Platzhirsche - super oder Tinnef?
Joachim "Jo" (Gernoth) und Olaf (Hellenkamp) arbeiten für den STADTSPIEGEL Dorsten. So wöchentlich wie möglich verfassen sie das "Nicht ganz ernst gemeinte Streitgespräch". Diese Rubrik befasst sich mit den unterschiedlichsten Themen, die mit einem deutlichen Augenzwinkern aus den zwei Blickwinkeln "Alles super!" und "Alles Tinnef" betrachtet werden.
Heute geht´s um "Platzhirsche"
Jo Gernoth sagt: Super!
Ein Platz für Platzhirsche!
Sie kennen ihn alle: John Wayne, wie er den Arm um Miss Molly legt und sagt: So weit Dein Auge reicht, gehört das Land mir. Eine Sehnsucht, die in jedem richtigen Mann steckt, ja stecken muss. Stumme Zeugen dieser archaischen Erbschaft in unserem Gen-Vorrat sind Kleingärten, Vorgärten, Stammplätze in Kneipen, der Lieblingsteller oder der PKW-Stellplatz. John Wayne hatte seinen Colt und seine Winchester. Angesichts der neuesten Interpretationen des Waffengesetzes ist eine derartige Ausrüstung für den Normalsterblichen nicht die erste Wahl. Auch Baseballschläger tragen auf.
Also was tun, wenn sich ein Feind auf den eigenen Stellplatz wagt?
Sich diese heuchelnden Worte „tut mir leid“ zu Herzen nehmen? Nein Jungs, das ist der falsche Weg. Als ich das erste Mal die Wohnstatt meiner Liebsten vor Jahren ansteuerte, da warnte mich der Stellplatzmieter mit einem Rambo-Zitat: „Du fängst einen Krieg an, den Du nicht verstehen wirst und den du nicht gewinnen kannst“. Ich bin gefahren, schnell sogar, denn der etwa 1,65 Meter große, stark adipöse Mann wirkte entschlossen. Chapeau. Der Spruch war gut. Auch zur Weihnachtszeit muss gelten: Pardon wird nicht gegeben. Diskutieren sie nicht, beschimpfen sie ihren Gegner, bis die Schwarte kracht.
Ich überlege, ob ich Seminare für Brunftschreie oder Tarzanrufe anbieten soll. Man muss schließlich einen Sieg gebührend unterstreichen und für Schrecken sorgen. Bestes Beispiel sind die Rugby-Spieler aus Neuseeland. Aber mein Vermieter hat mir keine Genehmigung dafür erteilt. Meine Dachwohnung sei zu klein dafür sagt er. Jetzt wissen sie auch, warum ich von John Wayne träume.
Olaf sagt: Tinnef!
In der Ruhe liegt die Kraft
Dass Du für Schrecken sorgen kannst, ist jedem klar, der diese Rubrik kennt. Oder Dich persönlich. Manchmal krieg ich es sogar selbst ein wenig mit der Angst zu tun, wenn Du den literarischen Colt aus der Schreibtischschublade ziehst. Und jetzt wird‘s richtig ernst: Irgend etwas scheint dich getriggert und den Platzhirschen in Dir geweckt zu haben. Ich wusste nicht, dass auch Du Deinen Claim mit Waffengewalt vor unbefugter Benutzung - insbesondere durch Unwürdige - schützen würdest. Klar kann man um sich schießen, wenn sich mal jemand auf den falschen Platz stellt. Oder wie Johnny Weißmüller den Tarzan geben.
Aber mal im Ernst: Ist es nicht viel eleganter, großzügig zu agieren? Anstatt einen Fremden zu verscheuchen, würde ich Fremde zu Freunden machen. Genau wie damals bei der WM, als alle Gäste „Zu Gast bei Freunden“ waren. Hört sich auch viel besser als „Verscheucht von Feinden“.
Auch ich bin stolzer Besitzer eine Stellplatzes. 10,8 Quadratmeter territoriales Hoheitsgebiet, das nur einem einzigen Menschen dieser Welt vorbehalten ist: Mir! Was geschieht, wenn jemand die Hoheitsrechte eklatant verletzt?
Ich grüße Sie/Ihn freundlich und stelle mein kleines Auto einfach daneben. Ist gar nicht so schlimm. Und meine Ehre wird dadurch auch nicht angekratzt. Die musste im wahren Leben schon viel Schlimmeres aushalten. Nein, ich gehe lieber den guten Weg.
Den Weg, der mich nicht aufregt und gleichzeitig als entspannten Zeitgenossen erscheinen lässt. Damit ist beiden Seiten geholfen. Hätte John Wayne diese einfache Philosophie verinnerlicht, hätte sich Hollywood literweise Filmblut sparen können.
Autor:Lokalkompass Dorsten aus Dorsten |
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