Warum engagiere ich mich? – Ein Bekenntnis

Seit 40 Jahren halte ich der SPD die Treue. Nicht als passives Mitglied von außen, sondern als Aktiver mitten drin. Nicht irgendwo oben, sondern da wo ich lebe. In Rhade, Dorsten und drum herum.
Höchste Zeit mal zu hinterfragen:
Warum das Ganze? Was hat es mir gebracht? Was hatten meine Stadt und meine Familie davon?
Wir schreiben das Jahr 1972. Mit Willy Brandt wollten wir mehr Demokratie wagen und die schreckliche Nazivergangenheit durch Aufarbeitung verstehen und verarbeiten. Das, was unsere Eltern nie geschafft haben.
Um zu verändern, mussten wir also den Marsch durch die Institutionen antreten. Bereits verheiratet, 2 Kinder vervollständigten die Familie, trat ich in die SPD in Rhade ein. Der Ortsverein war klein, hatte wenig Mitglieder, also die ideale Plattform, sofort mit aktiver Arbeit sich ein- und die dominante CDU vor Ort aufzumischen.
Es machte Spaß, Gleichgesinnte zu treffen und freundschaftlich an einer positiven Weiterentwicklung unseres Lebensmittelpunktes mitzuarbeiten.
Wir haben es unter anderem geschafft, den Anstoß für den 2., den kommunalen Kindergarten zu geben, wir wurden mehr und auch übermütiger.
Es gab aber in all den Jahren auch bittere Enttäuschungen. Besonders weh taten die, die uns von der eigenen Partei bereitet wurden. In den 70/80ger Jahren verteidigten die etablierten, auch satten Genossen, ihre Positionen, nicht nur inhaltlich, mit Zähnen und Klauen.
Aktives Mitglied in der SPD mit hohem Anspruch zu sein, nämlich wirklich etwas zu verändern, hieß, viel Zeit, Nerven und auch Geld zu investieren.
Es bedeutete aber auch, neue Menschen kennen und schätzen gelernt zu haben. Menschen die eine andere Bildung und Ausbildung mitgebracht haben. Menschen, die vor Ort Vorbilder waren.
Und hier beginnt meine positive Bilanz.
Nicht immer bessere Wahlergebnisse, nicht da und dort mal ein SPD-Erfolgserlebnis, sondern die persönliche Bereicherung durch Persönlichkeiten in der eigenen und den konkurrierenden Parteien, der Verwaltung, der Presse, kurz der vielen Menschen um mich herum. Eine nachhaltige Prägung, die auch die eigene Familie einbezog.
Das Ergebnis einer Bilanz zeigt immer, ob mit einem Gewinn oder Verlust abgeschlossen wurde.
Nach 40 Jahren schlägt mein persönliches Pendel auf leicht plus.
Ich wünsche mir, dass es mal wieder eine Aufbruchstimmung wie 1972 bei Willy gibt. Die SPD und auch die anderen Parteien sind nämlich ausgeblutet.
Mehr Demokratie wagen heißt nämlich, sich auch selbst zu engagieren. Eine dringende Bitte und Aufforderung an die Jugend.
Dirk Hartwich

Autor:

Dirk Hartwich aus Dorsten

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