Spass mit den Lichtern des Armaturenbrettes

Das sind wahre Erlebnisse eines Vielfahreres mit den Ergebnissen der immer weiter fortschreitenden Technik, die auch immer mehr Autos zu Hochleistungselektronikansammlungen gestaltet. Ob es immer sinnvoll ist ?

Fun with the dashboardlights

so würde es im Englischen heißen. Wir sagen dazu, wie habe ich Spaß mit den bunten Lampen im Armaturenbrett meines Autos. Und da sind mittlerweile richtig viele im Einsatz. Wir konnten früher nur Rot, und dann war es aber auch schon Zeit, möglichst schnell was zu unternehmen. Heute hat man dazu blaue Lichter, und Gelbe und Grüne, ja ok, rot gibt es auch immer noch. Meist versehen mit einem Spruchband "Waren Sie mit der Leistung unseres Airbag zufrieden? Wenn Nein, schreiben Sie uns nach Ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus"
Die Lämpchen haben alle natürlich eine Funktion. Da gibt es doch mittlerweile ASR, BAS, ESP, ABS, WDR, ARD und was sonst noch. Am fürchterlichsten ist ja der BAS, der BremsAssiStent. Das ist so ein Teil, was zu unpassendsten Gelegenheiten ein Eigenleben entwickelt. Und dann fördert es die Transpiration des Fahrers oder der Fahrerin in nicht unerheblichem Masse. Dazu gesellt sich die Hoffnung, am Ende des Vorganges unbeschadet aussteigen zu können. Denn Frühstück im Auto rückwärts ist nicht angenehm. Beispiel eines BAS-Erlebnisses auf der Autobahn kurz hinter Frankfurt. Als Vielfahrer hat man immer das Erlebnis, dass man in einem unachtsamen Moment dem Vordermann etwas zu dicht auffährt; sei es, das die Autos vorne etwas fester bremsen mussten, oder sei es, weil man selbst etwas zu schnell herangefahren war. In solch einem Fall habe ich dann einmal kurz und feste das Bremspedal bedient, und dann stimmte der Abstand wieder. Bis dahin kannte ich auch noch kein BAS. Mittlerweile hatte mir mein Arbeitgeber ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, was so eine Zieleinrichtung vorne auf der Haube hat. Mittels dieser Zieleinrichtung kann man die linke Spur auf der Autobahn besser verfolgen. Und dieser Wagen hatte nun alle möglichen technischen Finessen. Es fehlten lediglich ein Sandwichtoaster, eine Eiswürfelmaschine und ein Milchaufschäumer. Ansonsten war der Wagen komplett. Auch elektronisch.
Es kam also zu einer Situation, wie schon beschrieben. Vorderes Auto zu dicht vor einem, kurzes und festes treten des Bremspedales und dann trat das Gesetz der Hölle in Kraft. Nun muss man wissen, das der BAS helfen soll, richtig und gut zu bremsen. In dem eben geschilderten Fall glaubt nun BAS, dass Herrchen zu feige ist, richtig zu bremsen. Und lässt die Bremsbacken bei allen vier Rädern voll zuschnappen. Das heißt auf deutsch, das der Wagen von selbst eine Vollbremsung durchführt. Auf der Autobahn - linke Spur - aus in dem Falle 140 km/h und ohne Rücksicht auf nachfolgende Fahrzeuge auch ohne Grund. Als Fahrer des Wagens haben Sie ab jetzt für eine gewisse Zeit keine Kontrolle mehr über das Fahrgeschehen, den der Wagen bremst bis auf 50 km/runter - auf der Autobahn - linke Spur - und Sie hoffen, dass hinter Ihnen Niemand etwas dichter aufgefahren ist. Beide Hände um das Lenkrad gekrallt und schocktranspiriert. Und endlich lassen die Bremsen los. Und man wuchtet das rechte Bein auf das Gaspedal, damit die bei mir seinerzeit vorhandenen 145 PS den Wagen wieder in den Verkehrsfluss bringen. Herzschlag im oberen Drittel und so was von erleichtert, dass Niemand hinten drauf geknallt ist. Das war das erste Erlebnis mit dem BAS mit der gelben Leuchte.
Das ASR ist auch so ein Teil, wenn auch mit weniger gravierenden Folgen, Es war Winter in Wuppertal. Mein Büro lag oben auf einem Berg und da musste ich mit dem Wagen hoch. Das das eine Nebenstraße war, lag da noch der Schnee auf der Fahrbahn. Also runter von der hauptstrasse und hoch die Steigung. Wenn es denn mal gegangen wäre. Der Motor brummte immer leiser und der Wagen wurde immer langsamer. Dann ging es mal wieder auf einem weniger beschneeten Teil und dann wieder ganz langsam. ich mühte mich also die vielleicht 300 Meter lange Straße den Berg hoch. Und endlich war ich dann doch oben. Und gerade auf der Kuppe angekommen kam die Erkenntnis. ASR war doch eingeschaltet, die Antischlupfreglung. Das war also die blöde Lampe am Armaturenbrett gewesen. Und da Schnee schlüpfrig ist mussten die Räder am Durchdrehen gehindert werden, deshalb die Wiederwilligkeit meines Wagens. Aber jetzt war ich ja sowieso oben und brauchte es nicht mehr.
