Wulfener gedachten den Bombenopfern von 1945
Am Freitagmorgen gedachten rund 40 Wulfener mit der Geschichtsgruppe des Heimatvereines Wulfen den Bombenopfern, welche am 22. März 1945 bei der Zerstörung Wulfens durch amerikanische Bomber den Tod fanden.
In einem bewegenden Gedenkgottesdienst am Kirchturm der St. Matthäus-Kirche erinnerte Kaplan Pawel Czarnecki mit Hilfe der Seligpreisungen in der Bergpredigt an den Auftrag Jesu, dass alle Christen dem Frieden dienen sollen. Dabei bezog sich der junge polnische Geistliche auch auf den ZDF-Dreiteiler „Unser Mütter, unser Väter“ und verwies darauf, wie Krieg, Hass und Gewalt den Menschen verändern würden. „Keiner von uns kann sagen, wie wir uns in solchen Extremsituationen verhalten würden“, sagte der Kaplan und zitierte sinngemäß die polnische Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska mit den Worten: „Wir kennen uns nur so weit, wie wir auf die Probe gestellt wurden.“ Aber der Geistliche ermunterte: „Stattdessen sollten wir versuchen, in unserem konkreten Alltag dem Frieden zu dienen. Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? Mit unseren Nachbarn, unseren Arbeitskollegen, mit unseren Gegnern in Sport oder in Politik?“ Denn, der Frieden beginne nach Czarnecki im Kleinen.
Reinhold Grewer vom Heimatverein Wulfen trug einen eindrucksvollen Bericht von Maria Harding über die Ereignisse dieses sonnigen Frühlingstages des Jahres 1945 vor: „10 Uhr heulte die Sirene. Alle eilten in die Keller und die Luftschutzbunker. Wir waren im Keller, als das Radio meldete, schwere Bomberverbände fliegen den Raum von Dorsten an. Wir wussten, dass es gefährlich für uns wurde, und eine Frau aus unserer Mitte fing an, den Rosenkranz zu beten.“ Maria Harding wurde beim Bombenangriff mit ihrer Mutter verschüttet, überlebte aber.
Während des Verlesens der 23 Todesopfer begann um Punkt 10.10 Uhr, der Minute als die erste Bombe auf Wulfen fiel, die größte Glocke im Kirchturm der St. Matthäus-Kirche in Erinnerung an die Todesopfer an zu läuten. Dabei gedachten die Wulfener auch den jüdischen Opfern des Naziregimes, besonders denen aus den Wulfener Familien Lebenstein und Münzer.
Schicksalstag 22. März 1945
Der 22. März 1945 wird Wulfens Schicksalstag. Morgens, um 10.10 Uhr werden bei einem Angriff eines amerikanischen Bomberverbandes vier Bombenteppiche über das Dorf gelegt; der erste trifft das Dorf und die Kirche, der zweite den Bahnhof, der dritte den neuen Friedhof und der vierte die Häuser Auf der Koppel. Insgesamt werden von etwa 125 Sprengbomben von fünf bis zehn Zentnern Gewicht neben der Kirche auch 15 Häuser total zerstört, sieben weitere müssen sofort geräumt werden und zwölf andere erhalten schwere Beschädigungen. Insgesamt fordert der Angriff 23 Todesopfer. 22 Opfer der Bombenkatastrophe werden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 25. März 1945 auf dem ebenfalls von Bomben getroffenen, verwüsteten Friedhof gemeinschaftlich in einem als Grab dienenden Bombentrichter beigesetzt. Es ist Palmsonntag, 19.00 Uhr.
Autor:Lokalkompass Dorsten aus Dorsten |
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