Benehmen ist Glücksache - Oder: Ist Ihnen das auch schon passiert?
Benehmen ist Glücksache – Oder?
Eine Beobachtung
Essen Hbf. Der Zug nach Rhade wartet auf seine Abfahrt. Fast alle Sitzplätze sind besetzt. Es ist schwülwarm. Die jetzt noch Ankommenden suchen nach einzelnen freien Plätzen.
Das stört einen jungen Mann nicht weiter, der seinen mitreisenden Koffer auf dem Nebenplatz abgestellt hat. Dazu einen unbeteiligten Gesichtsausdruck aufgesetzt, der signalisieren sollte: „Lass’ mich in Ruhe’“.
Damit war ein rüstiger, älterer Fahrgast überhaupt nicht einverstanden. Sein Hinweis, doch bitte den Koffer in die dafür vorgesehene Ablage zu legen, um einem Mitreisenden auch einen Platz zu ermöglichen, wurde mit arrogantem Schweigen und geschlossenen Augen (nicht) beantwortet. Auch ein weiterer Versuch endete wie gehabt.
Betretenes Schweigen machte sich bei den anderen Fahrgästen breit, die interessiert, aber auch passiv, weiter beobachteten.
Etwas ratlos wollte der Senior bereits aufgeben, als ihm doch ein anderer Mitreisender zur Seite stand.
„Ich helfe Ihnen, den Koffer in die Ablage zu heben“. Das irritierte den bis dahin so coolen jungen Erwachsenen dermaßen, dass er sich der Freundlichkeit nicht entziehen konnte, und bereit war, jetzt gemeinsam den nicht übermäßig großen und überhaupt nicht schweren Koffer vom Sitz zu nehmen und die dafür vorgesehen Ablage zu benutzen.
So konnte ein weiterer Fahrgast die Bahnfahrt nach Rhade, ebenfalls sitzend, jetzt doch noch genießen.
Ende gut, alles gut?
Nein, das Verhalten des jungen Menschen vermittelte den Eindruck der absoluten Gleichgültigkeit, Arroganz und Frechheit gegenüber einem älteren Menschen, der nichts anders wünschte, als gleichberechtigt wahrgenommen zu werden.
Ein Einzelfall? Es wäre schön.
Fazit: Benehmen ist keine Glücksache. Benehmen ist Teil der Erziehung.
Autor:Dirk Hartwich aus Dorsten |
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