Wulfener Heimatverein enthüllt Gedenktafel, die an die älteste Jüdische Familie in Dortsten erinnert

Mit einem Entwurf der Gedenktafel stehen Wolfgang Breiding, Ursel Wolf und Reinhard Schwingenheuer, Mitglieder der Geschichtsgruppe des Wulfener Heimatvereins, vor dem Gebäude, in dem die  jüdische Familie Moises arbeitete und wohnte.
  • Mit einem Entwurf der Gedenktafel stehen Wolfgang Breiding, Ursel Wolf und Reinhard Schwingenheuer, Mitglieder der Geschichtsgruppe des Wulfener Heimatvereins, vor dem Gebäude, in dem die jüdische Familie Moises arbeitete und wohnte.
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Passend zum 75-ten Jahrestag der Reichspogromnacht, die am 9. auf den 10. November 1938 stattfand, hält der Wulfener Heimatverein am Sonntag, den 10 November, eine Gedenkstunde ab, in der an die wohl älteste nachweisbare jüdische Familie im heutigen Dorsten gedacht werden soll. Dabei handelt es sich um die Familie Moises, die im Jahre 1800 nach Wulfen zog. In dieser Gedenkstunde soll an dem Haus, in dem die jüdische Familie gelebt hatte, eine Gedenktafel angebracht werden.

Der jetzige Eigentümer dieses Hauses, die Sparkasse Vest Recklinghausen, hatte das Gebäude erst im Jahre 1960 erworben und unterstützt das Vorhaben. Die Geschichtsgruppe des Heimatvereins hatte in monatelanger Arbeit die Geschichte der Familie Moises recherchiert und diese Gedenkveranstaltung vorbereitet. Die Bürger sind eingeladen an diesem Tag ab 11.00 Uhr vor dem Gebäude der Sparkasse an der Hervester Straße in Wulfen hieran teilzunehmen. Neben Bürgermeister Lambert Lütkenhorst und dem Hausherr der Sparkasse, Herrn Matthias Feller, wird auch Kontor und Vorbeter der jüdische Gemeinde Kreis Recklinghausen, Isaak Tourgman, Grußworte sprechen.

Die Familie Moises arbeitete als Händler und Metzger und eröffneten im Jahre 1820 ein Manufakturwarengeschäft. 1928 kauften sie vom Grafen Merveldt ein Grundstück an der Hervester Straße in Wulfen und bauten dort ein großes Wohn- und Geschäftshaus. Seit 1930 wohnten sie hier und betrieben im Erdgeschoss ein Textilwarengeschäft. Aus historischen Berichten geht hervor, dass sie fest in das Dorfleben integriert waren. So waren sie nachweislich im Schützen- und Heimatverein, als auch in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.

Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten änderten sich die Verhältnisse auch in Wulfen. Von dem Boykottaufruf am 1. April 1933, zwei Monate nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, war Moises nach Aussagen noch lebender Zeitzeugen schon betroffen. In der Folgezeit haben die „linientreuen Nazis“ vor Ort nicht mehr bei ihm gekauft. Auch viele andere Wulfener trauten sich nicht mehr, „beim Juden“ zu kaufen, denn vor dem Geschäft standen SA Leute, die aufschrieben, wer dort einkaufen ging. So hatte man Angst vor Repressalien durch die Nationalsozialisten.

Durch die Nürnberger Rassengesetze und die sich ständig verschärfenden antisemitischen Vorschriften wurden die jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen zunehmend in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt. Über die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 berichtet Josef Moises 1983 in einem Brief: „Ich selbst wurde 1938 verhaftet und kam mit anderen Juden aus Dorsten und Umgegend ins Gefängnis in Hervest-Dorsten. Mit der Auflage, meine Besitzungen zu verkaufen (natürlich zu einem Spottpreis) wurde ich entlassen.“ Er wurde also unter Druck gesetzt und man erzwang seine Einwilligung, Geschäft und Haus zu verkaufen und Deutschland zu verlassen.

Autor:

Foto Bludau aus Dorsten

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