Das Vorkommen des Schwimmkäfers im Rennbach, Erdbach und Hammbach ist ein gutes Zeichen für die Gewässergüte
Gefleckter Schnellschwimmer bringt Spitzensport nach Dorsten

Das dunkle Querband über den Augen der Käferlarve erinnert an Zorros Augenbinde. Foto: EGLV
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  • Das dunkle Querband über den Augen der Käferlarve erinnert an Zorros Augenbinde. Foto: EGLV
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Dorsten. Um Biathleten zu bestaunen, muss man nicht länger zu sportlichen Wettbewerben fahren. Denn am Rennbach, Erdbach und Hammbach in Dorsten lebt der „Gefleckte Schnellschwimmer“ – ein wahres sportliches Ausnahmetalent und daher vom Lippeverband zum Bewohner des Monats gekürt. Die Stärke des Schwimmkäfers? Er kann seine Beine besser zum Gegenschlag drehen als jeder menschliche Ruderer sein Sportgerät. Neben eindrucksvollen Körpereigenschaften ist er ein verlässlicher Anzeiger für gute Gewässerqualität: Er lebt nur in naturnahen Bereichen, da er neben Wasser eine vielfältige Uferstruktur für eine ungestörte Entwicklung braucht.

Der Gefleckte Schnellschwimmer ist einer von zirka 150 Schwimmkäfer-Arten in Deutschland und durch seine auffällige gefleckte Zeichnung auf den Flügeldecken erkennbar. Er ist 7 bis 8,5 Millimeter groß und durch seinen abgeflachten, stromlinienförmigen Körper perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Ein ganz besonderer Clou ist ein ölig-wasserabweisendes Sekret, mit dem der Käferkörper „eingefettet“ ist – so kann der Schwimmer noch besser durchs Wasser gleiten. Außerdem macht ihn die „Fettschicht“ auch zu einem guten Flieger, da sein Körper beim Verlassen des Wassers sofort trocken ist. Auch der beste Taucher kann nicht ewig unter Wasser bleiben. Zum Luftholen kommt der Käfer regelmäßig an die Wasseroberfläche, wo er über seinen Hinterleib Luft aufnimmt. Die speichert er in einem Raum zwischen Deckflügeln und Hinterleib und in einer Atemblase. Der Luftvorrat dient nicht nur der Sauerstoffversorgung. Der clevere Käfer passt die Luftmenge dem unterschiedlichen Wasserdruck an – je nachdem wie tief er taucht. So versucht er, das gleiche Gewicht wie das Wasser anzunehmen. Ein Prinzip, das sich auch Taucher durch ihre Tarierwesten zu Nutzen machen. 

Fett macht flugfähig

Der Käfer ist ein geschickter Jäger: Auf seiner Speisekarte stehen kleinere Wassertiere aller Art, die er durch spezielle Sensoren aufspürt. Insektenlarven, Kaulquappen oder Fischbrut packt er sich mit den Vorderbeinen und zerkleinert sie mit seinen Mundwerkzeugen. Zur Paarung ziehen sich verliebte Käfer unter die Wasseroberfläche zurück. Hier heftet sich das Männchen mithilfe besonders ausgebildeter Fußglieder auf dem Halsschild des Weibchens fest, um es zu begatten. Das Weibchen legt die befruchteten Eier ab, aus denen sich Larven entwickeln, die sich leicht an einem dunklen Querband auf dem Kopf von anderen Schwimmkäferarten unterscheiden lassen. Diese Zeichnung erinnert an „Zorros“ Augenbinde. Je kleiner, umso hungriger, möchte man meinen, denn die Nachkommen sind ausgesprochen gefräßige Räuber. Da sie weder kauen noch schlucken können, verfügen sie über scharfe, zangenartige Mundwerkzeuge, in denen ein Kanal verläuft. Sie ergreifen die Beute und injizieren durch den Kanal ein enzymhaltiges Verdauungssekret. Die Beute ist gelähmt und die Vorverdauung beginnt. Den verflüssigten Körperinhalt des Opfers saugt die Käferlarve einfach auf.
Nach drei Stadien, in denen sich die Larve regelmäßig häutet, klettert sie an Land. Im Uferbereich formt sie aus Erdbrocken und einer Kittsubstanz eine Kugel, in deren Schutz sie sich verpuppt. Je nach Temperatur dauert die Verpuppung zwischen zwei Wochen und drei Monaten, bis der fertige Käfer aus der Puppenhaut schlüpft. Häufig überwintert der Schwimmkäfer aber auch geschützt in der Puppenhöhle. Der Gefleckte Schnellschwimmer bevorzugt klare Bäche mit mittlerer Fließgeschwindigkeit und die Uferzonen größerer Gewässer als Lebensraum. Man findet ihn häufig zwischen dichten Wasserpflanzen, unter Holz und auf kiesig-sandigem Untergrund – dann gern auch gesellig in kleineren Gruppen. „Auf Gewässerverunreinigungen reagiert er äußerst empfindlich, denn er braucht viel Sauerstoff. Außerdem kann er im trüben Wasser nicht gut jagen“, weiß die Biologisch-technische Assistentin Sylvia Mählmann. Um seinen vollständigen Entwicklungszyklus zu durchleben, braucht der Schwimmkäfer viel Ruhe und außerdem naturnahe
Uferstrukturen. „Sein Vorkommen ist damit in Gewässern immer ein positives Zeichen. Toll ist, dass er als guter Flieger andere Gewässerabschnitte zügig als neue Lebensräume erschließen kann“, erklärt Sylvia Mählmann.

Hintergrund: Serie: Bewohner des Monats
Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Sie bieten Menschen nicht nur Erholung, sondern sind als Ökosysteme unverzichtbar und schützenswert. Ein Großteil der Wasserlebewesen sind wirbellose Tiere (Makrozoobenthos), die häufig am Boden oder Rand des Gewässers leben. Dazu gehören u.a. Wasserinsekten, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Denn nur ein natürliches Gewässer weist eine hohe Anzahl und Vielfalt wirbelloser Tiere auf.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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