Unwetter Bernd: Emscher drohte in Dortmund in die Stadtbahn zu laufen/See hielt Wassermassen zurück/ Keller liefen voll
Regen wie in 100 Jahren nicht

470 Einsätze fuhr die Feuerwehr in Dortmund beim Sturmtief Bernd, dessen langanhaltender starker Regen viele  Keller, Gebäude und Straßen, wie hier in Persebeck an der Einmündung Menglinghauser-/Kruckeler Straße überflutete.   | Foto: Feuerwehr Dortmund
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  • 470 Einsätze fuhr die Feuerwehr in Dortmund beim Sturmtief Bernd, dessen langanhaltender starker Regen viele Keller, Gebäude und Straßen, wie hier in Persebeck an der Einmündung Menglinghauser-/Kruckeler Straße überflutete.
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Die Regenmenge, die das Tief „Bernd“ am Mittwoch, 14. Juli, auf Dortmund fallen ließ, war riesig. In Gummistiefeln mit Eimern und Pumpen versuchten Dortmunder heute Schlamm und Wasser, die das Sturmtief in Häuser und Garagen gespült hatte, wieder loszuwerden. Bäche haben Gärten und ein ganzes Freibad unter Wasser gesetzt. Dankbar sind viele für die schnelle Hilfe der Feuerwehr. Die Stadtentwässerung ordnet das Ereignis als definitiv größer ein als ein 100-jähriges Niederschlagsereignis.

Meterhoch überschwemmte die Regenflut in Kellern Heizungen, Waschmaschinen, Trockner und Kühlgeräte. Wäsche-, und Baukeller, Erinnerungsstücke und Campingausrüstungen versanken in der Flut. Viele Grundstücke, Erdgeschosse, Keller und Gebäude der Stadt auch fernab von Gewässern waren stark durch Überflutung betroffen. 

Das ganze Stadtgebiet betroffen

„Eine ähnliche Situation gab es nur bei dem Jahrtausendereignis im Jahre 2008. Im Unterschied zu damals war diesmal das gesamte Stadtgebiet betroffen“, sagt Dr. Christian Falk, der technische Betriebsleiter der Stadtentwässerung.
Dies führte zu kritischen Hochwassersituationen an den Gewässern der Wasserwirtschaftsverbände, als auch den 300 km Gewässern in Verantwortung der Stadt. Besonders betroffen waren der Groten-, Rüpings-, Loh-, Hörder Bach und der Oberlauf der Emscher – zum Teil in einer Größenordnung, wie sie bis jetzt noch nie aufgetreten ist.

Noteinsätze in Schönau und Persebeck

Den Osten der Stadt fluteten die Regenmengen, aber auch in Schönau, Persebeck und Lütgendortmund gab es Noteinsätze. Die Feuerwehr und das THW sowie der Abwasserbetrieb waren im Dauereinsatz. Gegen 3 Uhr hatten 360 Einsatzkräfte 470 Einsätze abgearbeitet, zog die Feuerwehr Bilanz.
„Der enorm starke Regen war für die Dortmunderinnen und Dortmunder in vielen Stadtteilen eine große Herausforderung, für manche sogar zum zweiten Mal kurz hintereinander. Einen großen Dank an die vielen Einsatzkräfte, die unermüdlich unterwegs waren“, sagt Oberbürgermeister Thomas Westphal. „Ein ebenso großes Dankeschön aber auch an die vielen, die anderen geholfen haben.“
An der Uferstraße in Schönau mussten zwei Häuser mit zehn Anwohnern evakuiert werden. In Persebeck musste die Freiwillige Feuerwehr ihr Gerätehaus vor den Fluten schützen. In der Nordstadt wurde ein Heim evakuiert.

Dank an viele Helfer und Freiwillige

„Die Ausmaße des Unwetters waren in großen Teilen des Regierungsbezirks noch extremer, so dass die Feuerwehr keine Hilfe aus Nachbarstädten erhalten konnte. Unser aller Dank gilt den vielen Hundert Leuten der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr sowie den Hilfsorganisationen. Gut dass niemand schwer verletzt wurde“, sagt Ordnungsdezernent Norbert Dahmen. „Besonders tragisch ist, dass viele innerhalb von 14 Tagen ein zweites Mal von einem Unwetter betroffen waren. In einigen Häusern waren gerade die Keller getrocknet und jetzt sind wieder neue Wassermassen in diese Räume geflossen.“
Alle Anlagen der Stadtentwässerung liefen unter Volllast. Das städtische Kanalnetz sowie die 400 Pumpwerke und Rückhaltebecken waren ausgelastet, vielerorts überlastet. Dies sei bei solchen Ereignissen nahezu unvermeidlich. Doch sie stabilisierten die Lage.

Emscher-Hochwasser wie nie

Im Emscheroberlauf gab es ein Hochwasser, wie seit Umgestaltung noch nie. Rückhaltebecken und Sperranlagen funktionierten. Das Becken Nagelpötchen war vollständig eingestaut. Im weiteren Verlauf lief die Emscher in den Phoenix See über. Dafür ist der See mit einem Einstauvolumen von 260.000 qm ausgelegt. Durch die enorme Flutwelle in der Emscher erfolgte der Einstau des Sees in zwei Stunden.
Trotz der Stauanlagen und des Phoenix Sees trat eine kritische Gefahrenlage auf: Die Querung der Emscher mit der Stadtbahnlinie U 41 war vollständig ausgelastet. Dort konnte eine Überlastungssituation verhindert werden.

Team und See retteten die Stadtbahn

Dem präzisen Einsatz des Emschergenossenschaft-Teams, das über Stunden die Regelung am Bauwerk Bellevue und am Rückhaltebecken Nagelpötchen steuerte und der Wirkung des volllaufenden Sees war es zu verdanken, dass das Emscherwasser nicht in die Stadtbahn floss. Die Situation entspannte sich erst gegen Mitternacht. Die Investition in das Kanalnetz und in den Hochwasserschutz habe sich bezahlt gemacht. Die Auswirkungen wären ohne sie deutlich stärker ausgefallen ist sich Dr. Christian Falk, technischer Betriebsleiter der Stadtentwässerung sicher: „Wir haben unsere Aktivitäten zur Starkregenvorsorge zuletzt noch deutlich verstärkt und werden auch in Zukunft alles daran setzen, die Vorsorge weiter auszubauen.“

470 Einsätze fuhr die Feuerwehr in Dortmund beim Sturmtief Bernd, dessen langanhaltender starker Regen viele  Keller, Gebäude und Straßen, wie hier in Persebeck an der Einmündung Menglinghauser-/Kruckeler Straße überflutete.   | Foto: Feuerwehr Dortmund
Die starken Regenfälle haben auch das Freibad Wellinghofen komplett überflutet. Hier war der Bach über die Ufer getreten und setzte das Feld und die Becken unter Wasser. Obwohl direkt mit den Aufräumarbeiten begonnen wurde, schätzt Sportwelt-Geschäftsführer Jörg Husemann, dass dass das Bad vor Anfang der nächsten Woche nicht wieder öffnen kann. Alle Tickets, die für das Freibad gebucht wurden, sind für das Freibad Volkspark gültig.  | Foto: Sportwelt Dortmund
Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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