenschaftliche Unterstützung. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in vier kenntnis- und materialreichen Bänden zur Kunst des Informel veröffentlicht. Stellvertretend hierfür steht ein farbintensives Gemälde Fred Thielers, das die Besucher beim Eintritt in den Raum willkommen heißt. Das Gemälde wurde 2005 zum 100. Geburtstag der Gründungsdirektorin Leonie Reygers von den Freunden für das Museum erworben.

Fluxus-Künstler vertreten

Einen wichtigen Platz nehmen auch die Arbeiten renommierter Fluxus- Künstler ein, die in der von Natalie Calkozan kuratierten Ausstellung durch Werke von Milan Knížák, Robert Filliou und George Brecht vertreten sind. Ein weiterer Bereich widmet sich dem MO-Kunstpreis „Follow me Dada and Fluxus“, der seit 2014 von den Freunden des Museums Ostwall vergeben wird, um den Sammlungsschwerpunkt Fluxus zu stärken und zu erweitern.

Die ausgewählten Werke der Ausstellung verweisen somit einerseits auf die unterschiedlichen Förderungen der Freunde und zeigen auf der anderen Seite die Vielfalt ihrer Schenkungen auf. Auch wenn es in der Ausstellung in erster Linie um die Kunstwerke geht, soll der Raum mehr sein als bloße Präsentationsfläche. Eine gemütliche Sitzecke mit Sofa und Sessel lädt die Besucher dazu ein, sich − wie bei Freunden − einfach mal hinzusetzen, zu unterhalten oder die Kunst ganz in Ruhe auf sich wirken zulassen.

Publikation zum Jubiläum

Zur Jubiläumsausstellung erscheint die Publikation „Zuhause bei Freunden! 60 Jahre Freunde des Museums Ostwall“, die sowohl die Geschichte als auch die zukünftige Ausrichtung des Vereins beleuchtet. Neben einem Ankaufverzeichnis gibt es nähere Informationen zu den Kunstwerken, die in der Jubiläumsausstellung im MO Schaufenster gezeigt werden.

Neuerwerbung Nan Goldin

Anlässlich des 60. Jubiläums darf sich das Museum Ostwall über eine herausragende Neuerwerbung freuen. Zusammen mit den Kulturbetrieben haben die Freunde des MO drei Fotografien der US-amerikanischen Künstlerin Nan Goldin (*1953) erworben, die in die Sammlung des Museums übergehen. Ab Mai wird jeweils eine Fotografie für je drei Monate in der Sammlungspräsentation „Body & Soul“ präsentiert.

Persönlich und unverblümt

„Bilder zu machen ist für mich eine Art, jemanden zu berühren – eine Form von Zärtlichkeit“, hat Nan Goldin einmal gesagt. In ihrem Werk thematisiert die Künstlerin auf intensive und feinfühlige Weise das Leben in all seinen banalen und dramatischen Momenten. Sehr persönlich und unverblümt dokumentieren ihre Porträtaufnahmen die Geschichten von Frauen und Männern, die ihr bürgerliches Leben verlassen haben, um jenseits restriktiver Moralvorstellungen ihr Glück zu finden. Schönheit, Geschlechtlichkeit, Glamour, aber auch Tod und Gewalt werden schonungslos erfasst.

Ab 1978 lebt die Künstlerin größtenteils in New York, mit längeren Aufenthalten in Berlin. Es ist ihr Leben, das Leben ihrer Freunde in der New Yorker Subkultur der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen, das Goldin tagebuchartig mit der Kamera festhält.

Nan Goldin ist Preisträgerin des 5. Kunstpreises Ruth Baumgarte und wurde von dem britischen Kunstmagazin ArtReview in der für 2019 veröffentlichen internationalen Rangliste auf Platz 2 der weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten der Kunstszene gesetzt.

Die drei für das MO angekauften Arbeiten sind:

Nan Goldin (1953): Misty doing her make-up, Paris, 1991
Phillipe H. and Suzanne kissing at Euthanasia, New York City, 1981
Jimmy Paulette after the parade, NYC, 1991
Das Museum Ostwall ist geöffnet Dienstag, Mittwoch, Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag/Freitag 11 bis 20 Uhr.

Infos online unter

Autor:

M Hengesbach aus Dortmund-City

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