Ein ungewöhnlich trockener Winteranfang sorgt für Niedrigwasser in der Lippe und ihren Nebenläufen

Halima Sandbank | Foto: Emschergenossenschaft / Lippeverband
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Dorsten. Auch wenn es über Weihnachten an mehreren Tage geregnet hat, für den Dezember 2016 sind in der gesamten Region weit unterdurchschnittliche Niederschläge zu verzeichnen – und für die Lippe und ihre Nebenläufe wie Ahse, Seseke, Dattelner Mühlenbach und Stever ungewöhnlich niedrige Pegelstände.

Der langfristige Trend in den vergangenen 20 Jahren verlief eher umgekehrt. Als Folge des Klimawandels wurden höhere Niederschläge und höhere Durchschnittstemperaturen im Winterhalbjahr erwartet und häufig auch verzeichnet. Das haben Auswertungen von Klimadaten durch Emschergenossenschaft und Lippeverband auch für unsere Region bestätigt – aber eben nur im Durchschnitt.
Im letzten Quartal 2016 sind dagegen ungewöhnlich geringe Niederschläge gefallen. Nach der Rekordwärme und -trockenheit im September haben Flüsse und Bäche ihre Wasserstände bis heute nicht auf Normalniveau gebracht.

Ein gutes Beispiel ist die Lippe. Ihre Pegel liegen unterhalb von Hamm bis kurz vor Wesel durchweg knapp über Niedrigwasser – typische Wasserstände für den Hochsommer, aber nicht für Herbst und Winter.

Nach dem Regen über Weihnachten haben sich die Lippepegel leicht nach oben bewegt, fallen aber jetzt bereits wieder – in Lünen aktuell auf 2,50 m, in Haltern auf 1,40 m.

In Dorsten steht die Lippe scheinbar besonders hoch.

Dort liegt der Wasserstand derzeit bei 4,70 m. Der Grund liegt aber darin, dass sich die Lippe durch die lange Deichstrecke hier besonders tief eingegraben hat, so dass die Pegelwerte in Dorsten immer mehrere Meter höher sind als anderswo und bei Hochwasser durchaus 10 m erreichen können.

Kann man das Niedrigwasser sehen? Da gibt es durchaus markante Stellen. Wer zum Beispiel in Haltern von der Brücke Lippramsdorfer Straße aus auf die Lippe schaut –nicht nach Westen, wo der große HaLiMa-Deich gebaut wird, sondern nach Osten - sieht dort am Flussufer eine deutlich ausgeprägte Sandbank, die nur bei niedrigen Wasserständen auftaucht. Auch im Lippedorf Ahsen gibt es eine Brücke über den Fluss, unter der im Moment eine ausgeprägte Stromschnelle zu sehen ist, die sonst im Winter unter dem höher stehenden Wasser verborgen ist. Schwer zu erkennen, aber trotzdem sichtbar ist der „Hungerstein“ ca. 50 m östlich der Lippebrücke Bork-Vinnum – ein Findling im Fluss unweit des Ufers, der nur bei niedrigen Wasserständen zutage tritt. Der Name stammt aus früheren Jahrhunderten und will ausdrücken, dass wenig Wasser in der Lippe in der Regel auch wenig Regen bedeuten – und damit schlechte Erträge in der Landwirtschaft.

Auch die Niederschlagsbilanz für den Monat Dezember ist tief im Keller: Ein durchschnittlicher Dezember bringt in unserer Region je nach Ort 70 bis 80 Liter Regen oder Schnee pro Quadratmeter. Vom 1. bis zum 21. Dezember waren im Durchschnitt des Lippeverbands-Gebietes gerade mal 10 Liter gefallen. Über Weihnachten kamen hinzu: in Lünen und Datteln 9 Liter, in Waltrop und Selm 8, in Haltern 11 und in Dorsten 6 Liter – jeweils gemessen an den Regenschreibern des Lippeverbandes. Hier schränken unsere Hydrologen jedoch ein: „Vorsicht, das sind ungeprüfte Rohdaten!“ Denn die Werte wurden online abgerufen, eine Überprüfung kann erst im neuen Jahr erfolgen. Jedoch wird sich dadurch am Ergebnis grundsätzlich nicht viel ändern.

Wer sich selbst ein Bild von den aktuellen Wasserständen der Lippe machen will, findet sie auf der Internetseite eglv.de/wasserportal/aktuelles/wetterpegelstaende/

Halima Sandbank | Foto: Emschergenossenschaft / Lippeverband
Die Lippe | Foto: Emschergenossenschaft / Lippeverband
Autor:

Susann Kahl aus Dorsten

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