Nimm Deine Finger da weg!

Die rund 60 Schülerinnen Klassen 9b und 9d der St. Ursula Realschule waren begeistert. Wie auf einer Perlenkette aufgereiht standen sie in der Turnhalle am Nonnenkamp und horchten der Stimme des Großmeisters Yoon Sin-Kil, der ihnen im Kwon-Anzug gegenüber stand. Der 68jährige Taekwondo-Kämpfer koreanischer Herkunft sprach mit akzentuierter aber kräftiger Stimme von Achtung und Respekt. Respekt gegenüber den Lehrern, gegenüber den Eltern, gegenüber den Mitschülern. Es waren nur wenige Worte, doch sie erreichten ihr Ziel.

Dann startete der Großmeister zusammen mit seinem Sohn Alexander sowie Miriam und Dirk Wilke, allesamt engagierte Mitglieder des Hwarang Taekwondo Club Dorsten, mit einem Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs. Mit sehr viel Spaß vermittelten die vier Kämpfer im Rahmen des Sportunterrichtes schnell erlernbare Tricks und Griffe, mit denen sich die Schülerinnen im Notfall schnell befreien können. „Stellt euch vor, ihr seid auf dem Schützenfest“, beschreibt Yoon eine realistische Situation. „Plötzlich kommt ein Typ, der euch Küssen und anfassen will.“ Ein Kichern geht durch die Reihe der Schülerinnen. „Kein Problem, wenn das euer Freund ist“, scherzt der Großmeister. „Doch was ist, wenn der Typ fremd ist und ihr das nicht wollt? Wie könnt ihr euch wehren?“ Sofort stellen Miriam Wilke und Alexander Yoon die Situation nach. Mit zwei schnellen Griffen und ohne großen Kraftaufwand zwingt die zierliche Frau ihren durchtrainierten Angreifer innerhalb einer halben Sekunde zu Boden. „So einfach wird das gemacht“, lacht der Großmeister. „Und jetzt seid ihr dran!“ Wie leicht der Griff zu erlernen ist, stellten die 60 Schülerinnen dann im weiteren Unterrichtsablauf fest. Und nicht nur das. Wie befreit man sich auf einer Umklammerung? Wie löst man sich aus einem Griff am Handgelenk? Wohin muss man schlagen, um einen Angreifer effektiv zu treffen? All diese Fragen konnten die vier erfahrenen Taekwondo-Kämpfer mit Spaß und Freude vermitteln.

Auch Schulleiter Lambert Suwelack sowie die zwei Klassenlehrerinnen Annette Cappenberg und Renate Heinrichs ließen sich begeistern. „Wir freuen uns über das tolle Angebot und sind dankbar, dass uns der Verein im Sportunterricht besucht hat“, erklärt der Schulleiter. „Über eine Wiederholung würden wir uns sehr freuen“, ergänzt Renate Heinrichs.
Nach Abschluss des ungewöhnlichen Sportunterrichtes verabschiedeten sich die Schülerinnen von ihren Taekwondo-Lehrern. Mit echtem Respekt und einem ernst gemeinten Applaus.

Hintergrund:
Der Sportunterricht der besonderen Art basiert auf einer Kooperation des Taekwondo Club Dorsten und dem STADTSPIEGEL. Insgesamt 13 Dorstener Schulen (Grund- und weiterführende Schulen) meldeten sich nach einem Aufruf in der Ausgabe vor vier Wochen. Jetzt besuchen die vier engagierten Taekwondo-Kämpfer nach und nach alle Schulen, um im Rahmen des Sportunterrichtes ihren Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurs durchzuführen. Je nach Alter der Schüler fallen die Übungen unterschiedlich aus.