Ein Dorstener war einer der ersten Piloten in Europa

Kenneth van Allen in seiner Caudron vor einem Feindflug. Er wurde im Mai 1916 das Opfer des Dorstener Marine-Jagdfliegers Benno Schlüter.
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  • Kenneth van Allen in seiner Caudron vor einem Feindflug. Er wurde im Mai 1916 das Opfer des Dorstener Marine-Jagdfliegers Benno Schlüter.
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Einer der ersten Flieger in ganz Deutschland war der Dorstener Benno Schlüter. Er erhielt das Pilotenpatent Nummer 399 am 7. Mai 1913.

Fast 100 Jahre ist es her, dass der erste Weltkrieg die Menschheitsgeschichte nachhaltig veränderte. Die noch junge junge Fliegerei verlor in diesem Weltenbrand ihre Unschuld. Mythen und Legenden entstanden von Rittern der Lüfte. Den roten Baron Richthofen kennt auch noch heute fast jeder, aber auch ein Dorstener bezahlte seine patriotische Pflicht und seine Leidenschaft für das Fliegen mit dem Leben.

Benno Schlüter wurde im Februar 1894 in Dorsten geboren. Über seine Familie ist wenig bekannt. Bekannt ist nur, dass der 19-jährige aus gut betuchtem Hause stammen musste, denn eine Pilotenausbildung an der Flugschule in Speyersdorf bei Landau kostete rund 400 Reichsmark. Nach heutigen Geldwert wären das rund 20 000 € und zu Kaisers Zeiten gab es für diese Summe ein Häuschen im Grünen. Schlüter erhielt am 7. Mai seine FAA-Lizenz mit der Nummer 399. So steht fest, dass er zu den ersten Piloten mit Lizenz in ganz Europa gehörte.

Benno Schlüter wurde Militärpilot und als der erste Weltkrieg ausbrach diente der Flugpionier in der Marine-Felfliegerabteilung II in Belgien. Dort vertraute man Fugmeister Schlüter den „Starfighter“ des Kaiser an: Benno Schlüter ging mit einer Fokker E1 auf Jagdflüge. Der Einsitzer war das erste Flugzeug der Welt, das seine tödlichen Schüsse durch den Propellerkreis abgeben konnte. Am 4. Mai 1916 meldeten Beobachter ein Britisches Bombenflugzeug im Anflug auf Oostende sei. Es ist überliefert, dass sich Schlüter sofort per Laufschritt zu seinem Fokker-Eindecker bewegte, schneidig grüßte um, wie es im Kriegstagebuch der Fliegereinheit steht, den Tommy zu versohlen.

Nassforsche Sprüche, die Angst und Tod kaschieren sollten. Schlüter lenkte seinen Flugapparat, der als solcher nach heutigen Gesichtspunkten eine tödliche Gefahr für seinen Piloten darstellte, auf die Caudron seines Gegners Major Kenneth van Allen. Schlüters Fokker war dem abenteuerlichen Drahtverhau der Engländer in allen Belangen überlegen und der Flugmeister aus Dorsten fackelte nicht lange: Er schoss den Eindringling ab. Damals war es üblich neben seinem Opfer zu landen und Teile des Flugzeuges als Trophäe mit nach Hause zu nehmen.

Diese archaische Sitte wurde Schlüter zum Verhängnis: Beim Absturz hatte der Brite ein Starkstromkabel vom Mast gerissen und als der Dorstener aus seiner Maschine stieg, um seine fragwürdige Beute zu betrachten, kam er mit dem Strombabel in Berührung und war auf der Stelle tot. Die beiden Kontrahenten fanden auf dem Soldatenfriedhof von Westende nebeneinander ihre letzte Ruhestätte. Ein schauriges Kapitel aus dem Lebensweg eines Dorsteners, der wohl der erste Bürger der Stadt mit einem Pilotenschein war.

Autor:

Jo Gernoth aus Dorsten

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