Einstimmiger Beschluss des Rates: Rathaus wird saniert, Mietflächen werden durch Eigentum in einem Anbau ersetzt

Geflickte Treppen im Rathaus an der Halterner Straße. | Foto: Stadt Dorsten
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Dorsten. Die Stadt Dorsten wird das Rathaus am Gemeindedreieck sanieren sowie für die bisher angemieteten Büroflächen im Gebäudekomplex Bismarckstraße 1 - 19 und an der Haltener Straße 28 einen Anbau errichten. Diesen grundsätzlichen Beschluss fasste der Rat am Mittwoch einstimmig in nicht öffentlicher Sitzung.

Das Rathaus in Dorsten wurde 1956 gebaut und muss insbesondere aus Gründen der Sicherheit und des Brandschutzes zwingend saniert werden. Der Erhalt des Gebäudes steht dabei nicht zur Diskussion: Seit 2017 ist das Rathaus als Denkmal geschützt. 

Wohl kaum ein öffentliches Gebäude in Dorsten ist in einem schlechteren Zustand als das Rathaus am Gemeindedreieck. In den letzten Jahren wurde hier nur das Nötigste investiert. Nun ist eine Sanierung aber unausweichlich, um eine Gefährdung von Mitarbeitern und Besuchern auszuschließen. Unter anderem müssen die Geschossdecken aus Gründen des Brandschutzes und der Statik ertüchtigt werden. Hinzu kommen energetische Defizite und funktionale Mängel (z. B. Barrierefreiheit).

Mit der Suche nach einer Lösung für diese Herausforderung hat die Stadt über ein Förderprogramm des Landes NRW die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young Real Estate GmbH in Düsseldorf beauftragt. Im Ergebnis kommt das Unternehmen zu dem Schluss, dass eine Sanierung des Rathauses wirtschaftlich möglich und vertretbar ist. Im Rahmen dieser Untersuchung hat das Unternehmen auch vorgeschlagen, die gemieteten Büroflächen durch Eigentum zu ersetzen statt weiterhin Miete zu bezahlen.

Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die nach einem Leitfaden des NRW-Finanzministeriums erstellt worden ist, hatte als Ergebnis, dass Sanierung des Altgebäudes und Ersatz der Mietflächen durch einen Anbau die günstigste Variante ist.

Kämmerer Hubert Große-Ruiken: „Jeder weiß, dass eine Mietzahlung immer auch eine Rendite für den Vermieter beinhaltet und die Mieten überdies stets steigen. Die Wirtschaftsberatung hat darum vorgeschlagen, Eigentum zu schaffen statt weiterhin Miete zu zahlen. Viele kennen das sicherlich aus eigenem Erleben oder aus der Familie: Jeder stellt sich irgendwann die Frage, ob es auf Dauer nicht günstiger ist, ein Haus zu bauen oder zu kaufen.“

Von den rund 500 Büro-Arbeitsplätzen der Stadtverwaltung am Gemeindedreieck sind nur 175 im Rathaus untergebracht, mit 325 die weit größere Zahl allerdings im Gebäude Bismarckstraße 1 - 19 (so genannter „Rundbau“ am Gemeindedreieck) und im Haus Halterner Straße 28. Diese Gebäude sind seit Jahren angemietet.

Der Rathaus-Anbau lässt sich aus der eingesparten Miete finanzieren und soll nach 25 Jahren abbezahlt sein. Mit Eigentum ist die Stadt gegen Mieterhöhungen gewappnet und es werden finanzielle Ressourcen frei, die dann für andere öffentliche Aufgaben zur Verfügung stehen.

Der Altbau (nach Sanierung) und der Anbau sollen einen mittleren Standard erhalten. Bürgermeister Tobias Stockhoff: „Wir wollen keinen Luxus, benötigen aber vernünftige und angemessene Arbeitsplätze für die Kolleginnen und Kollegen, damit sie ihren Aufgaben für unsere Stadtgesellschaft nachkommen können, ohne sich täglich ärgern zu müssen über improvisierte Kabelschächte, bis auf den Faden abgewetzte Bodenbeläge oder Risse in den Wänden. Wichtig an dieser Stelle: Da sich der Rathausanbau durch die ersparte Miete refinanziert, werden wir bei Schulsanierung und Bau von Kindergärten keine Abstriche machen. Es gibt bereits ein festes Investitionsprogramm bis 2022. Und danach wird es weitergehen.“

Der Rat hat bei der Handlungsvariante Sanierung und Errichtung eines Anbaus zudem entschieden, dass diese beiden Maßnahmen nicht gleichzeitig durchgeführt werden. Vielmehr soll zunächst der Anbau errichtet werden. Nach Fertigstellung werden dort zuerst die Mitarbeiter aus dem Rathaus einziehen, das danach saniert wird. Technischer Beigeordneter Holger Lohse: „Auf diese Weise zieht sich die Gesamtmaßnahme zwar in die Länge, dafür werden wir in der Bauzeit keine Bürocontainer anmieten oder andere kostspielige Zwischenlösungen suchen müssen.“

Kosten, Perspektiven, Datenschutz

  • Die Gesamtkosten für die Sanierung des „alten“ Rathauses sowie die Errichtung des Anbaus werden nach erster Kalkulation und heutigem Preisniveau im Bausektor rund 40 Millionen Euro betragen. Die Stadt wird sich um Fördermittel (etwa für Denkmalschutz oder Energiesparmaßnahmen) bemühen. Die Möglichkeit, ein zusätzliches Parkdeck zu errichten, ist in dieser Summe bereits enthalten.
  • Zeitliche Perspektive: Die konkrete Planung und die Vergabe der Bauaufträge wird voraussichtlich bis 2021 dauern. Danach folgen aufeinander die Errichtung des Anbaus und danach die Sanierung des Altgebäudes.
  • Vergleich mit den Kostenschätzungen für Neubau oder Sanierung des Kreishauses: Berechnet auf je einen Quadratmeter Bruttogeschossfläche liegen diese geschätzten Summen deutlich unter den Kalkulationen für Sanierung oder Neubau des Kreishauses Recklinghausen. Die Sanierung des Rathauses in Dorsten wird je Quadratmeter über 1000 Euro günstiger als beim Kreishaus. Der neu errichtete Anbau liegt in Dorsten je Quadratmeter um gut 700 Euro unter der Kostenschätzung für das Kreishaus.
  • Warum wurde die Entscheidung nicht öffentlich getroffen? Um beurteilen zu können, ob der Anbau wirtschaftlich ist, müssen die Baukosten ins Verhältnis zu den Mietzahlungen gesetzt werden. Diese Zahlungen an einen privaten Dritten sind schützenswerte Daten und berühren wesentliche wirtschaftliche Interessen des Eigentümers. Deshalb dürfen auch keine detaillierten absoluten Vergleichszahlen genannt werden, da sich daraus die Mietzahlungen errechnen ließen.
Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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