Frank-Walter Steinmeier schreibt an Rhader SPD - Organspende, ja oder nein?
Organspender Nein - Organempfänger Ja?
Anlässlich einer Diskussion über das Gesetzesverfahren "Organspende" kam die Fage auf, ob ein vehementer Gegner des Verfahrens freiwillig als möglicher Organempfänger im Notfall verzichten kann. Diese Frage wurde Frank-Walter Steinmeier, Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag vorgelegt. Seine Antwort lautet:
Vielen Dank für Eure Email an Frank-Walter Steinmeier. Er hat mich gebeten, Euch zu antworten, herzlich zu grüßen und Euch für das neue Jahre alles Gute zu wünschen!
Als wir im letzten Jahr im Bundestag und mit allen Parteien intensiv über Möglichkeiten zur Erhöhung der Organspende diskutiert haben, wurde dabei immer wieder auch der von Euch formulierte Vorschlag einer „Clublösung“ eingebracht:
Nur wer selbst zur Organspende bereit sei, solle im Notfall ein Organ erhalten können oder zumindest bevorzugt behandelt werden.
Wir haben uns eigentlich einstimmig und aus guten Gründen gegen ein solches Modell entschieden.
Bei der Organspende geht es, wie das Wort schon sagt, um eine Spende: Das heißt, sie sollte freiwillig und nicht etwa aus Angst vor einer eigenen Erkrankung erfolgen. Viele Transplantierte haben uns gegenüber immer wieder betont, dass es für sie wichtig sei zu wissen, dass der Verstorbene, dessen Organ sie ihn sich tragen, dieses freiwillig gespendet habe. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Skandale in Göttingen, Regensburg und Leipzig gewinnt dieses Argument an Gewicht. Damit Menschen bereit sind, nach dem Tod ihre Organe zu spenden, muss ganz klar sein: Die Bedürftigsten bekommen zuerst ein Organ!
Aber es stellen sich auch Gerechtigkeitsprobleme. So könnte es doch gut sein, dass jemand für 20 Jahre einen Organspendeausweis hat, den Ausweis kurz vor seinem Tod aber zerreisst. Damit hätte er Zeit seines Lebens Anrecht auf ein Organ gehabt, ohne am Ende selbst zu spenden.
Aus diesen Schwierigkeiten heraus hat Frank-Walter, aber eigentlich auch alle anderen mit dem Thema befassten Politiker in allen Fraktionen, diesen Vorschlag am Ende abgelehnt. Der Deutsche Ethikrat hat sich übrigens ähnlich geäußert.
Dennoch müssen wir die Spendebereitschaft dringend erhöhen. Es ist gut, dass wir uns im Sommer diesen Jahres auf die Einführung der sogenannten „Entscheidungslösung“ verständigt haben. Schon heute wissen wir aus Umfragen, dass etwa 70% aller Bürger prinzipiell für eine Organspende sind; aber nur 15% besitzen einen Ausweis. Wenn sie nun in Zukunft alle gefragt werden, wird sich hoffentlich der Großteil auch tatsächlich als möglicher Spender registrieren lassen. Wir hoffen, dass es so gelingt, die Zahl der Organspenden rasch zu erhöhen und den Betroffenen dauerhaft zu helfen - und zwar ganz und gar freiwillig.
Mit solidarischen Grüßen, auch im Namen von Frank-Walter
DR. DÖRTE DINGER
REFERENTIN DES FRAKTIONSVORSITZENDEN DR. FRANK-WALTER STEINMEIER
Autor:Dirk Hartwich aus Dorsten |
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