Die Glory Skulls und der etwas andere Sport

Konzentration auf das Spiel: Marco Rolof und Ehefrau Sonja beim Paintball.
3Bilder
  • Konzentration auf das Spiel: Marco Rolof und Ehefrau Sonja beim Paintball.
  • hochgeladen von Jo Gernoth

Dorsten. Paintball ist ein Sport, bei dem die Protagonisten immer zwei Gegner haben: Den auf dem Spielfeld und das Vorurteil der Gewaltverherrlichung, die dieser Freizeitbeschäftigung nachgesagt wird. Der Stadtspiegel hat einmal genau hingeschaut und erstaunliches dabei festgestellt. Gestalten, die mit ihrer Montur an Motocrossfahrer erinnern, sprinten und hechten hinter aufblasbare Pyramiden und schießen dabei mit kleinen Farbbeuteln aufeinander. Ein leuchtend orangener Farbklecks auf dem Trikot des Dorstener Marco Rolof zeigt an, dass seine Paintball-Partie für heute beendet ist.

„Ich bin getroffen. Das ist der Sinn des Sports. Ein Team muss versuchen, seine fünf Gegner zu markieren. Wer das als zuerst geschafft hat, hat gewonnen“, sagt der 35-jährige Werbemanager, der dieser Randsportart verfallen ist. Was genau verbirgt sich hinter Paintball? Oft wird es mit Gotcha verwechselt. Da geht es auch darum, jemanden mit einer Farbkugel zu treffen, doch die ganze Sache findet im freien Gelände oder im Wald statt und ist ohne Genehmigung verboten.

Paintball wird auf einem 42x36 Meter großen Feld gespielt. Mit Luft gefüllte Pyramiden und Würfel bieten Deckung, und Ziel des Spiels ist es, rasch seine fünf Gegner per Farbklecks auszuschalten. Zum Verschießen der Farbkugeln wird eine Art Luftgewehr benutzt. „Unser Sport wird von seinen Kritikern als eine Art Training für Amokläufer bezeichnet. Das ist Blödsinn. Das Prinzip von Paintball ist mit dem des Völkerballs zu vergleichen. Anstelle des Balls trifft einen halt eine Farbpatrone. Übrigens: Kein einziger Amokläufer stammte aus dem Paintball-Umfeld, aber alle waren Sportschützen und deshalb werden ja die Schützen ja auch nicht kollektiv verdächtigt“, sagt Rolof, der mit seiner Frau Sonja diesen Sport betreibt. Der Verein, den das Dorstener Paar gründete, trägt den Namen „Glory Skulls“, was soviel wie ruhmreiche Schädel bedeutet. Etwas Säbelrasseln gehört halt zum Handwerk.

„Solche Namen gehören zur Szene. Der beste Club der Republik ist das Syndicate Frankfurt. Die trainieren uns, weil wir uns mit unseren 40 Mitgliedern den Aufstieg in die zweite Bundesliga zum Ziel gesetzt haben“, sagt Rolof. Dabei ist Paintball alles andere als ein Ballerspiel. Allein die Investitionen, die der Sport erfordert, unterstreichen die ernsten Absichten der Sportler: Eine wettbewerbsfähige Ausrüstung kostet locker 1000 € und mehr. „Wir spielen regelmäßig in Frankfurt und die rund 1000 Farbpatrönchen pro Spieltag kosten auch Geld. Rund 300 € sind im Monat schon fällig“, sagt Rolof, der bei seinen Skulls Vertreter aus allen Berufsgruppen begrüßen kann. „Wer Teamfähigkeit, Konzentration und den etwas anderen Kick sucht, der ist bei uns genau richtig. Rambo-Typen fallen durchs Raster und fassen in den Teams erst gar nicht Fuß. Wir haben mit Vorurteilen zu kämpfen, aber ich treibe den Sport schon seit Jahren und ich kennen niemanden, der Killer-Fantasien auslebt“, sagt Rolof. Seine Vereinsfreunde sehen die Sache ähnlich und der Sport hat nun mal in fast allen Spielarten den Sieg einer Partei zum Ziel. Die Farbtupfer beim Paintball sind übrigens niemals rot.

Das ist aus guten Grund verpönt, denn nicht nur von den Glory Skulls will niemand Blut fließe sehen. Nicht mal als Farbe.

Autor:

Jo Gernoth aus Dorsten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.