Einige wenige Wochen später, es war schon wieder wärmer, fuhr ich bei Mannheim über die Autobahn und hätte fast die für mich richtige Ausfahrt verpasst. Es war soweit kein starker Verkehr und um mich drumherum recht viel Platz. Außerdem fuhr ich auf der rechten Spur. Also gleiches Spiel, heftiges und kurzes Bremsen und loslassen um den jetzt viel langsameren Wagen in die Ausfahrt zu lenken. Das BAS schüttelte merklich den Kopf und schlug wieder zu. Feiges Herrchen aber auch. Also alle vier Scheibenbremsen klatschten zu, die Ausfahrt von der Autobahn direkt vor mir mit einer recht engen Kehre und einem hohen Erdwall als Abgrenzung. In Gedanken sah ich mich mitsamt dem Wagen den Erdwall hoch sausen um dann in einer freien ballistischen Kurve irgendwo zu landen. Der Wagen ließ sich zumindest lenken da ja das ABS dem BAS das blockieren der Räder vermasselte. Somit drängte ich den Wagen in diese Kurve ohne Gewalt über den Wagen zu haben. Und irgendwann auf dem Scheitelpunkt der Kurve war die Geschwindigkeit von 50 Km/h erreicht und BAS gab Ruhe. Fahrer in selbigem Zustand wie bei dem anderen Erlebnis. Schocktranspiration, hohe Pulsfrequenz, Panikatacken zumindest im Ansatz. Und Kollegen ist das auch passiert. Also nicht nur mir. Es ist zu sagen, dass beide Situationen selbst nicht ungewöhnlich waren und auf normale und geübte Art und Weise ohne BAS öfter gemeistert worden waren, wie bei den Kollegen auch. Das ist so bei Vielfahrern. Und dann habe ich mir eine Rache ausgedacht. So richtig was, um dem Wagen zu zeigen wer hier Herrchen ist. Die Ausfahrt von der Autobahn zu meinem Wohnort lässt am Ende selbiger nur noch eine 90° Kurve nach links oder rechts zu. Es war schon dunkel im Spätherbst. Also mit dem Wagen bis zum Ende der Ausfahrt, anhalten, schauen ob alles frei ist, und dann - Kupplung springen lassen bei gleichzeitigem Durchtreten des Gaspedals mindestens auf halb. Das erste was nun Aufleuchtete war die Lampe der Antischlupfregelung, welche ein Durchdrehen der Reifen beim Anfahren verhindert. Dadurch verringert sich zwar die Kraft der Antriebswelle in dem Augenblick, nicht aber die aufgerufene Motorleistung. Jetzt war das Lenkrad bereits gut eingeschlagen um die 90° Kurve zu meistern. Also instabile Fahrzeuglage, weil Massebewegung in der Kurvensituation., das heißt, dass jetzt dass Stabilitätsprogramm ESP verzweifelt sich bemüht, den Wagen nicht ausbrechen zulassen, derweil die Übertragungskräfte durch das ASR behindert werden. Das ESP nutzt dazu aber die Bremsanlage, um die jeweils betroffenen Räder abzubremsen. Jetzt wacht der BAS wieder auf weil ja da Jemand versucht zu bremsen, was aber irgendwie nicht zum tragen kommt. Der BAS zeigt dem ESP also einen Vogel und kämpft jetzt aktiv gegen ESP. Damit aber nicht beide erfolgreich werden um doch die Räder blockieren zu lassen schreitet jetzt majestätisch das ABS ein und lockert die Bremse wieder etwas, was den BAS in Rage versetzt. ASR weiß mittlerweile gar nicht mehr was Ambach ist und hat sich wieder abgeschaltet, weil der Wagen jetzt ja sowieso schon rollt. Und dann ist die Kurve durchfahren. Das ESP liegt in der elektronischen Ecke, der BAS kriegt so langsam mit, dass er nicht gebraucht wird, denn man fährt ja erst ca. 40 Km/h und ABS sitzt im Ohrensessel und macht HrmHrm. Während der Phase leuchteten Gelb, Blau, Grün, Rot auf dem Armaturenbrett mit schnellen Sprüngen, Wechseln, Aufblinken, Verlöschen und zum Glück ohne Durchbrennen. Und das alles bei der Dunkelheit gut zu sehen. Hörte ich da eventuell ein Keuchen aus dem Motorraum ? War wohl nur der Fahrtwind.

Tja, und dann geht es einem wieder gut. Also wirklich

Autor:

Magnus A. Kremser aus Dorsten

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