Erste Taser-Erfahrung in der Dortmunder Nordstadt: Warnung der Polizei verhinderte Schlimmeres
Androhung führte zur Deeskalation

Der warnende Laut und Lichtbogen des Elektro-Tasers sorgte laut Polizei am Montag dafür, dass eine Situation nicht eskalierte. Eine Blutspur hatte die Beamten in eine Wohnung geführt, wo sich aggressive Männer nach der Warnung ohne Gegenwehr festnehmen ließen. Hier ein Bild des Einsatzes einer Elektroschockpistole zur Demonstration.    | Foto: Holger Schmälzger
  • Der warnende Laut und Lichtbogen des Elektro-Tasers sorgte laut Polizei am Montag dafür, dass eine Situation nicht eskalierte. Eine Blutspur hatte die Beamten in eine Wohnung geführt, wo sich aggressive Männer nach der Warnung ohne Gegenwehr festnehmen ließen. Hier ein Bild des Einsatzes einer Elektroschockpistole zur Demonstration.
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Schon am dritten Tag, an dem Polizeibeamte in der Dortmunder Nordstadt auch mit einem Taser ausgerüstet sind, habe das Elektro-Gerät Schlimmes verhindern können. Wenige Tage zuvor hatten  NRW-Innenminister Herbert Reul und der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange noch bei der Vorstellung des Geräts betont, dass sie vor allem auf die deeskalierende und abschreckende Wirkung des Distanzelektroimpulsgeräts (DEIG) setzen wollen. Weniger Widerstände gegen Einsatzkräfte der Polizei und weniger Verletzte auf beiden Seiten, seien das Ziel.

Sachbeschädigung hieß es am Montagabend  bei der Einsatzmeldung. In einem Haus an der Albertstraße führte eine frische Blutspur die alarmierten Polizeibeamten vom Treppenhaus ins 2. Obergeschoss. Die leicht geöffnete Wohnungstür blutverschmiert, die Wohnung verwüstet, eine verletzte Frau kommt ihnen entgegen. Im Hintergrund taucht bedrohlich ein aggressiver Mann, 
offensichtlich unter Drogeneinfluss, auf. Trotz der Aufforderung stehen zu bleiben, kommt er weiter auf die Polizisten zu. Sie drohen die Elektroschockpistole zu benutzen. Doch keine Reaktion. Erst als zur Warnung das laute Geräusch und auch der Lichtbogen die Androhung real werden lassen, tritt der 69-Jährige Mann zurück und verhält sich kooperativ.
Ein weiterer Mann versteckte sich hinter einem Vorsprung im Flur. Auch der unter Alkohol stehende Mann reagiert aggressiv, schlägt mit der flachen Hand gegen eine Wand, und kommt auf einen Polizisten zu. Doch auch hier zeigte die Androhung des Tasereinsatzes die gewünschte Wirkung: Plötzlich folgte der Mann sämtlichen Anweisungen der Polizei. Und ein Rettungswagen kann den  durch die Sachbeschädigung verletzten 52-jährigen Mann in ein Krankenhaus bringen.

Kritik der Grünen am Test  

Kritik daran, dass die Nordstadt Testbezirk für die Polizei ist, äußerten die Grünen. Die Nordstadt dürfe kein Testballon für den potentiell tödlichen Taser-Gebrauch werden, warnen sie. "Die Polizei betont, dass die Nordstadt zuletzt immer sicherer wurde. Dass gerade hier bei uns die Taser ausprobiert werden sollen, ist irritierend. Zusätzliche Bewaffnung passt nicht in das kommunizierte Bild," betont die Bezirksbürgermeisterin der Nordstadt Hannah Rosenbaum. Statt hierauf Geld und Einsatzkräfte zu verwenden, fordert sie eine langfristige Sicherheitsstrategie im Dialog mit den Bewohnern. Michael Röls, Sprecher der Dortmunder GRÜNEN ergänzt: "Polizeibeamte geraten immer wieder in schwierige und auch gefährliche Situationen. Deswegen braucht es eine gut qualifizierte und gut ausgestattete Polizei. Dem entgegen steht allerdings eine martialische Aufrüstung, wie sie mit dem Taser-Testlauf vorangetrieben wird."

Nordstadt-Sicherheit ist Schwerpunkt

"Die Sicherheit in der nördlichen Innenstadt ist ein behördenstrategischer Schwerpunkt meiner Behörde, dort gehen wir mit viel Personal und Engagement für die Sicherheit der Menschen vor. In den letzten Jahren hat es einen erheblichen Rückgang um nahezu 40 % der Straftaten in der Nordstadt gegeben und trotzdem ist die Kriminalitätsbelastung höher als in anderen Vororten. Gleichzeitig ist die Anzahl der Widerstandsdelikte gegen die Einsatzkräfte der Polizei gestiegen und das ist besorgniserregend", argumentiert Polizeipräsident Gregor Lange.

Alarmierendes Phänomen

Die Entwicklung sei ein alarmierendes gesellschaftliches Phänomen: Immer weniger Respekt gegenüber Vertretern der Sicherheitsbehörden ist seit Jahren feststell- aber nicht hinnehmbar. Dazu betont Gregor Lange: "Für die Sicherheit in der Nordstadt führen wir fast täglich Schwerpunkteinsätze durch und sind als Polizei sehr präsent. Die einen, die Bewohner und Besucher der Nordstadt freut das sehr, während Straftäter und Drogenhändler hingegen den wachsenden Druck auf sich spüren. Und genau diese Menschen setzen sich gegen eine immer präsentere Polizei immer häufiger zur Wehr."

Entwicklung nicht hinnehmbar

Der Dortmunder Polizeipräsident macht deutlich: "Diese Entwicklung ist in einem Rechtstaat nicht hinnehmbar. Ich erhoffe mir von dem DEIG in der Dortmunder Nordstadt eine klar deeskalierende Wirkung. Ich erhoffe mir weniger Widerstände und tätliche Angriffe auf Polizeivollzugsbeamte und *Innen. Ich erhoffe mir weniger Verletzte auf beiden Seiten. Ob das DEIG diese Hoffnung erfüllen kann, muss und wird die 12-monatige Testphase zeigen."

Am meisten Angriffe auf Polizisten

Zur Kritik der Dortmunder Grünen Fraktion stellt der Polizeipräsident klar: "Wir entscheiden grundsätzlich nur nach fachlichen Aspekten! Die Herkunft, die Nationalität, etwaige Migrationshintergründe von Menschen spielen bei unseren Entscheidungsprozessen keine, aber auch gar keine Rolle. Wir hatten im Wachbereich Nord im Jahr 2019 - 171 Widerstände und
tätliche Angriffe auf unsere Einsatzkräfte. Das war deutlich mehr, als in anderen Bereichen und so war die Entscheidung für den Testbereich eindeutig und unstreitig."

Einladung ins Polizeipräsidium

Gregor Lange signalisiert in Richtung der neuen Bezirksbürgermeisterin der Fraktion der Grünen Gesprächsbereitschaft und will die engagierte Politikerin in Kürze für ein Gespräch ins Polizeipräsidium einladen. Dazu Gregor Lange: "Mir ist völlig bewusst, wie sensibel das Thema "DEIG" ist, ich kann aber versichern, dass unsere immer mit sehr viel Fingerspitzengefühl und unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften in jeden Einsatz gehen werden."

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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