Polizei und Stadt Dortmund wollen nächtliche Gefahr bannen: 100 illegale Rennen allein 2020
Gemeinsam gegen Raser: 500 PS keine Seltenheit

Über 450 Fahrzeuge und an die 800 Personen kontrollierte die Dortmunder Polizei am Wochenende am Wallring in der City. Die Polizisten erteilten über 230 Platzverweise. Elf Autofahrer mussten den Heimweg ohne ihr Auto antreten. Die Beamten stellen die Fahrzeuge sicher, da nach Umbauten die Betriebserlaubnis erloschen war.  | Foto: Polizei Dortmund
  • Über 450 Fahrzeuge und an die 800 Personen kontrollierte die Dortmunder Polizei am Wochenende am Wallring in der City. Die Polizisten erteilten über 230 Platzverweise. Elf Autofahrer mussten den Heimweg ohne ihr Auto antreten. Die Beamten stellen die Fahrzeuge sicher, da nach Umbauten die Betriebserlaubnis erloschen war.
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Kontrollen und Platzverweise, Blitzer und Bußgelder, Fahrverbote und beschlagnahmte Pkw: Mit allen Mitteln und großem Personaleinsatz versuchen Stadtverwaltung und Polizei Dortmund als Treffpunkt für die Tuner- und Raser-Szene unattraktiv zu machen.

"In der Pandemie wächst die Szene, man benutzt die Straße als Tuner und Dater. Es ist ein Event geworden auf den Wällen in Dortmund unterwegs zu sein, ein gefährliches", stellt Polizeipräsident Gregor Lange klar, dass es kein Kavaliersdelikt ist, zu Zweit parallel nachts auf dem Wall bei Grün Vollgas zu geben.

"Rasen ist ein echtes Problem"

500 PS-starke Kfz seien dem nächtlichen Umrunden der City keine Seltenheit. "Wenn man die Zahlen sieht wird klar, das Rasen ist ein echtes Problem und nicht das Denken von Großstadtneurotikern", betont Oberbürgermeister Thomas Westphal. Für beide stellt die Raser-Szene, die nachts auf dem Wall unterwegs ist eine Gefahr dar. "Für Leib und Leben", sagt Lange, zum Glück habe es noch keine Todesfälle gegeben, wie in Berlin und Köln.
Mit 100 Tempo-30 Schildern, mobilen Blitzern, Kontrollen, Straßensperren und strategischer Fahndung gehen Stadt und Polizei gegen die vor, die den Wallring als Rennstrecke missbrauchen wollen.

Keine Ausweichfläche in der Stadt

"Wir machen die Maßnahmen zusammen, damit allen in der Republik deutlich gemacht werden wird, dass die Idee nach Dortmund zu kommen und mit Höchstgeschwindigkeit um den Wall zu rasen, keine gute ist", will der Oberbürgermeister mit dem Kontrolldruck nicht nachlassen, "wir werden das nicht zulassen", stellt Thomas Westphal klar. Es werde weiter gemacht. Das sei kein kurzfristiges Intermezzo. Und er fügt hinzu: "Wir werden auch keine Ausweichfläche in unserer Stadt zur Verfügung stellen, denn was da passiert ist gefährlich und das wollen wir hier nicht haben."

Nächtliche Event-Szene auf der Straße

Die gemeinsamen Ansätze, die Raser-Szene von außerhalb, die sich in der Westfalenmetropole trifft aufzulösen, hält Polizeipräsident Gregor Lange für gut. Eine nächtliche Eventszene sei auf der Straße nicht gut angesiedelt. 100 illegale Beschleuningungsrennen 2020 sind nicht nur 100 Straftaten, sondern auch gefährlich. Daher hat die Polizei das Problem zum Arbeitsschwerpunkt gemacht, um Ressourcen zum Kampf gegen die Szene zu haben.
"Wir haben da nochmal neu dringenden Handlungsbedarf trotz des hohen Kontrolldrucks, wir reden hier nicht nur über Lärmbelästigung und Dating, sondern über echte Gefahren", unterstreicht Gregor Lange, "das ist sogar ein Verbrechenstatbestand."
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"Das ist ein Verbrechen"

Zwar habe das neue nächtliche Tempolimit 30 km/h schon zu weniger Kfz-Fans nachts auf dem Wall geführt, vorher waren es über 1000 Fahrzeuge. Zuletzt wurden über 450 Fahrzeuge kontrolliert, 65 Verwarngelder ausgesprochen und 11 Kfz beschlagnahmt. "Wir stellen fest, dass sich in der Szene Unmut breit macht. Es gab Hupkonzerte und auch die wurden geahndet. Wenn das auf Dauer kein Spaß macht nach Dortmund zu fahren, haben wir einen ersten richtigen Schritt gemacht", freut sich Lange, dass die Maßnahmen erste Erfolge zeigen. Doch es sei jetzt langer Atem gefragt.

Staus, Kontrollen und Fahndung

Nicht nur den Wall hat die Polizei im Blick, denn sie rechnet bei dem Kontrolldruck auf eine Verdrängung, doch die Einsatzkräfte folgten auch den Ausweichenden nach Phoenix West und in die Nordstadt. "Wir werden dem hinterher gehen. Wer nach Dortmund kommt, muss damit rechnen, dass er im Stau steht, kontrolliert wird und in eine strategische Fahndung gerät. Und wir gehen davon aus, dass das keinen Spaß macht." 

Erschreckend hohe Zahlen

Ordnungsdezernent Norbert Dahmen nennt nur zwei Zahlen von mobilen Tempomessungen in zwei Nächten: "523 Autofahrer waren sehr deutlich zu schnell, obwohl wir schon seit zwei Wochen kontrolliert haben und am letzten Wochenende 349 Verstöße. Die Zahlen sind noch erschreckend hoch", berichtet er von geblitzten 86 und 72 km/h, und 104 km/h bei erlaubten 50 mitten in der Stadt, die Fahrverbote zur Folge haben.

Zum Hintergrund: 

  • Illegale Rennen sind nach § 315c der Straßenverkehrsordnung ein Straftatbestand.
  • 2018 wurden von der Polizei 62 verbotene Beschleunigungsrennen geahndet.
  • Durch erhöhten Kontrolldruck konnte 2019 die Zahl auf auf 51 gesenkt werden.
  • Im Corona-Jahr 2020 wuchs die Raser- und Tuner-Szene, die sich am Wall traf.
  •  100 illegale Rennen wurden gestoppt. 
Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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