Höhenretter
Jäger und Landwirte suchen vor dem Mähen mit Drohnen nach Tieren

Foto: Bludau
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In diesen Wochen bringen die Rehe ihren Nachwuchs zur Welt. Dies geschieht oft in großen Wiesenflächen, wie in der Wulfener Bauernschaft im Bereich des Präsenkamp und der Kippheide.

Dank des aktuell schönen Wetters und des Regens der letzten Tage, sind diese Weiden nun recht gut gewachsen. Das hochstehende Gras bietet für die kleinen Rehkitze ein ideales Versteck. Aber auch die Landwirte brauchen Futter für ihre Tiere und möchten das Gras gerne ernten. "Jetzt ist das Gras genau richtig, bevor es an Eiweiß- und Energiegehalt verliert. Schließlich sind unsere Tiere für ihre Gesundheit auf gutes Futter angewiesen", berichtet Landwirt Willi Stadtmann. Aus diesem Grund arbeiten zur Rehkitz- und Vogelrettung die Landwirte und die Jagdpächter eng zusammen, so wie am Wochenende hier in Wulfen. „In den Wiesen befinden sich nicht nur die frisch geborenen Rehkitze, sondern auch viele andere Tiere, wie Junghasen und Wiesenbrüter, die wir natürlich ebenfalls schützen möchten“, so der Wulfener Willi Stadtmann. Um den Tieren Verletzungen oder gar den Tod zu ersparen, wird heute moderne Technik eingesetzt. Mit Hilfe von Drohnen, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind, werden die Wiesen nach den Jungtieren abgesucht. Zusätzlich setzten die Wildpächter auch ausgebildete Hunde ein, um die Flächen abzusuchen. „Die ausgebildeten Spürnasen sind eine gute Ergänzung. Wir sind recht früh am Morgen unterwegs und gehen die Flächen ab. Danach kommt dann noch die Drohne zum Einsatz. Da Rehkitze noch keinen natürlichen Fluchtinstinkt haben und sich gut verstecken, sind sie sehr schwer zu finden“, berichtet die Jagdausübungsberichtigte für diesen Bereich, Eva Wiese. "Mit Wärmebildkameras, die an Drohnen befestigt sind, können beispielsweise die Kitze im hohen Gras problemlos aufgespürt werden. Die Wärmebildkamera an der Unterseite der Drohne zeigt die Temperaturunterschiede trotz großer Höhe auf. Ein Reh hat eine Körpertemperatur von rund 39 Grad Celsius, der Boden am frühen Morgen ist deutlich kühler", erläutert Drohnenpilot Matthias Gerling, der in Zusammenarbeit mit der Kreisjägerschaft den Flugeinsatz koordiniert. Er wird von den zuständigen Jägern beauftragt und bietet über seine Firma eigene Drohnen an, hat aber auch welche, die mit Zuschüssen vom Land NRW und zusammen mit den Jägern des Kreises angeschafft wurden. Die Kosten für diesen Einsatz am Samstagmorgen zahlten die Jagdpächter bzw. die Jagdausübungsberechtigten.

Eva Wiese erklärt, dass die Landwirte sich 24 Stunden vor einer geplanten Mähaktion mit den entsprechenden Jagdpächtern in Verbindung setzen müssen und diese die Absuche mit dem Hund und den Drohneneinsatz dann planen.

„In den ersten Tagen nach der Geburt wird das Kitz durch das Muttertier im hohen Gras versteckt. Im Gegensatz zum Muttertier ist es noch nicht in der Lage zu flüchten. Da es in den Tagen nach der Geburt noch keinen Geruch abgibt, kann es auch von den Jagdhunden nicht gefunden werden, wodurch man auf die Drohnen zurückgreifen muss. Wird ein Kitz aufgespürt, wird es vorsichtig in einen mit Gras ausgelegten Karton gelegt und in Sicherheit gebracht. Dabei ist darauf zu achten, dass das Kitz nicht mit bloßen Händen angefasst wird. Nimmt es nämlich den fremden Menschgeruch an, wird es von der Mutter nicht mehr versorgt. Handschuhe sind also auf jeden Fall Pflicht.
Ist die Wiese dann gemäht, wird das Kitz wieder freigelassen. Das Muttertier nimmt es wieder an und bringt es in den benachbarten Feldern an einen neuen sicheren Platz. Jeder Kitz-Fund ist ein Erfolgserlebnis für Jäger und Landwirte.“ Allein in zwei Wiesen wurden an diesem Morgen fünf Rehkitze vor dem Tod gerettet. Und wie schwierig dies ist, war am Präsenkamp deutlich mitzuerleben. Selbst einen Schritt neben dem im hohen Gras versteckten Kitz stehend, war es nicht zu entdeckten. Die Drohnenkamera hatte das Kitz zwar geortet, aber ein Blick ins Gras reichte nicht aus. Erst der Kontakt zum Drohnenpiloten über Funk und das Gras beiseite zu schieben brachten das Kleine ans Licht. So konnte es dann vorsichtig weggehoben und in einen Karton gesetzt werden. "Man kann bei der Grasernte noch so langsam fahren und aufpassen, aber das Kitz ist so gut versteckt, dass man es einfach nicht sehen kann", berichtet Willi Stadtmann. Und weiter: „Jeder Landwirt hat angesichts dieser Tatsache ein sehr ungutes Gefühl beim Mähen, schließlich will niemand, dass so ein kleines Reh ins Mähwerk gerät.“ Als dann die Absuche getan war, konnten Willi Stadtmann und seine Berufskollegen mit guten Gewissen ihre Wiesen mähen und das Futter für seine Tiere sichern.

Zusätzlich setzte er an seinem Mähwerk auch noch eine lautstarke Alarmsirene ein, um auch andere Kleintiere aufzuscheuchen und zu vertreiben.

Text und Fotos: Bludau

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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