12. Dorstener Gesundheitstag
Bilder verschwimmen, der Kopf vergisst

Umfassende Einblicke rund um das Thema hat der 12. Dorstener Gesundheitstag „Tüdelig im Kopf – ist es schon Demenz?“ am Samstag vom KKRN und der VHS Dorsten gegeben. | Foto: Marie-Therese Gewert
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  • Umfassende Einblicke rund um das Thema hat der 12. Dorstener Gesundheitstag „Tüdelig im Kopf – ist es schon Demenz?“ am Samstag vom KKRN und der VHS Dorsten gegeben.
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Bilder verschwimmen, der Kopf vergisst, Worte liegen schon auf der Zunge und fallen einem doch nicht mehr ein? Aber wann handelt es sich noch um altersbedingtes Vergessen und ab wann ist es eine Demenz? Umfassende Einblicke rund um das Thema hat der 12. Dorstener Gesundheitstag „Tüdelig im Kopf – ist es schon Demenz?“ am Samstag vom KKRN und der VHS Dorsten gegeben.

„Demenz trifft immer die ganze Familie“, betont Dr. med. Marco Michels, Chefarzt der Klinik für Geriatrie/Neurogeriatrie und Facharzt für Neurologie-, Psychiatrie und Geriatrie. In seiner Abteilung im St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten hat er im Vorjahr 750 Patienten behandelt. Geschätzte 200 davon hatten die Nebendiagnose Demenz. Ab einem gewissen Stadium erkennen Patienten dann den eigenen Sohn nicht mehr: „Der Erkrankte selbst hat am wenigsten Probleme damit“, erklärt Michels weiter.

Wie weit die Krankheit in das Familienleben eingreift, zeigt folgendes Beispiel: Soll der erkrankte Vater von den Angehörigen im Haus gepflegt werden und nicht ins Heim, kann der Sohn möglicherweise nicht mehr seinem Job nachgehen, weil er ihn pflegen muss und die Krankheit alle Aufmerksamkeit fordert. Im Vortrag „Papas Demenz schafft mich: Demenz verstehen und begleiten“ gibt es praktische Tipps des Chefarztes.

An anderer Stelle probieren sich Besucher am interaktiven „Demenz-Pfad“ mit über 20 Stationen aus: Mit Aufgaben, die das Gedächtnis fördern und die Wahrnehmung schärfen: Geräusche zuordnen, Texte mit Buchstabendrehern lesen können, ein Rechtshänder muss mit links schreiben, Linien durch einen Spiegel nachzeichnen können. Hie und da ganz schön knifflig. An anderer Stelle wird ein Demenz-Test angeboten, der weiter Aufschluss gibt. Allgemeine Fragen vom eigenen Namen bis hin zum Bundesland, indem wir uns befinden.

Im Jahr 2050 sollen Schätzungen zufolge drei Millionen Menschen deutschlandeweit an Demenz erkrankt sein. Mehr als doppelt so viele wie heute. Eine Herausforderung für Ärzte, Pfleger und das Gesundheitssystem. Die Medizin mag besser werden. Auch wenn es wahrscheinlich keine heilenden Medikamente geben werde, lasse sich die Geschwindigkeit der Demenz verlangsamen, so Michels weiter.

Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser. Daher ist Vorsorge ein großes Stichwort. Gesunde Ernährung und Bewegung bleiben auch im Alter von entscheidender Bedeutung. Wenn Menschen älter werden, in den Vorruhestand gehen, nichts mehr zu tun haben und auf dem Sofa sitzen bleiben und übergewichtig werden. Wenn das Gehirn nichts mehr zu tun hat, verkümmert unser Denkorgan. So gibt es zahlreiche Indikatoren für eine Demenz. „Unser Gehirn braucht die Energie. Wir müssen es nutzen und dem Leben einen Sinn geben“, erläutert Dr. med. Marco Michels. Das kann ein Ehrenamt sein, ein VHS-Kurs, eine neue Sprache, die erlernt wird.

„Viele sind betroffen und stehen oft vor einer hilflosen Situation“, sagt auch Sarah Höchst der Marketingabteilung vom KKRN. Sie kennt die Problematik aus Sicht der Angehörigen. Demenz ist mit vielen Emotionen auf allen Seiten verbunden. Emotionen, die bei dem erkrankten Patienten ehrlich und unverfälscht sind. Wer die Krankheit hat, ist nicht mehr in der Lage, bewusst zu lügen. So brauche es für Betroffene vor allem Verständnis. Wichtige Stationen im Leben sind in einer Art Lebensbibliothek gespeichert und können abgerufen werden. Dadurch könne der Draht zu dem Erkrankten gehalten werden. Auch mit Humor lässt sich die Situation entspannen, wie der Vortrag „Humor trotz(t) Demenz“ von Demenzberater, Humortherapeut und Buchautor Markus Proske deutlich macht.

Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Tobias Stockhoff und Grußworte durch Guido Bunten, Betriebsleiter des St. Elisabethkrankenhauses vom KKRN moderiert der Kommissarische Leiter der Volkshochschule Dorsten Carsten Feldhoff den Nachmittag. Notar und Fachanwalt Björn Weser gibt noch einen relevanten Impuls zum Thema „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Wann werden sie wichtig?“ So wird das Angebot durch Vorträge und Service abgerundet. Unter anderem ist hier der Bundesverband Parkinson Youngster, der weiterhin auf Unterstützung und Spenden angewiesen ist, um seine Projekte fortzuführen.

Entlang einer kleinen Informationsmeile haben sich Besucher bei der Caritas Dorsten zu psychosozialer Begleitung für Pflegebedürftige und Pflegende beraten lassen können, sich beim Beratungs- und Infocenter Pflege (BIP) zu ambulanten, voll- und teilstationären komplementären Hilfen informieren und weitere Stände aus dem Gesundheitswesen sowie Selbsthilfegruppen und Krankenkassen aufsuchen können. So ist der Gesundheitstag 2020 von vielen trotz Corona und Co. angenommen worden und nach wie vor eine Bereicherung für Dorsten.

Text und Bilder: Marie-Therese Gewert

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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