Wärmepumpen im Westabschnitt: Ende der Wärmeperiode
Wie geht es weiter mit den Wärmepumpen? 117 Haushalte im Wulfener Norden sind jetzt von der Kündigung ihrer Heizungsverträge überrascht worden. 2016 will sich die RWE aus der Pacht der Anlage zurückziehen. Die Betroffenen wurden von der Entwicklung überrumpelt und müssen nun eine Lösung finden.
Ein unweltfreundliches, sparsames Energiekonzept, weitgehend unabhängig von fossilen Brennstoffen: Mit Wärmepumpen sollte die Neue Stadt Wulfen modern und sicher geheizt in die 80er Jahre starten. Seit 1979 wird der Westabschnitt zwischen Schultenfelder Allee und Heidbruch mit der sogenannten „Kalten Nahwärme“ versorgt. Aus zwei Brunnen wird aus 91 Metern Tiefe Grundwasser gezogen und in ein Ringsystem gepumpt. Wärmepumpen in 71 Gebäuden entziehen dem konstant 10 Grad warmen Wasser Wärme, verstärken sie in einem technischen Prozess und liefern so Nutzenergie für die Fußbodenheizungen. Die aufwändigen Planungen und großen Investitionen der Vergangenheit sollten eine langfristige und kostengünstige Nutzung möglich machen.
Verträge gekündigt
Jetzt ist diese Versorgung gefährdet: Der Energiekonzern RWE, der die Anlage seinerzeit von der Entwicklungsgesellschaft Wulfen (EW) gepachtet hatte, will aus den Verträgen aussteigen. Hauptgrund ist der Wegfall des Anschluß- und Benutzungszwangs, der die Abnehmer bislang von einem Wechsel der Heizungsart abgehalten hatte. Nun gilt dieser Zwang rechtlich als nicht mehr zulässig, und somit gibt es auch keine Garantie mehr, dass die 117 Haushalte weiter ihre Wärme über die RWE beziehen.
Resultat: Am 30. September 2016 erlischen die Verträge und die Pumpen werden abgestellt. Die EW selbst hingegen besteht faktisch nur noch auf dem Papier, und ihr Eigentümer, die Stadt Dorsten, will keine Verantwortung übernehmen.
Die Bürger sind entsetzt. Mit einem Mal ist ihre Wärmeversorgung in Frage gestellt. Bei einer ersten Versammlung im Gemeinschaftshaus bricht sich die Verärgerung Bahn: Man fühle sich im Stich gelassen und überrumpelt, kritisieren viele der Anwesenden. Trotz der erwiesenen Vorteile des bestehenden Systems wollen sich RWE und die Stadt Dorsten aus ihrer Verantwortung stehlen, so die Vorwürfe. Einige Bürger warfen dem Energiekonzern vor, die Bevölkerung an neue Gasverträge fesseln zu wollen.
Mögliche Zukunft
Die Einwohner des Westabschnittes stehen jetzt vor drei Alternativen, die alle keineswegs einfach sind.
Lösung Nummer eins wäre die Übernahme der gesamten Anlage durch einen neuen Betreiber, der wie zuvor die RWE als Anbieter in Erscheinung tritt. Die Wahrscheinlichkeit, einen solchen Investor zu finden, ist allerdings nicht sehr hoch: Da die Abnahme nicht mehr durch Verträge erzwungen werden kann, ist das wirtschaftliche Risiko wohl zu hoch, zumal sich die Wulfener selbst darum kümmern müssten, einen solchen Investor überhaupt zu finden.
Lösung Nummer zwei wäre der Wechsel der Energieversorgung, etwa zu Gas oder Pellets. Hier kämen auf die Bürger ganz erhebliche Kosten zu, da durch die abgeschlossene Bebauung eine Erschließung sehr aufwändig wäre und bestimmte Versorgungsmöglichkeiten, etwa Öl, aus Platzgründen gleich ganz ausgeschlossen sind.
Die dritte Lösung wäre die Gründung einer Genossenschaft aller Einwohner, die dann zusammen die Pumpanlage betreiben würden. Auch hier sind Stolpersteine zu überwinden: Die Bürger müssten sich einig sein, dass sie zusammen die Anlage nutzen und möglichst niemand auf einen anderen Energieträger wechselt. Zudem ist der Zustand der Anlage nicht ganz klar, da die RWE keine detaillierten Statistiken über die Wirtschaftlichkeit offenlegen will. Zuletzt wurde die Anlage 2001 überholt.
Wie auch immer es weitergeht, auf die Betroffenen kommen neue Kosten und Mühen zu. Glücklich sind sie darüber nicht. Bis zum Spätherbst müssen sich die Wulfener nun entscheiden.
Autor:Oliver Borgwardt aus Dorsten |
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