Schützenfest Wulfen: Krone für den Hektarmeister

Erschöpft, aber glücklich: Nach dem Siegesschuß konnte Benedikt „Benne“ Stockhoff wieder strahlen. Sein Hemd mit dem „Hektarmeister“-Aufdruck dürfte seine Schulter kaum vor blauen Flecken bewahrt haben, aber das war ein geringer Preis für die Krone. Zur Königin erhob der 26 Jahre junge Landmaschinenmechaniker Panina Daldrop. Fotos: Oliver Borgwardt
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  • Erschöpft, aber glücklich: Nach dem Siegesschuß konnte Benedikt „Benne“ Stockhoff wieder strahlen. Sein Hemd mit dem „Hektarmeister“-Aufdruck dürfte seine Schulter kaum vor blauen Flecken bewahrt haben, aber das war ein geringer Preis für die Krone. Zur Königin erhob der 26 Jahre junge Landmaschinenmechaniker Panina Daldrop. Fotos: Oliver Borgwardt
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Der Vogel war zäh, doch die Scheiben waren schwach: Das Werk, das am Sonntag mit einem Knall vollbracht war, brauchte am Montag ganze Berge von Munition und viel Geduld. Mit Benedikt "Benne" Stockhoff hat Wulfen nun den jüngsten König seit Jahren.

Nach jedem guten Schützenfest entstehen Legenden, die auch nach Jahren noch die Runde machen. Vielleicht ist es noch zu früh, das Fest von 2013 zu den legendären Veranstaltungen zu erheben, aber die Chancen stehen nicht schlecht.

Die Tragödie

Jede Legende beschreibt auch ein tragisches Ende, das einem neuen Anfang vorausgeht. In diesem Fall schafften es die Schützen mit nur einem Böllerschuss, was die US Airforce mit einem ganzen Bombenteppich nicht bewerkstelligt hatte: Der Knall zum Wecken war noch nicht verklungen, da regneten schon die Scheiben von vier Fenstern zu Boden. "Die Fenster haben zwei Weltkriege überstanden, und jetzt kommt ihr", sagte Clemens Borgmann lachend, als Dietmar Buddenbrock die Reste seiner Glasscheiben in Augenschein nahm. Wer den Schaden hat, braucht sich über gutmütigen Spott nicht zu wundern: Als "Dietmar Scheibenklar" wird das Vorstandsmitglied wohl in die Annalen des Festes eingehen.

Der Schurke

Jede Legende braucht auch einen Schurken. In dieser unrühmlichen Rolle tat sich ein Unbekannter hervor, der dem Vereinsfotografen Werner Hagedorn am Samstag im vollgepackten Festzelt den Kamerarucksack stahl. "Ich bin noch hinterher", so der Bestohlene, "aber dann war er verschwunden." Besonders schlimm für alle Schützen ist der Verlust der vielen hundert Fotos von den Feierlichkeiten, die nun mitsamt der Kamera verloren sind. Die Schützen appellieren nun an das Gewissen des Unbekannten, wenigstens den Speicherchip wieder abzugeben oder bei Krewerth in den Briefkasten zu werfen.

Das Untier

Viele Legenden erzählen auch von einem Drachen oder anderen Untier, das es zu besiegen gibt. In diesem Fall hatte Vogelbauer Markus Stoffel einen wahren Panzerdrachen in Form eines harmlos wirkenden Schützenadlers gebaut. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Wulfener hätten die Besucher aus der Muna um Schützenhilfe zur Bezwingung gebeten.

Der Held

Doch natürlich wird am Ende jedes Untier von einem strahlenden Helden besiegt. In der Wulfener Legende ist er 26 Jahre jung, Landmaschinenmechaniker und hat außer einer leichten Pferdehaarallergie keine bekannten Schwächen. Benedikt Stockhoff, genannt Benne, und seine beiden Mitstreiter Christoph Krewerth und Klaus Uenze erschienen dem Schützenchef Andreas Wanning schon am Montagmittag wie die drei strahlenden Retter. Denn wer sollte es sonst mit dem Vogel aufnehmen? Das Untier war schon ziemlich zerkratzt, aber den tödlichen Stoß und damit den Sprung auf den Thron wollte noch am Montagmorgen niemand wagen. Selbst erfahrene Kämpen wie Richard „Ritschi“ Vadder und Hans-Peter „Hansi“ Mast winkten dieses Mal ab. Sollte es diesmal etwa gar keinen Bewerber geben?

Doch dann kamen die drei Recken auf den Plan. Schießwart Gottfried Roring verlieh den Schützen die nötige Feuerkraft, und während nun Patrone um Patrone in die Kammer geschoben wurde, sammelten sich schon die Wulfener in Scharen, um dem spannenden Finale beizuwohnen. „Um zwei Uhr ist er unten“, orakelte schon ein hoffnungsvoller Zeuge des Geschehens.

Die Mühen

Nun, jede Legende hat auch ihre Irrtümer. Dafür legt sie gerne lange und beschwerliche Hürden vor den Erfolg, oft auch Mühe und Schmerz. „Ich höre und sehe nichts mehr“, seufzte zwei Stunden später Christoph Krewert. Auch Klaus Uenze rann der Schweiß unter der Mütze, während Benedikt Stockhoffs Schulter wie die seiner Mitstreiter langsam blau wurde. Immer wieder rammte der Kolben beim Abschuß gegen die Männerschultern, und hätte der Vogel an der Stange eine solche besessen, hätte er den drei Bewerbern eine lange Nase gezeigt. „So einfach bekommt ihr mich nicht“, schien der Holzrest zu höhnen. Mit Blick auf die Uhr sinnierte Schützenchef Wanning schon über die Ausstattung der Paradepferde mit Grubenlampen und bot den Besuchern Schlafmöglichkeiten auf Feldbetten an. Einige Kleinkinder brauchten nur Papas oder Mamas Schoß, und waren längst im Reich der Träume.

Das glückliche Ende

Da jede Legende aber auch ein glückliches Ende braucht, brach der Rest des Vogels unter dem Einschlag der 343. Patrone endlich zusammen. Eine Minute vor fünf, und die Schützen fielen sich in die Arme. Endlich hoben sie ihn hoch, ihren Benne, den König von 2013. Seine Königin ist Panina Daldrop, und als Throngemeinschaft umgibt sich der strahlende Sieger mit Theo Rössmann, Carolin Haunschild, Jens Serafin, Christina Heidermann, Thomas Diekert und Sandra Lann. Am Ende hatten Dietmar Buddenbrocks Scherben eben doch noch Glück gebracht.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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